Der Boss und die sexy Luegnerin
Nicht gerade ein Bilderbuchhintergrund.“
„Auch nicht wirklich deine Verantwortung. Du warst fünf.“
„Leicht gesagt, für dich. Du hast doch keine Ahnung, wie es war. Alle in der Stadt haben über uns geredet. Aber das kannst du nicht verstehen, wie solltest du auch?“
„Danke für das Vertrauen“, murmelte er. „Du bist nicht die Einzige, über die geredet wird. Schon mal einen Blick in die Zeitung geworfen? Über die Waverlys wird ständig getrascht.“
„O ja, du Armer! Wie furchtbar, dass man dir zu all diesen schicken Essen folgt und dich zwingt, für Fotos zu posieren. Wirklich sehr aufdringlich.“
„Gut zu wissen, dass du ein Temperament hast.“ Er hob eine Augenbraue. „Und Sarkasmus.“
Sie blickte ihn missmutig an. „Du bist erst die zweite Person, der ich das von mir erzähle. Ich hätte gedacht, du würdest verstehen, wie beschämend das für mich ist.“
„Ich sehe, dass du dich schämst. Ich verstehe nur nicht warum! Dann bist du eben in Armut aufgewachsen, na und?“
„Du verstehst das nicht.“ Sie schüttelte den Kopf – eher wütend als verzweifelt. Und Vance war froh, das zu sehen.
„Gut. Dann verstehe ich das also nicht. Und jetzt erzähl mir den Rest.“
„Da gibt es nicht mehr viel zu erzählen.“ Sie rückte von ihm ab. „Ich habe für mich selbst gesorgt, bin durchs College gekommen, und als Grandma gestorben ist, bin ich nach New York gezogen.“
„Und Jakes Vater?“
Sie sprang auf und umklammerte ihre Wasserflasche. „Was soll’s? Erzähl ich dir also auch noch den demütigenden Rest und bring es hinter mich.“ Der Ausdruck in ihren Augen brachte Vance dazu, aufzustehen und zu ihr zu gehen.
Doch sie hob eine Hand und hielt ihn auf Abstand. „Sei jetzt nicht nett zu mir, okay? Ich hänge hier am seidenen Faden.“
„Okay. Dann raus damit.“
„Jakes Vater habe ich kennengelernt, gleich nachdem ich den Job bei Waverlys bekommen habe.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Blaine Andersen. So hieß er – zumindest hat er mir das erzählt.“
Vance schwieg. Er hatte so eine Ahnung, worauf das Ganze hinauslief, doch nichts, was er hätte sagen können, wäre jetzt hilfreich gewesen.
„Er war süß und witzig. Wir sind in den Park gegangen und ins Kino. Er hat mir Blumen und sogar einen neuen Black Berry geschenkt, als ich meinen verloren hatte. Er hat gesagt, er würde mich lieben und …“
„Und du hast ihn geliebt.“ Seltsam, aber diese Worte hinterließen einen bitteren Geschmack in seinem Mund.
„Zumindest hab ich das gedacht. Als ich rausgefunden habe, dass ich schwanger war, wollte ich ihm davon erzählen. Doch er war weg.“ In der Erinnerung versunken, schüttelte sie den Kopf. „Vertraute Story, oder? Kleinstadtmädchen kommt in die große Stadt und wird ausgenutzt. Gott, ich habe mich so dumm gefühlt. Ich bin sogar zum Andersen-Architekturbüro gegangen, weil er mir erzählt hatte, das gehöre seiner Familie. Doch die hatten nie von ihm gehört.“
„Charlie …“
„Ist schon okay. Das spielt alles keine Rolle mehr. Immerhin habe ich Jake wegen all dem. Und er bedeutet mir alles.“
Vance lächelte, als er an den kleinen Jungen dachte, der sich bereits einen Platz in seinem Herzen erobert hatte. Eine Komplikation mehr, die er so nicht geplant hatte. „Er ist ein tolles Kind.“
„Ja.“ Sie erwiderte sein Lächeln.
„Dann ist das alles? Das sind all deine dunklen Geheimnisse?“
„Tja, ich habe dir noch nicht meine Sucht nach Erdbeeren in Schokolade gestanden – aber davon mal abgesehen, ja, das ist alles.“ Sie seufzte auf. „Fühlt sich an, als sei mir ein Riesenlast von den Schultern gefallen.“
„Nicht gerade überraschend. Warum hast du das alles für dich behalten, Charlie? Warum bist du damit nicht zu mir gekommen?“
„Ich bin daran gewöhnt, für mich selbst zu sorgen.“ Sie seufzte erneut. „Und ich habe nicht gedacht, dass du mir glauben würdest.“
„Nun, das tue ich aber.“
Als sie voller Hoffnung zu ihm aufblickte, fühlte er sich wie der sprichwörtliche Ritter in der weißen Rüstung, aber das war er nicht. Himmel, halb Manhattan würde beschwören, dass er der Bösewicht und nicht der Held war. Trotzdem genoss er ihren Blick.
„Ich bin also nicht gefeuert?“, fragte sie.
„Das wirst du, wenn du mir noch mal so was verschweigst.“ Er legte einen Arm um sie und zog sie an sich. „Charlie, du musst damit nicht allein fertig werden.“
„Ich weiß nicht, wie
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