Der Bordeaux-Betrug - Der Bordeaux-Betrug - The Bordeaux Betrayal
gab mir nicht die Hand. »Ich habe von Ihnen gehört«, sagte sie. »Sie besitzen ein Weingut und veranstalten diese Auktion.«
Wer hatte ihr davon erzählt? Wir hatten die Auktion gerade erst bekannt gegeben, eine Wohltätigkeitsveranstaltung, um Geld für ein Programm zur Betreuung von obdachlosen und schutzbedürftigen Kindern rund um Washingtons U-Bahn aufzutreiben. Eine meiner früheren Stubenkameradinnen vom College, die dieses Programm inzwischen leitete, hatte mich um Unterstützung gebeten, nachdem ich im Frühling einen Haufen Geld für die örtliche Free Clinic zusammengebracht hatte.
»Ganz richtig«, erwiderte ich Valerie.
»Wie haben Sie es geschafft, an diese Flasche Margaux zu kommen?«, fragte sie. »Sie müssen über besondere Überredungskünste verfügen.«
Es klang nicht wie ein Kompliment. »Sie wären überrascht«, sagte ich. »Und es ist für einen guten Zweck.«
1790 hatte Thomas Jefferson eine Ladung Wein für sich und seinen guten Freund George Washington bei vier der größten französischen Weingüter in Bordeaux geordert – den Château Lafite, Margaux, Mouton und d’Yquem. Anscheinend schaffte es ein Teil der Ladung – oder vielleicht die gesamte Sendung – weder nach Mount Vernon noch nach Monticello. Zweihundert Jahre später tauchte eine Flasche mit den Initialen ›G. W.‹, der Jahreszahl und ›Margaux‹ in das Glas geritzt in der Privatsammlung von Jack Greenfield auf, dem Besitzer von Jeroboam’s Fine Wines in Middleburg, Virginia. Vor einer Woche hatte mich Jack angerufen und den Wein für unsere Auktion angeboten. Das war die gute Nachricht gewesen. Die schlechte Nachricht war der miese Zustand des Flascheninhalts. Mehr als wahrscheinlich, so teilte er mit, war er umgekippt – und jetzt handelte es sich wohl nur noch um eine Flasche sehr alten, sehr teuren Rotweinessigs.
Dennoch, sie stellte ein Stück flüssiger Geschichte dar. Und sie würde das Juwel in der Krone unserer kleinen Wohltätigkeitsauktion sein. Als Ryan davon hörte, hatte er sich angeboten, darüber in Worthwile Wines zu berichten.
»Dank meiner Hilfe werden Sie landesweit Aufsehen erregen«, sagte er. »Veröffentlicht in …«
»Ich weiß. In mehr als zweihundert Zeitungen«, sagte ich. »Danke! Das würde für eine fabelhafte PR sorgen.«
Doch seine Kolumne sollte erst am folgenden Tag erscheinen. Irgendjemand musste Valerie von dem Wein berichtet haben. Ihr Lächeln verriet Schadenfreude. Sie wusste, dass ich nicht die Absicht hatte, sie zu fragen, wie sie dahintergekommen war.
Ryan stürzte seinen Champagner hinunter und schnappte sich ein neues Glas bei einem vorbeikommenden Ober. »Sonst noch wer? Nein?« Er trank den Champagner in einem Zug und starrte Valerie an. »Mein Gott, Val, du bist unbezahlbar! Nur weil du überall durch die Betten steigen musst, um zu bekommen, was du haben willst, heißt das noch lange nicht, dass es alle anderen auch tun. Wer hat dir von diesem Margaux berichtet? Ich habe in meiner Kolumne darüber geschrieben, aber die ist noch nicht erschienen.«
Sie lachte, als habe er gerade einen schlüpfrigen Witz erzählt, der ihr Spaß gemacht hatte. »Ich habe mit Clay Avery in einem Restaurant zu Mittag gegessen, das sich Goose Creek Inn nennt. Er hat sie mir zu lesen gegeben«, sagte sie. »Weißt du übrigens, dass er möchte, dass ich für die Trib schreibe? Tut mir leid, aber er langweilt sich bei deinen Kolumnen und all dem anderen trivialen Zeug, das du verfasst, zu Tode. Außerdem meint er, du wärst ein aufgeblasener Esel.« Sie blinzelte. »Ich schätze, du solltest deine Kolumne langsam in Worth-less Wines umtaufen, was? Vielleicht solltest du mal daran denken, deinen Lebenslauf aus der Mottenkiste zu holen. Aber sag Clay nicht, dass ich es dir erzählt habe.«
Clayton Avery war der Besitzer der Washington Tribune . Er hatte sich aus dem aktuellen Tagesgeschäft zurückgezogen. Auf Frauen jedoch warf er immer noch ein Auge – je jünger, desto besser –, sodass ich mir gut vorstellen konnte, dass er Valerie zum Essen und einem Flirt eingeladen hatte. Ich konnte mir allerdings nicht vorstellen, dass Clay, ein wahrhaftiger Südstaaten-Gentleman, sich bei Valerie in derart rüder Form über seinen Weinkritiker ausgelassen haben sollte.
Auf Ryans Gesicht zeichneten sich kleine rote Flecken ab. »Vielleicht hat Clay ein wenig zu viel zum Essen getrunken, aber ich bezweifle, dass er dich engagieren würde«, sagte er. »Wenn dir jemals ein eigenständiger
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