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Der Botschafter

Der Botschafter

Titel: Der Botschafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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darf. Das sollten Sie berücksichtigen, wenn Sie und Ihre britischen Freunde wieder mal versuchen, einen Spitzel anzuwerben.«
    »Ich dachte, Sie hätten eine Nachricht für mich.«
    »Sie betrifft diese Person, die Eamonn Dillon vor seiner Ermordung ausspioniert hat - Rebecca Wells.«
    »Was ist mit ihr?«
    »Sie hat sich nach dem Überfall auf Hartley Hall nach Paris abgesetzt.« Adams hob seine Teetasse, um Michael spöttisch zuzuprosten. »Das war klasse Arbeit, Mr. Osbourne.«
    Michael äußerte sich nicht dazu.
    »Wells hat in Montparnasse bei einem schottischen Söldner namens Roderick Campbell gelebt. Nach Devlins Erkenntnissen haben Campbell und sie einen Killer gesucht, der Ihren Schwiegervater töten soll.«
    Michael setzte sich ruckartig auf. »Wie zuverlässig ist seine Quelle?«
    »Solche Einzelheiten habe ich mit Devlin nicht besprochen, Mr. Osbourne. Aber sie haben selbst erlebt, wie er arbeitet. Er ist kein Mann, der leichtsinnig unbewiesene Behauptungen aufstellt.«
    »Wo ist Rebecca Wells jetzt?«
    »Sie hat Paris vor einigen Wochen Hals über Kopf verlassen.
    Devlin ist es nicht gelungen, sie wieder aufzuspüren.«
    »Was ist mit Roderick Campbell?«

    »Er ist mit einer jungen Frau in seiner Wohnung erschossen worden.« Adams genoß es sichtlich, Michael etwas ihm Neues zu erzählen. »Auf den High-Tech-Monitoren im Zentrum für Terrorismusbekämpfung ist das vermutlich nicht aufgetaucht.«
    »Haben Wells und Campbell es geschafft, einen Killer anzuheuern?«
    »Das weiß Devlin nicht, aber an Ihrer Stelle würde ich den Botschafter weiterhin gut bewachen, wenn Sie wissen, was ich meine. Für alle am Friedensprozeß Beteiligten wäre es ein schwerer Schlag, wenn es einem Killer gelänge, Ihren Schwiegervater jetzt umzulegen.« Adams stellte seine Teetasse ab, um zu signalisieren, ihr Gespräch sei beendet. »Devlin hofft, daß damit etwaige Irritationen wegen Kevin Maguire ausgeräumt sind.«
    »Devlin kann mich mal!«
    Adams grinste. »Ich werd's ihm ausrichten.«
    Rebecca Wells saß einen halben Straßenblock vom Haupteingang des Hotels Mayflower entfernt am Steuer des Volvos. Sie beobachtete, wie Botschafter Cannon und das Ehepaar Osbourne in Begleitung des DSS-Agenten aus dem Hotel kamen. Sie ließ den Motor an und tippte eine Kurzwahlnummer in ihr Mobiltelefon.
    »Ja?«
    »Sie verlassen jetzt die erste Zwischenstation und fahren zur zweiten.«
    Die Verbindung wurde unterbrochen.
    Rebecca fuhr an und ordnete sich in den Abendverkehr auf der Connecticut Avenue ein.
    »Seit wann bist du so gut mit Gerry befreundet?« erkundigte sich Elizabeth.
    »Wir verkehren in ähnlichen Kreisen.«
    »Was hat er gewollt?«

    »Er hat sich dafür entschuldigt, was mir in Belfast passiert ist.«
    »Hast du seine Entschuldigung angenommen?«
    »Nicht wirklich.«
    »Und das war alles?«
    »Das war alles.«
    Douglas ergriff das Wort. »Also gut, wir überschreiten jetzt die Glaubensgrenze. Ab ins Four Seasons zu Drinks mit den Protestanten!«
    »Glaubst du, daß diese Leute jemals gemeinsame Empfange geben werden?« fragte Elizabeth.
    »Das werden wir nicht mehr erleben«, sagte Michael.
    Eineinhalb Stunden später parkte Rebecca Wells den Volvo in einem mit Bäumen bestandenen Teil der Massachusetts Avenue in Upper Northwest Washington. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand der weitläufige Komplex der britischen Botschaft. Von ihrem Standort aus konnte sie den Vorplatz der Residenz des Botschafters überblicken. Die ersten Gäste verließen den Empfang.
    Rebecca öffnete den Brief, den Delaroche ihr gegeben hatte, und las ihn im schwachen Lichtschein der Straßenbeleuchtung.
    Dann faltete sie ihn zusammen und steckte ihn wieder ein. Sie erinnerte sich an jenen eisigen Nachmittag am Strand in Norfolk - an den Nachmittag, an dem sie nach Schottland gefahren war, um Gavin Spencer und die Waffen abzuholen. Kaum zu glauben, daß dieser Tag, seit dem soviel passiert war, nur einen Monat zurücklag. Sie erinnerte sich an die eigenartige, heitere Zufriedenheit, die sie empfunden hatte, während sie an dem einsamen Strand unterwegs gewesen war. Sie wäre am liebsten für immer dort geblieben. Und jetzt bot dieser Mann ohne Vergangenheit - dieser gedungene Killer, der sie geliebt hatte, als sei ihr Körper aus Glas - ihr einen Zufluchtsort am Meer an.

    Sie sah gerade noch rechtzeitig auf, um zu sehen, wie Douglas Cannon und das Ehepaar Osbourne die Residenz des britischen Botschafters verließen. Sie tippte

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