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Der Bourne Befehl

Der Bourne Befehl

Titel: Der Bourne Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum , Eric Van Lustbader
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ich irgendetwas für dich tun?«
    »Bring mich nach Hause, Christopher.«
    Und bei aller Verlogenheit, mit der sie ihm begegnete – diese Worte meinte sie genau so, wie sie sie gesagt hatte.
    Karpow fuhr mit der U-Bahn bis zur Haltestelle Milbertshofen. Das Geschäft des Uhrmachers Hermann Bolger befand sich in der Knorrstraße im ersten Stock eines schmalen, altmodischen Gebäudes, das – nicht ganz passend – zwischen einer ultramodernen Filiale der Commerzbank und der knalligen Fassade eines Fast-Food-Geschäfts eingezwängt war.
    Ein altes Schild mit der Darstellung eines Uhrwerks quietschte im Wind. Die Treppe hinauf war steil und schmal, der graue Marmor ausgehöhlt von den Schritten vieler Jahrzehnte. Es roch leicht nach Öl und heißem Metall. Von oben hörte man Radiomusik, ein trauriges deutsches Lied, das ihn die Zähne zusammenbeißen ließ. Boris kam an einem kleinen Fenster vorbei, durch dessen schmutzige Scheibe er auf eine enge Gasse hinunterblickte, in der nebeneinander mehrere Mülltonnen standen.
    Bolgers Ladentür stand offen, und Karpow trat ein. Es war ein kleines Geschäft. Das traurige deutsche Lied, das von einer rauchigen Frauenstimme gesungen wurde, kam offensichtlich aus einem Hinterzimmer. An drei Wänden standen Regale mit Uhren aller Art. Boris betrachtete sie genauer; es schien sich um echte Antiquitäten zu handeln. In einer niedrigen Vitrinentheke sah er Uhren aus rostfreiem Stahl und Gold – alle, so schien es, von Herrn Bolger angefertigt.
    Der Uhrmacher selbst war jedoch nirgends zu sehen. Boris klopfte scharf auf die Glastheke, dann rief er nach dem Mann, den Blick auf die offene Tür zum Hinterzimmer gerichtet, in dem Bolger vermutlich seine Werkstatt hatte. Das Lied verklang, und ein neues begann, erfüllt von nostalgischen Gefühlen der Zwanzigerjahre.
    Boris wurde langsam ungeduldig und ging um die Theke herum und ins Hinterzimmer. Hier war der Geruch nach Öl und heißem Metall noch stärker. Ganz hinten gab es ein Fenster, von dem man, so vermutete Boris, auf dieselbe schmale Gasse hinausblickte, die ihm schon vom Treppenhaus aus aufgefallen war. Die Musik war unerträglich laut. Er ging zum Radio hinüber und schaltete es aus.
    Von einem Moment auf den anderen war es völlig still in der Werkstatt, und jetzt erst nahm Karpow einen Geruch wahr, der ihm bisher entgangen war – ein vertrauter Geruch, der ihn schaudern ließ.
    »Herr Bolger!«, rief er. »Herr Bolger, wo sind Sie?«
    Er schlängelte sich durch den vollgestopften Raum und riss die schmale WC-Tür auf. »Verdammt!«, entfuhr es ihm.
    Hermann Bolger kniete mit dem Rücken zu Karpow vor der Toilette. Seine Arme hingen schlaff herab, die Handrücken auf den kleinen, grauen Fliesen. Sein Kopf hing in der Kloschüssel.
    Boris ersparte es sich, genauer nachzuschauen. Er wusste auch so, wann er einen Toten vor sich hatte. Er drehte sich um und schritt rasch durch den Laden zur Eingangstür zurück. Er stürmte die Treppe hinunter und hörte auch schon das an- und abschwellende Geheul von Polizeisirenen. An der Haustür blieb er stehen und linste durch die Glasscheibe. Mehrere Streifenwagen bremsten gerade vor dem Haus, Polizisten sprangen heraus, zogen ihre Dienstwaffen und eilten auf die Haustür zu.
    Scheiße , dachte Boris, eine Falle!
    Er drehte sich um und sprintete die Stufen wieder hinauf. Das Fenster im Treppenhaus war zu schmal für ihn – und er lief weiter.
    Unten wurde die Haustür geöffnet. Er hatte schon öfter mit der deutschen Polizei zu tun gehabt und war nicht scharf auf eine weitere Begegnung.
    Er eilte zurück ins Uhrmachergeschäft und weiter ins Hinterzimmer, wo er das Fenster aufzureißen versuchte. Der Drehgriff klemmte, und er hörte bereits die polternden Schritte der Polizisten draußen auf der Treppe. Einer rief das Wort »Uhrmacher« – es war klar, wohin sie wollten. Und da kamen sie auch schon.
    Boris drehte sich um und warf einen raschen Blick auf das Werkzeug des toten Bolger. Als er gefunden hatte, was er suchte, schnitt er die Glasscheibe entlang der Ränder ein. Er schlug die Scheibe heraus und hielt sie fest, bevor sie in die Gasse hinunterfallen konnte. Die Polizisten kamen durch die Ladentür gestürmt. Ohne eine Sekunde zu zögern, kletterte Boris durch das Fenster und setzte hinter sich die Scheibe wieder in den Rahmen.
    Er stand auf einem schmalen Sims, der schräg abfiel, damit der Regen abfließen konnte. Vorsichtig trat er nach rechts und wäre beinahe abgerutscht,

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