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Der Bourne Befehl

Der Bourne Befehl

Titel: Der Bourne Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum , Eric Van Lustbader
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Fehler, irgendein Risiko einzugehen.« Herrera zeigte auf die Orangenspalte. »Enttäuschen Sie mich nicht.«
    Essai zögerte einen kurzen Augenblick, dann schob er sich die Frucht zwischen die Lippen und biss sie auseinander.
    »Kommen Sie, setzen Sie sich zum Kamin«, sagte Estevan. »Dann sind Sie in ein paar Minuten trocken.«
    Bourne ging durch die Küche und setzte sich zu dem älteren Mann. Rosie stand am Herd und kümmerte sich um das Abendessen. Die Nacht war fast überfallartig hereingebrochen. Das Gewitter war vorbei, doch am Himmel standen immer noch schwere Wolken. Es war mittlerweile so dunkel wie am Grunde eines Brunnens.
    »Haben Sie Jalal Essai erwartet?«
    Vegas hob die Augenbrauen. »Ist Essai in Kolumbien? Das habe ich nicht gewusst.«
    »Diese ganzen Sicherheitsmaßnahmen …«
    Vegas blickte zur Seite. »Das ist … für andere.«
    Bourne nahm die rechte Hand des Mannes in die seine und betrachtete sie. Ein blasser Kreis am Zeigefinger verriet, dass hier einmal ein Ring war, den der Mann erst vor Kurzem abgenommen hatte. Vegas riss seine Hand zurück, als hätte Bourne sie ins Feuer gehalten.«
    »Ich weiß Bescheid über Severus Domna«, sagte Bourne.
    »Ich habe keine Ahnung …«
    »Sie sind auch meine Feinde, so wie die Ihren.«
    Vegas stand abrupt auf. »Das war ein Fehler.« Er machte einen Schritt zurück. »Sobald Ihre Kleider trocken sind, gehen Sie.«
    Rosie drehte sich vom Herd um. »Estevan, wo sind deine Manieren? Du kannst diesen Mann doch nicht mitten in der Nacht wegschicken.«
    »Rosie, halt dich da raus.« Vegas’ Blick blieb auf Bourne gerichtet. »Du weißt nicht …«
    »Ich weiß, was es bedeutet, ein anständiger Mensch zu sein, mi amor .«
    Sie hätte noch mehr sagen können, doch sie begnügte sich damit, Vegas in die Augen zu blicken. Ihre kleine Meinungsverschiedenheit war damit entschieden.
    »Also gut«, brummte er. »Aber dann morgen früh.«
    Rosies Lächeln erhellte ihr Gesicht wie die aufgehende Sonne. »Ja, mi amor . Wie du willst.« Sie nahm den Braten aus dem Ofen. »Und jetzt, por favor , biete unserem Gast doch etwas zu trinken an, bevor der arme Mann verdurstet.«
    Bourne nahm den Zuckerrohrschnaps und trat ans Fenster. Hinter ihm machte Rosie das Abendessen fertig, während Vegas ein zusätzliches Gedeck auflegte.
    Er sah sein Gesicht als geisterhaftes Spiegelbild, was ihm durchaus passend erschien. Ich bin ja nur ein Schatten, der durch eine Schattenwelt wandert , dachte er. Seine Gedanken kehrten zu Jalal Essai zurück. Arbeitete er immer noch für Severus Domna? Er hatte bestimmt irgendwelche Waren über Suarez und seine FARC-Leute geschmuggelt. Suarez gehörte zur Domna, aber er hatte auch seine politischen Ziele. Die FARC war Suarez’ Leben gewesen – der Kampf gegen die kolumbianische Regierung. Konnte es sein, dass Essai ihn für seine eigenen Zwecke benutzt hatte? Aber was mochten das für Zwecke sein? War die Geschichte über seine Tochter auch nur erfunden? Wenn ja, dann war auch sein Plan, sich an Severus Domna zu rächen, eine Lüge. Bourne nahm einen Schluck von dem Schnaps. Es war möglich, dass Essais Zorn sich gegen Benjamin El-Arian persönlich richtete, und nicht gegen die Domna als Ganzes. Das würde die Situation in einem völlig neuen Licht erscheinen lassen. Jalal Essai war jedenfalls ein einziges großes Rätsel. Was er tat, war ebenso unerklärlich wie seine Motive.
    Einmal mehr kam Bourne zu dem Schluss, dass er sich in einer Situation befand, in der er niemandem trauen konnte.
    Rosie rief ihn zu Tisch. Als er sich umdrehte, lächelte sie ihm freundlich zu und deutete mit dem ausgestreckten Arm auf einen Stuhl. Sie war auf ihre eigene unkonventionelle Weise schön, dachte Bourne – mit ihrem langen, schwarzen Haar, ihren kaffeebraunen Augen und der dunkel getönten Haut. Sie war schlank und kräftig, eine Folge des abgeschiedenen Lebens hier draußen. Abgesehen von ihren goldenen Ohrringen trug sie keinen Schmuck und war auch nicht geschminkt. Ihre Zähne waren weiß und ebenmäßig, und ihr Lächeln so warm wie ihr ganzes Wesen. Bourne mochte sie, ihm gefiel auch die Art, wie sie mit Vegas umging. Frauen hatten es nicht leicht in dieser Macho-Gesellschaft.
    Vegas saß bereits am Kopfende des Tisches, der voll beladen war mit Eintopf, Kartoffeln, Gemüse und frischem Brot, das Rosie heute früh gebacken hatte. Vegas sprach ein kurzes Gebet, dann aßen sie eine Weile schweigend. Ein geschnitztes Holzkreuz an der Wand blickte auf

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