Der Boss und die sexy Luegnerin
Liebe war. Sie war überwältigt gewesen, weil so ein bedeutender Architekt wie Blaine Andersen sie und nur sie gewollt hatte. Er hatte ihr erzählt, sein Urgroßvater hätte das Waverly-Auktionshaus entworfen. Er war so liebevoll und nett gewesen – hatte ihr Blumen und Süßigkeiten ins Büro gebracht, hatte ihren Blackberry gefunden, beide Male, die sie ihn verloren hatte. Er war der Traumprinz, daran hatte sie geglaubt.
Bis sie ihm erzählt hatte, dass sie schwanger war. Und er verschwunden war. Und sie ihn gesucht und entdeckt hatte, dass Blaine Andersen, Architekt, gar nicht existierte. Dass der Andersen, der das Waverly entworfen hatte, nie Kinder gehabt hatte. Dass sie bereitwillig all die Lügen geschluckt hatte, weil sie so sehr geliebt werden wollte. Akzeptiert.
Die Erinnerungen schwirrten ihr durch den Kopf und ließen sie voller Wut zurück. Das musste Blaines Werk sein. Nur ihm hatte sie ihre Vergangenheit anvertraut.
„Du wirst mich kein zweites Mal zur Närrin machen“, murmelte sie und tippte schnell eine Antwort.
Wer bist Du?
Die Antwort traf umgehend ein. Spielt keine Rolle. Ich kenne dich. Und ich werde dafür sorgen, dass du dein Baby verlierst.
Allein schon die Worte auf dem Bildschirm zu sehen, krampfte sich ihr Bauch vor Furcht zusammen. Der Absender, wer immer er war, hatte einen Link mitgeschickt. Voller Angst klickte sie darauf.
Ein alter Zeitungsartikel erschien auf dem Bildschirm. Eine Story über ihren Vater und wie er gestorben war. Schnell klickte sie das alles weg, als könnten sich die Worte in den Bildschirm einbrennen und als Schandfleck darauf zurückbleiben.
Charlie presste die Hände zusammen, bis ihre Knöchel weiß wurden. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Wenn sie vor Gericht um ihren Sohn kämpfen müsste, würde sie verlieren. Das wusste sie.
„O Gott!“
„Probleme?“
Sie fuhr herum und sprang auf. Vance Waverly stand im Türrahmen. Wirkte sie so schuldig, wie sie sich fühlte? Konnte er die Panik in ihren Augen sehen? Wie lange stand er schon da? Was hatte er gesehen? Was gehört?
Er trat ins Zimmer und schien es ganz und gar auszufüllen. Er war so groß, so breitschultrig, und seine Augen waren scharf genug, um einer Frau bis auf den Grund ihrer Seele zu blicken. Sie hoffte, sein Blick ginge in genau diesem Moment nicht so tief.
„Nein“, brachte sie schließlich hervor. „Keine Probleme.“ Die Lüge kam ihr leicht über die Lippen, auch wenn sie einen bitteren Geschmack zurückließ. Sie wollte kein Leben führen, das sie zum Lügen zwang. Aber welche Wahl hatte sie?
„Gut.“ Er musterte sie immer noch. „Haben Sie die Papiere für die Ming-Vasen fertig?“
„Ja, ich bringe sie Ihnen sofort.“
„Ist wirklich alles in Ordnung?“ Er betrachtete sie nachdenklich und mit schmalen Augen.
Reiß dich zusammen, Charlie! ermahnte sie sich. Sie durfte ihn nicht sehen lassen, wie durcheinander sie war. Er durfte nicht wissen, dass jemand versuchte, sie zu erpressen. Sie konnte nicht riskieren, dass jemand herausfand, wer sie war – wenigstens nicht, bis sie einen Ausweg aus diesem Chaos gefunden hatte. Ihr würde schon was einfallen. Sie brauchte nur etwas Zeit. Nur ein bisschen Zeit.
Charlie atmete kurz durch und nickte. „Selbstverständlich. Ich hole Ihnen die Papiere.“
Als er in sein Büro zurückging, fiel sie in sich zusammen. Was sollte sie bloß tun? Wenn sie wie verlangt die Unterlagen weiterleitete, konnte sie das den Job kosten. Leitete sie die Papiere nicht weiter, konnte sie ihren Sohn verlieren. Doch wenn sie beim Weiterleiten der Papiere erwischt wurde, konnte sie ins Gefängnis kommen und ihren Sohn verlieren.
Tränen brannten ihr in den Augen, aber sie kämpfte gegen sie an. Sie würde nicht weinen. Sie war nicht mehr das naive junge Ding, das Jakes Vater verführt und betrogen hatte. Sie war älter. Klüger. Sie hatte sich verbrannt und ihre Lektion gelernt. Und jetzt musste sie nicht nur sich selbst beschützen. Sie war eine Mutter. Und niemand würde ihr den Sohn wegnehmen.
Niemand.
In den folgenden Tagen behielt Vance seine neue Assistentin genau im Blick. Sicher, er kannte sie nicht gut, aber selbst er erkannte die Veränderungen an ihr. Sie war sprunghaft. Nervös. Wenn sie ihr Mail-Programm öffnete, schien es, als erwarte sie, ihr Computer würde explodieren.
„Irgendwas stimmt nicht mit ihr“, sagte er.
„Dann finde raus, was es ist“, erwiderte Roark.
„Tolle Idee. Warum bin ich da nicht drauf
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