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Der Botschafter

Der Botschafter

Titel: Der Botschafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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durch unverständliche Satzfetzen oder lautes Lachen unterbrochen wurde.
    Er schaltete den Kassettenrecorder aus und nahm seine 9mm-Beretta aus dem samtgefütterten Edelstahletui. Während er die Pistole zerlegte und alle Teile mit einem weichen Tuch abwischte, dachte er darüber nach, wie er den Botschafter und Michael Osbourne erschießen würde.

37 
    WASHINGTON

    »Alles Gute zum Sankt-Patricks-Tag!« sagte Präsident James Beckwith, als er am folgenden Morgen im Rosengarten des Weißen Hauses ans Rednerpult trat, flankiert vom irischen Premierminister Bertie Ahern und dem britischen Außenminister Robin Cook. Hinter dem Präsidenten standen die Führer der nationalistischen und unionistischen Parteien in Ulster - darunter Gerry Adams von der Sinn Fein und David Trimble von der Ulster Unionist Party, der Defacto-Premierminister Nordirlands.
    »Wir haben uns heute nicht zu einer Krisensitzung, sondern zu einer Feier versammelt«, fuhr Beckwith fort. »Wir feiern das gemeinsame Erbe, das uns verbindet, und wollen unsere Verpflichtung erneuern, in Nordirland einen friedlichen Wandel herbeizuführen.«
    Douglas Cannon saß seitlich von ihm zwischen hohen Beamten des Weißen Hauses und des Außenministeriums, die an der Konferenz teilnehmen würden. Er beteiligte sich an dem höflichen Applaus.
    »Letzten Monat hat eine Gruppe loyalistischer Gewalttäter - die sogenannte Ulster Freedom Brigade - versucht, den amerikanischen Botschafter in Großbritannien, meinen alten Freund und Kollegen Douglas Cannon, zu ermorden«, fuhr Beckwith fort. »Das war wirklich das letzte Aufbäumen derer, die Nordirlands Probleme mit Gewalt statt mit Kompromissen lösen wollen. Sollte jemand an unserem Engagement für den Frieden zweifeln, fordere ich ihn auf, nur eines zu bedenken: Botschafter Douglas Cannon ist heute unter uns, während die Ulster Freedom Brigade nur mehr eine unschöne Erinnerung ist.«
    Beckwith drehte sich nach rechts, lächelte Douglas zu und begann zu applaudieren. Gerry Adams, David Trimble, Bertie Ahern, Robin Cook und alle übrigen Anwesenden schlössen sich ihm an.
    »Und jetzt müssen Sie uns bitte entschuldigen - wir haben zu arbeiten«, sagte Beckwith.
    Er trat vom Rednerpult zurück, bedeutete den Politikern mit ausgebreiteten Armen, ins Oval Office vorauszugehen, und ignorierte die Fragen, die das Pressekorps des Weißen Hauses ihm zurief.
    Als Douglas am Spätnachmittag in die N Street zurückkam, wurde er von Michael und Elizabeth erwartet.
    »Wie hat's geklappt?« fragte Michael.
    »Besser als erwartet. Da die Ulster Freedom Brigade jetzt ausgeschaltet ist, glaubt Gerry Adams, daß die IRA ernstlich über eine Außerdienststellung nachdenken wird.«
    »Was ist unter ›Außerdienststellung‹ zu verstehen?« fragte Elizabeth.
    »Daß die IRA ihre Waffen abgibt, ihre Terroristenzellen und ihre Kommandostruktur auflöst.«
    »Nach unseren Schätzungen hat allein die IRA hundert Tonnen Waffen und zweieinhalb Tonnen Semtex gelagert«, sagte Michael. »Und dazu kommen die Bestände protestantischer paramilitärischer Gruppen. Deshalb ist es so wichtig, den Friedensprozeß in Gang zu halten.«
    »Es sind in kürzester Zeit bemerkenswerte Fortschritte erzielt worden, aber der Friedensprozeß kann immer noch scheitern.
    Sollte es dazu kommen, wären Gewalttätigkeiten ungeahnten Ausmaßes zu befürchten.« Douglas sah auf seine Uhr. »Jetzt beginnt der anstrengende gesellige Teil. Der Empfang der Sinn Fein im Mayflower, der Empfang der Ulster Unionist Party im Four Seasons und der Empfang der Briten in ihrer Botschaft.«
    »Was zum Teufel ist das?« fragte Elizabeth, als sie sich für die Empfange umzogen.

    »Meine Dienstwaffe, eine Browning-Pistole mit fünfzehn Schuß im Magazin.«
    Michael steckte die Pistole in das Schulterhalfter und zog sein Jackett darüber.
    »Warum trägst du eine Waffe?«
    »Weil mir damit wohler ist.«
    »Daddy wird heute abend die ganze Zeit von einem DSS-Agenten begleitet.«
    »Man kann nie zu vorsichtig sein.«
    »Gibt's irgendwas, das du mir verschwiegen hast?«
    »Mir ist nur wohler, wenn dein Vater wieder in London ist, wo er von Marineinfanteristen und Beamten der Special Branch beschützt wird, die einen Attentäter auf hundert Schritte zwischen die Augen treffen können.«
    Er strich sein Jackett glatt.
    »Wie sehe ich aus?«
    »Wundervoll.« Sie schlüpfte in ihr Kle id und kehrte ihm den Rücken zu. »Zieh mir den Reißverschluß hoch. Wir sind schon spät dran.«
    Im

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