Der Bourne Befehl
Bourne getroffen.«
Herreras Augen öffneten sich weit. »Sie haben Bourne zu Estevan geschickt, um ihn zu holen?«
»Sie kennen Bourne, Don Fernando. Gibt es einen Besseren für diese Aufgabe? Ich könnte das bestimmt nicht so gut wie er, vor allem jetzt, wo ich herausgefunden habe, dass die Domna sehr bald etwas gegen Vegas unternehmen wird.«
Herreras Blick verdunkelte sich. Er nahm das Messer weg, doch seine Anspannung legte sich keineswegs. »Was haben Sie Bourne gesagt?«
»Nicht die Wahrheit, wenn es das ist, was Ihnen Sorgen macht. Ich habe ihm gesagt, dass Vegas ein schwaches Glied in der Kette der Domna ist.«
»Das stimmt ja auch.«
»Eine gute Lüge braucht immer ein Quäntchen Wahrheit, um glaubhaft zu sein.«
Herrera blickte auf die Orange hinunter und schüttelte den Kopf. »Es ist nicht klug, Bourne zu belügen.«
»Er wird es nie erfahren.«
Herreras Augen schnellten hoch. »Wie können Sie das wissen? Estevan …«
»Vegas wird Bourne kein Wort sagen. Er hat keinen Grund, es zu tun – aber allen Grund, zu schweigen.«
Herrera schien darüber nachzudenken. »Es gefällt mir trotzdem nicht. Sie müssen sich mit Bourne in Verbindung setzen und ihm sagen, er soll Estevan und die Frau herbringen. Es ist zu gefährlich dort.«
»Ich habe schon die Flugtickets auf seinen Namen reservieren lassen. Wenn er nach Sevilla kommt, wartet dort ein Paket mit den restlichen Details.« Essai zuckte die Achseln. »Unter den Umständen ist es das Beste, was ich erreichen konnte.«
»Sie hätten Ihre Trümpfe besser ausspielen müssen«, erwiderte Herrera finster. »Sie hatten Corellos doch in der Hand. Was brauchten Sie mehr?«
»Corellos ist ungefähr so zuverlässig wie ein leckes Boot. Der Mann ist eine tickende Zeitbombe.«
»Das mag ja sein«, räumte Herrera ein, »aber das ändert nichts daran, dass mir Corellos immer noch nützlich ist.«
»Haben Sie mit der Aguardiente Bancorp denn nicht genug? Ihnen gehört eine der größten Banken außerhalb der Vereinigten Staaten.«
Herrera blickte zu den Palmwedeln hinauf, die sich im Wind wiegten. Der Himmel dahinter war so strahlend blau wie seine Augen. »Die Aguardiente ist mein Tagesjob.« Er trennte noch eine Orangenspalte ab. »Ich brauche in der Nacht auch noch etwas zu tun.« Sein Blick senkte sich wie die Sonne, bis er auf Essais Gesicht ruhte. »Das sollten Sie besser als jeder andere verstehen.«
Er steckte sich die Spalte in den Mund, kaute einige Augenblicke nachdenklich und genoss den süß-säuerlichen Geschmack, ehe er sie hinunterschluckte. »Aber hier geht es nicht um mich, Essai. Es geht um Bourne.«
Er trennte noch eine Spalte von der Frucht ab, doch anstatt sie zu essen, gab er sie Essai. Dann wartete er so geduldig wie ein alter Zen-Meister.
Essai saß mit der Orangenspalte zwischen den Fingerspitzen seiner rechten Hand und betrachtete sie, als wäre sie eine Skulptur, die er gerade erworben hatte, und nicht etwas, das man essen konnte. »Sie wissen, was er mir angetan hat.«
»Wenn jemand in das eigene Haus eindringt, das kann man nicht so leicht verzeihen.«
Essai starrte immer noch das Orangenstück an. »Oder gar nicht.«
Herrera brummte und legte den Rest der Frucht auf den Tisch. »Ich verrate Ihnen ein Geheimnis, Essai. Bourne ist auch in mein Haus eingedrungen.«
Essais Augen schnellten zu seinem Gesicht hinauf, und Herrera nickte.
»Es stimmt. Er ist mit einer Frau namens Tracy Atherton in mein Haus in Sevilla gekommen; er hat sich als jemand anders ausgegeben, als …« Er winkte ungeduldig ab. »Ist ja egal – worauf es ankommt, ist, dass er bei mir auch eingedrungen ist, so wie bei Ihnen.«
»Und was haben Sie getan?«
»Ich?«, fragte Herrera fast überrascht. »Ich habe gar nichts getan. Bourne hat getan, was er tun musste. Er hatte gute Gründe, mir nicht zu vertrauen.« Er zögerte einen Augenblick, ehe er hinzufügte: »Es gab nichts zu tun. Es gehört alles irgendwie zu der Welt, in der Leute wie wir zu Hause sind – ich und Sie und er.«
Essai zog die Stirn kraus. »Sie meinen, ich nehme das zu persönlich.«
»Ich finde, Sie sollten die Umstände bedenken.«
»Sie übersehen die Unterschiede zwischen der muslimischen und der westlichen Welt.«
»Aber Sie haben sich dafür entschieden, in der westlichen Welt zu leben, Essai. Sie können nicht beides haben.«
»Er verdient …«
»Sie benutzen ihn, um Estevan herzubringen – das genügt. Ich kenne diesen Mann besser als Sie. Es wäre ein
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