Der Bourne Befehl
Umgebung, doch von ihren Verfolgern war nichts zu sehen.
»So kannst du aber nicht ins Terminal gehen«, meinte Rosie, als sie aus dem Jeep ausstieg.
Bourne betrachtete sich im Rückspiegel. Seine zerrissene Kleidung war ebenso blutverschmiert wie sein Gesicht.
Rosie kramte in ihrer Tasche und nahm etwas Geld heraus. »Bleib hier«, sagte sie.
Bourne wollte schon protestieren, doch ihr entschlossener Blick ließ ihn verstummen. Er sah ihr nach, wie sie zum Terminal ging, und zählte die Minuten. Bei fünfzehn, so beschloss er, würde er ihr nachgehen.
Vegas stand an seinen Jeep gelehnt und rauchte. »Keine Sorge, hombre . Sie kann gut auf sich aufpassen.«
Wie sich herausstellte, war Vegas’ Vertrauen in sie durchaus gerechtfertigt. Rosie kam mit einer weißen Einkaufstüte zurück. Sie hatte für Bourne ein Hemd und eine Jeans gekauft, außerdem Unterwäsche und Socken. Während er sein blutbeflecktes Hemd auszog, stieg sie neben ihm ein.
»Ah, gut«, sagte sie, als sie das Desinfektionsspray und das Verbandszeug sah. Mit geschickten Händen versorgte sie seine Schnittwunden und Abschürfungen, die er sich bei seinem Sturz von dem Baum zugezogen hatte. Vegas rauchte unterdessen seine Zigarette und sah Bourne lächelnd an.
»Ella es una maravilla, verdad?« Sie ist ein Wunder, nicht wahr? »Tú debe verla en la cama!« Du solltest sie im Bett sehen!
»Estevan, basta!« , rief sie, doch sie lachte ebenfalls.
Sie stieg aus dem Jeep und drehte sich um, damit Bourne sich ganz ausziehen und in die neuen Kleider schlüpfen konnte.
Zwei Stunden nach ihrem Zusammentreffen auf der Straße hinkte Bourne zum Eincheckschalter des Flughafens Perales. Das Hinken war genauso wenig echt wie sein Londoner Akzent. Zu seiner Überraschung warteten gleich drei Flugtickets auf den Codenamen Mr. Zed auf ihn. Er stellte zufrieden fest, dass Essai die Tickets in bar bezahlt hatte; da stand nirgends eine Kreditkartennummer auf den Tickets oder den Belegen. Er bat um einen Rollstuhl, wenn es so weit war, ins Flugzeug einzusteigen. Bourne buchte sein Ticket unter dem Namen Lloyd Childress. Laut einem seiner beiden Pässe war er Brite. Den dritten Pass hatte er weggeworfen, bevor er aus Thailand aufgebrochen war, weil Severus Domna ihn unter dieser Identität gefunden hatte.
In einem abgeschiedenen Winkel der bescheidenen Flughafenhalle berichtete er Vegas und seiner Frau, was er vorgefunden hatte.
»Essai hat Flugtickets nach Bogotá für uns drei hinterlegt, mit einem Anschlussflug nach Sevilla via Madrid«, erzählte Bourne mit leiser Stimme. »In Sevilla ist schon ein Mietwagen für uns reserviert. Essai sagt, dort würden wir erfahren, wie es weitergeht.« Er blickte zwischen ihnen hin und her. »Habt ihr eure Reisepässe?«
Rosie hielt ihre Tasche hoch. »Schon vor Tagen eingepackt.«
»Gut.« Bourne war erleichtert. Er hätte ungern Deron, seinen Kontaktmann in Washington, angerufen, weil sich dadurch alles verzögert hätte. Es war davon auszugehen, dass bald nicht nur die Domna, sondern auch Polizei und Militär sowie die FARC hinter ihnen her sein würden. Das Feuer im Tunnel und danach Vegas’ abgebranntes Haus waren Dinge, die nicht einmal die verschlafenen kolumbianischen Militärs ignorieren konnten. Andererseits konnten sie nicht wissen, ob Vegas und Rosie überhaupt noch lebten, und er ebenso.
Er sah auf die Uhr. Sie hatten noch etwa zwei Stunden bis zum Abflug, und dann in Bogotá noch einmal eineinhalb Stunden, bis um 20.10 Uhr ihre Maschine nach Spanien startete. Er war sich sicher, dass sie hier niemand mehr am Einsteigen hindern würde, aber in Bogotá konnte es schon etwas schwieriger werden. Sie brauchten einen Plan.
Er sah sich im Terminal um. Perales war nur ein kleiner, regionaler Flughafen. Ihm war klar, dass er in Bogotá bessere Chancen gehabt hätte, zu finden, was er brauchte, aber sie mussten damit rechnen, dass der Flughafen in der Hauptstadt überwacht wurde. Also musste er die nötigen Dinge schon hier besorgen.
Es gab vier Geschäfte im Abflugterminal: einen Gemischtwarenladen, ein Kleidergeschäft, einen Zeitungskiosk, in dem auch verschiedene andere Artikel für Reisende angeboten wurden, und einen Souvenirladen mit T-Shirts, Halstüchern und Wimpeln, alles mit den gelb-blau-roten Streifen der kolumbianischen Flagge verziert. Das war zwar keine Ideallösung, aber es musste reichen.
Die nächsten fünfzehn Minuten verbrachte er damit, von einem Geschäft zum anderen zu hinken und
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