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Der Botschafter

Der Botschafter

Titel: Der Botschafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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erneut die Kurzwahlnummer ein und wartete auf die Stimme des Mannes, den sie nur als Jean-Paul kannte.
    Delaroche beendete das kurze Gespräch mit Rebecca Wells und verließ den Sandwichshop. Er ging auf der Potomac Street rasch nach Norden, bis er die N Street erreichte. Das Haus der Osbournes war zwei Straßenblocks weit entfernt. Er bewegte sich jetzt langsamer, schlenderte die stille Straße hinunter und achtete instinktiv auf irgendwelche Anzeichen für eine verstärkte Überwachung.
    Er mußte im exakt richtigen Moment eintreffen. Der DSS-Agent, der Douglas Cannon begleitete, würde seinen Kollegen die unmittelbar bevorstehende Rückkehr des Botschafters über Funk melden. Bekam er keine Antwort, würde er mißtrauisch werden. Deshalb ließ Delaroche sich auf seinem Weg die N Street entlang viel Zeit.
    Er erkannte die beiden DSS-Agenten, die ihren neutralen Dienstwagen gegenüber dem Haus der Osbour nes geparkt und die vorderen Fenster geöffnet hatten. Einer von ihnen, der Mann am Steuer, sprach in ein Handfunkgerät. Delaroche vermutete, daß er mit seinem Kollegen in der Limousine des Botschafters sprach.
    Delaroche näherte sich dem Wagen und blieb neben dem Fahrerfenster stehen.
    »Entschuldigung«, sagte er. »Wie komme ich zur Wisconsin Avenue?«
    Der Agent am Steuer zeigte wortlos nach Osten.
    »Danke«, sagte Delaroche.
    Dann griff er unter seinen Regenmantel, zog die Beretta mit Schalldämpfer heraus und schoß beide Agenten mehrmals in die Brust. Er öffnete die Fahrertür und drückte die Leichen in die Fußräume vor den Sitzen. Er betätigte die Fensterheber, zog den Zündschlüssel ab, schloß die Tür und aktivierte die Zentralverriegelung.
    Das alles hatte nicht einmal eine Minute gedauert. Er warf die Autoschlüssel über die Hecke des nächsten Vorgartens und überquerte die Straße zum Haus der Osbournes. Er stieg die wenigen Stufen hinauf, klingelte an der Haustür und atmete dabei mehrmals tief durch, um seine Nerve n zu beruhigen.
    Wenig später hörte er drinnen Schritte, die sich der Tür näherten.
    »Wer ist da?«
    Eine Frau, die mit englischem Akzent sprach - Maggie, das Kindermädchen.
    »Diplomatischer Sicherheitsdienst, Ma'am«, sagte Delaroche.
    »Leider gibt's ein kleines Problem.«
    Die Haustür ging nach innen auf, und Maggie stand leicht verwirrt vor ihm. »Was ist passiert?«
    Delaroche trat über die Schwelle und schloß die Tür hinter sich. Seine Hand bedeckte Maggies Mund mit eisernem Griff, erstickte ihren Schrei und zog ihr Gesicht dicht an seines heran.
    Mit der anderen Hand drückte er die Beretta an ihre Wange.
    »Ich weiß, daß Kinder im Haus sind, und will ihnen nichts tun«, flüsterte er in amerikanisch gefärbtem Englisch. »Aber wenn Sie meine Befehle nicht genau befolgen, schieße ich Sie ins Gesicht. Haben Sie verstanden?«
    Maggie nickte mit entsetzt aufgerissenen Augen.
    »Okay, dann kommen Sie mit nach oben.«
    Der Abend war ohne Zwischenfalle verlaufen, wie Michael es erwartet hatte, aber als ihre Limousine die Massachusetts Avenue entlangraste, hallte Gerry Adams' Warnung in seinen Ohren wider. Falls es Rebecca Wells gelungen war, einen Killer anzuheuern, bedeutete das eine neue, eine andere Gefahr für Douglas' Sicherheit. Ein allein arbeitender Attentäter würde weit schwieriger zu identifizieren und aufzuhaken sein als ein Mitglied irgendeiner der bekannten paramilitärischen Organisationen. Michael beschloß, Douglas zu informieren, sobald sie zu Hause waren. Seine Aktivitäten und öffentlichen Auftritte in London würden eingeschränkt werden müssen, bis diese Gefahr abgewendet war - oder bis Rebecca Wells gefaßt war.
    Die Limousine bog auf die Wisconsin Avenue ab und fuhr nach Süden in Richtung Georgetown weiter. Elizabeth lehnte ihren Kopf an Michaels Schulter und schloß die Augen.
    Douglas legte seinem Schwiegersohn eine Hand auf den Arm und sagte: »Hör zu, Michael, ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich etwas versäumt habe, das ich hätte tun sollen. Ich habe mich nie bei dir bedankt.«
    »Wovon redest du?«
    »Ich habe mich nie dafür bedankt, daß du mir das Leben gerettet hast. Hättest du den Fall nicht übernommen, wärst du nicht nach Nordirland gegangen und hättest dein Leben riskiert, wäre ich jetzt sehr wahrscheinlich tot. Ich habe früher natürlich nie Gelegenheit gehabt, dich in Aktion zu beobachten. Aber jetzt weiß ich, daß du ein hervorragender CIA-Offizier bist.«
    »Oh, vielen Dank, Douglas. Dieses Lob aus dem

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