Der Botschafter
abgeliefert«, sagte Marks.
»Seine Tasche wirkt jetzt leichter, findest du nicht auch?«
Graham griff nach seinem Funkgerät und rief Cookstown.
»Die Zielperson fährt nach Osten in Richtung Mount Hamilton. Sorgen Sie dafür, daß die Sache wie eine Routinekontrolle aussieht. Lassen Sie über Verkehrsfunk Straßensperren in diesem Gebiet ankündigen. Schicken Sie ein paar Leute in Zivil durch die Kontrolle, damit er nicht das Gefühl hat, wir hätten es nur auf ihn abgesehen. Ich bin in spätestens einer Viertelstunde drüben.«
Der Fahrer des kleinen Nissan war Gavin Spencer, der Operationsoffizier der Ulster Freedom Brigade, und die jetzt leer auf dem Beifahrersitz liegende Tennistasche hatte eine Ladung israelischer Maschinenpistolen Uzi enthalten, die ein Waffenhändler im Nahen Osten geliefert hatte. Diese Waffen sollten für die Ermordung von US-Botschafter Douglas Cannon verwendet werden. Nun lagen sie erst einmal in einer Mauernische im Keller des Farmhauses.
Gavin Spencer hatte sein Team aus gewählt und den Auftrag erklärt. Rebecca Wells hatte sich in London Zugang zur Terminplanung Cannons verschafft und berichtete regelmäßig darüber. Jetzt müßten sie nur noch auf den richtigen Augenblick warten, in dem Cannon am verwundbarsten war. Sie würden nur eine Chance bekommen. Machten sie einen Fehler - mißlang dieser Anschlag -, würden die Briten und Amerikaner ihre Sicherheitsmaßnahmen so sehr verschärfen, daß sie nie mehr nahe genug an den Botschafter herankommen würden.
Spencer fuhr zügig die kurvenreiche B47 entlang, durchquerte das kaum beleuchtete Dorf Mount Hamilton und erreichte wieder die freie Landstraße. Er fühlte eine Woge der Erleichterung über sich hinwegbranden. Die Uzis lagen nicht in seinem Wagen, sondern waren sicher im Keller des Farmhauses versteckt. Wären die Maschinenpistolen bei ihm entdeckt worden, hätten sie ihm eine längere Haftstrafe eingebracht. Er trat das Gaspedal durch, und der Nissan reagierte, indem er die Hügel der Straße rascher nahm. Er stellte das Autoradio an, weil er hoffte, irgendwo Musik zu finden, aber eine Meldung von Ulster Radio erregte seine Aufmerksamkeit. Für das Gebiet der Sperrin Mountains zwischen Omagh und Cookstown wurden Verkehrskontrollen angekündigt.
Drei Meilen weiter sah er die blauen Blinkleuchten eines RUC-Streifenwagens und erkannte dahinter die Umrisse zweier Ungetüme: Schützenpanzerwagen der Army. Ein mitten auf der Straße stehender Ruc-Beamter signalisierte Spencer mit einem Leuchtstab, er solle links ranfahren und halten. Spencer hielt und kurbelte sein Fenster runter.
»Für dieses Gebiet ist Sicherheitsalarm gegeben, Sir«, sagte der Uniformierte. »Darf ich fragen, wohin Sie heute nacht wollen?«
»Heim nach Portadown«, antwortete Spencer.
»Was führt Sie hierher?«
»Ich habe einen Freund besucht.«
»Wo wohnt dieser Freund?«
»Cranagh.«
»Darf ich Ihren Führerschein sehen, Sir?«
Spencer reichte ihn durchs Fenster. Hinter ihm hielt ein zweiter Wagen. Spencer hörte, wie ein weiterer Ruc-Beamter dem anderen Fahrer dieselben Fragen stellte, die er hatte beantworten müssen. Der RUC-Mann kontrollierte seinen Führerschein, dann gab er ihn zurück.
»Danke, Sir«, sagte er. »Wir wollen uns nur noch Ihren Wagen ansehen. Steigen Sie bitte aus, Sir?«
Spencer stieg aus. Der RUC-Beamte setzte sich ans Steuer und fuhr den Nissan hinter die Schützenpanzerwagen. Im nächsten Augenblick verschwand auch der zweite Wagen hinter diesen Ungetümen. Sein Fahrer war ein untersetzter, stämmiger Mann mit Bürstenhaarschnitt und graumeliertem Schnurrbart.
Die Hände hatte er in den Ta schen seiner Lederjacke vergraben, als er herangeschlendert kam und bei Spencer stehenblieb.
»Was soll dieser ganze Scheiß?« fragte er.
»Sicherheitsalarm, haben sie gesagt.«
»Garantiert wegen der beschissenen IRA.«
»Schon möglich«, sagte Spencer.
Der Mann zündete sich eine Zigarette an und bot auch Spencer eine an. Gavin Spencer rauchte und bemühte sich, gelassen zu wirken, während RUC und Army seinen Wagen auseinandernahmen.
Graham Seymour stand hinter einem Schützenpanzerwagen und beobachtete, wie ein Team aus Soldaten und Polizeibeamten den Nissan unter die Lupe nahm. Die Männer benützten einen tragbaren Bildwandler, um unter den Sitzbezügen nach versteckten Waffen zu suchen. Sie suchten nach Rückständen von Sprengstoffen. Sie kontrollierten den Motorraum und die Unterseite des Wagens. Sie schraubten
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