Der Botschafter
war, an dessen Scheibe er das Mikrofon geklebt hatte.
Douglas Cannon hatte zu seiner Dinner Party ursprünglich nur einen intimen Kreis von acht Personen einladen wollen, aber als Folge des Attentatsversuchs in Hartley Hall war daraus eine Abendgesellschaft für fünfzig Gäste geworden mit Essen vom Partyservice, gemieteten Tischen und Stühlen und einigen Studenten in blauen Blazern, die die Autos der Gäste in den umliegenden Straßen parkten. So konnte man in Washington berühmt werden. Douglas hatte über zwanzig Jahre in dieser Stadt gelebt und gearbeitet, aber erst der Anschlag hatte ihn zu einem Star gemacht. CIA und britischer Geheimdienst hatten zu dieser plötzlichen Berühmtheit des Botschafters beigetragen, indem sie Geschichten über seine Gelassenheit unter feindlichem Feuer verbreitet hatten, obwohl Douglas zum Zeitpunkt des Überfalls auf Hartley Hall längst friedlich im Winfield House geschlafen hatte. Douglas hatte diese gut ausgedachte Kriegslist bereitwillig mitgemacht. Tatsächlich empfand er ein gewisses kindliches Vergnügen dabei, die Washingtoner Medienbarone irrezuführen.
Die Gäste trafen kurz nach sieben Uhr ein. Unter ihnen waren zwei alte Freunde des Botschafters aus dem Senat und mehrere Abgeordnete. Die Washingtoner Bürochefin von NBC brachte ihren Mann mit, der Bürochef von CNN war. Cynthia Martin kam allein; Adrian Carter kam in Begleitung seiner Frau Christine.
Um Michael zu schützen, der nicht als CIA-Offizier enttarnt werden sollte, behaupteten Cynthia und Carter, sie bearbeiteten im Außenministerium mit Nordirland zusammenhängende Fragen. Carter wollte Michael kurz unter vier Augen sprechen, daher gingen sie in den Garten und blieben am Swimmingpool stehen.
»Wie ist's dir heute morgen mit Bristol ergangen?« fragte Carter. »Er schien beeindruckt«, antwortete Michael. »Beckwith hat auch einen Augenblick den Kopf zur Tür reingesteckt.«
»Tatsächlich?«
»Er hat gesagt, er sei mit dem Ergebnis des Unternehmens Kesselpauke zufrieden, und der Friedensprozeß sei wieder ins richtige Gleis gekommen. Du hast recht, Adrian - ihm liegt wirklich sehr viel daran.« Michael zögerte kurz. »Damit bin ich offiziell nicht mehr für Nordirland zuständig?«
»Sobald die Delegationen abreisen, löst Cynthia dich ab, und du wirst in die Abteilung Naher Osten zurückversetzt.«
»Wenn's eine Konstante in der Agency gibt, dann ist das der Wechsel«, sagte Michael. »Aber ich wüßte trotzdem gern, warum Monica ausgerechnet jetzt beschlossen hat, die Karten neu zu mischen und mich nicht mehr nach Oktober fahnden zu lassen.«
»Aus ihrer Sicht ist der Fall Oktober abgeschlossen. Selbst wenn Oktober noch leben und arbeiten sollte, würde er nach Monicas Überzeugung weder Amerikaner noch amerikanische Interessen gefährden - und erscheint deshalb nicht auf dem Radarschirm der Zentrale.«
»Bist du ihrer Meinung?«
»Natürlich nicht, und das habe ich ihr auch gesagt. Aber sie ist die Direktorin und entscheidet letztlich, wer unsere Zielpersonen sind.«
»Ein echter Kerl würde an deiner Stelle zurücktreten.«
»Manche von uns haben nicht die finanzielle Flexibilität, um mutige moralische Positionen zu vertreten, Michael.«
Elizabeth erschien in der Terrassentür.
»Kommt ihr bitte wieder herein?« fragte sie. »Schließlich habt ihr oft genug Gelegenheit, miteinander zu reden.«
»Wir kommen gleich«, sagte Michael.
»Übrigens noch etwas«, sagte Adrian, als Elizabeth wieder hineingegangen war. »Ich habe von der kleinen Porträtsitzung gehört, die du neulich mit Morton Dünne im OTS veranstaltet hast. Was zum Teufel hast du damit bezweckt?«
»Vor ein paar Wochen ist in Paris ein Schönheitschirurg namens Maurice Leroux ermordet worden.«
»Und?«
»Ich habe mir überlegt, ob Oktober sich vielleicht einer Gesichtsoperation unterzogen hat.«
»Und danach den Chirurgen ermordet hat, der ihn operiert hat?«
»Richtig, das habe ich mir überlegt.«
»Hör zu, Michael - Monica hat dir ein anderes Aufgabengebiet zugewiesen. Ich will keine Recherchen auf eigene Faust mehr erleben. Kein Surfen durch Ermittlungsakten, keine privaten Nachforschungen. Was dich betrifft, ist Oktober tot.«
»Du willst mir doch nicht etwa drohen, Adrian?«
»Doch, das will ich.«
Delaroche setzte seinen Kopfhörer ab und zündete sich eine Zigarette an. Das Stimmengewirr der Gäste war zuviel für sein Mikrofon, so daß er nur noch ein gleichmäßiges Summen hörte, das gelegentlich
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