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Der Botschafter

Der Botschafter

Titel: Der Botschafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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schiefgehen.«
    »Warum solltest du Osbourne liquidieren?«
    »Weil er zuviel über eines der Unternehmen der Gesellschaft gewußt hat.«
    »Welches Unternehmen?«
    »Den Abschuß von Trans-Atlantic Flight 002 letztes Jahr.«
    »Ich dachte, das Flugzeug sei von arabischen Terroristen, von dem Schwert von Gaza, abgeschossen worden.«
    »Es ist im Auftrag des amerikanischen Rüstungsindustriellen Mitchell Elliott abgeschossen worden. Die Gesellschaft hat dafür gesorgt, daß das Schwert von Gaza verdächtigt wurde, damit Elliotts Firma der amerikanischen Regierung ein neues Raketenabwehrsystem verkaufen konnte. Osbourne hat diesen Zusammenhang vermutet, deshalb hat der Direktor mich beauftragt, alle Beteiligten zu beseitigen - auch Osbourne.«
    »Wer hat die Maschine tatsächlich abgeschossen?«
    »Ein Palästinenser namens Hassan Mahmoud.«
    »Woher weißt du das?«
    »Weil ich dabeigewesen bin. Weil ich ihn nach dem Abschuß liquidiert habe.«
    Sie wich vor ihm zurück. Delaroche sah wirkliche Angst in ihren Augen und fühlte die Matratze leicht beben - Rebecca zitterte. Sie zog die Decke bis unters Kinn hoch, um ihren Körper vor ihm zu verbergen. Er starrte sie völlig ausdruckslos an.
    »Mein Gott«, sagte sie, »du bist ein Ungeheuer!«
    »Warum sagst du das?«
    »In dem Flugzeug haben über zweihundert unschuldige Menschen gesessen!«
    »Und was ist mit den unschuldigen Menschen, die bei euren Anschlägen in Dublin und London umgekommen sind?«
    »Wir haben nicht für Geld gemordet«, fauchte sie. »Ihr hattet eure Sache«, sagte er verächtlich.
    »Allerdings!«
    »Eine Sache, die ihr für gerecht haltet.«
    »Eine Sache, von der ich weiß, daß sie gerecht ist«, sagte sie.
    »Aber du ermordest jeden, wenn dir nur genug Geld dafür geboten wird.«
    »Gott, du bist wirklich ein dämliches Weibsstück, was?«
    Sie versuchte ihn zu ohrfeigen, aber er fing ihre Hand ab und hielt sie fest.
    »Warum ist die Gesellschaft deiner Ansicht nach bereit, euch zu helfen?« fragte Delaroche sie. »Weil sie an die heiligen Rechte der Protestanten in Nordirland glaubt? Natürlich nicht.
    Sondern weil sie glaubt, damit ihre eigenen Ziele zu fördern.
    Weil sie glaubt, dadurch Geld verdienen zu können. Die Geschichte ist über euch hinweggegangen, Rebecca. Die Protestanten haben Nordirland lange beherrscht, aber ihre Zeit ist um. Noch so viele Bombenanschläge, noch so viele Morde können die Uhr nicht wieder zurückdrehen.«
    »Warum hast du diesen Auftrag übernommen, wenn du das glaubst?«
    »Ich glaube überhaupt nichts. Dies ist mein Beruf. Ich habe in der Vergangenheit im Namen aller aussichtslosen Sachen Europas gemordet. Deine ist die vorerst letzte ...« Er ließ sie los, und Rebecca wich vor ihm zurück. Sie rieb ihre Hand, als habe sie etwas Ekliges angefaßt. »Hoffentlich die allerletzte.«
    »Ich hätte neulich in Amsterdam weitergehen sollen.«
    »Wahrscheinlich hast du recht. Aber jetzt bist du hier, dir bleibt nichts anderes übrig, als dich mit mir abzufinden, und wenn du meine Anweisungen genau befolgst, hast du sogar eine Überlebenschance. Du wirst Nordirland nie wiedersehen, aber wenigstens am Leben bleiben.«
    »Irgendwie bezweifle ich das«, widersprach sie. »Du bringst mich um, wenn diese Sache vorbei ist, nicht wahr?«
    »Nein, ich bringe dich nicht um.«
    »Wahrscheinlich hast du auch Astrid Vogel ermordet.«
    »Ich habe Astrid nicht ermordet, und ich ermorde auch dich nicht.«
    Er zog die Bettdecke weg, so daß ihr Körper wieder dem von draußen hereinfallenden Licht ausgesetzt war. Er streckte ihr seine Hand hin, aber sie griff nicht danach.
    »Nimm meine Hand«, forderte Delaroche sie auf. »Ich tue dir nichts. Ich gebe dir mein Wort darauf.«
    Sie ergriff widerstrebend seine Hand. Er zog sie an sich und küßte sie. Rebecca sträubte sich zunächst noch; dann gab sie nach, erwiderte seinen Kuß und zerkratzte ihm die Haut, als ertrinke sie in seinen Armen. Als sie ihn in ihren Körper einführte, erstarrte sie plötzlich und starrte Delaroche mit animalischer Direktheit an.
    »Ich mag dein anderes Gesicht lieber«, erklärte sie ihm.
    »Ich auch.«
    »Vielleicht können wir nach dieser Sache zu dem Arzt gehen, der dich operiert hat, damit er dir dein früheres Gesicht wiedergibt.«
    »Das geht leider nicht«, sagte er.
    Sie schien genau zu verstehen, was er meinte.
    »Wenn du mich nicht ermorden willst«, fuhr sie fort, »warum hast du mir dann deine Geheimnisse erzählt?«
    »Das weiß ich

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