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Der Bourne Befehl

Der Bourne Befehl

Titel: Der Bourne Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum , Eric Van Lustbader
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gemächlich die Uferstaße entlang, so als hätte er nichts Besonderes vor. An einem Kiosk kaufte er mehrere Zeitungen. Etwa einen Kilometer weiter ging er zu einem Café mit einer blau-weißen Markise; in der Mitte des Stoffs prangte ein roter Anker.
    Marlon Etana beobachtete, wie sich Essai an einen Tisch mit Blick auf das Meer setzte und die Speisekarte zur Hand nahm. Marlon atmete ein paarmal tief durch, dann zog er sich etwas zurück, sodass er Essai zwar noch sah, aber ein weiteres Blickfeld hatte. Er trat in einen Türeingang und vergewisserte sich, dass seine Pistole geladen und funktionstüchtig war. Dann zog er einen Schalldämpfer aus der Tasche und schraubte ihn auf den Lauf. Er beruhigte sich mit einer vom Zen-Buddhismus inspirierten Atemübung.
    Als er eine Gestalt zum zweiten Mal vorbeigehen sah, schritt Etana rasch am Ufer entlang. Der Mann folgte ihm. El-Arian hatte ihn auf Etana angesetzt, um sicherzugehen, dass er Jalal Essai ausschaltete. Und falls er aus irgendeinem Grund scheitern sollte, würde sein Schatten die Mission übernehmen.
    Etana führte seinen Beschatter an den Piers vorbei zu einem Stück Strand, das nicht sehr einladend wirkte und deshalb völlig verlassen war. Erst spät nachts trafen sich hier die jungen Leute, um zu feiern, zu trinken und heimlich miteinander zu schlafen. Etana hatte das Treiben beobachtet und war angewidert von diesem weiteren Beweis dafür, wie verdorben der Westen schon war.
    Ein Fischerboot lag mit dem Kiel nach oben auf zwei Holzklötzen. Es war halb verrottet, von getrocknetem Seegras bedeckt und strömte einen leichten Verwesungsgeruch aus. Etana lehnte sich gegen den Rumpf und schüttelte eine Zigarette aus einer Packung. Während er sich die Zigarette zwischen die Lippen steckte, zog er seine Pistole, drehte sich um und schoss seinem Beschatter direkt zwischen die Augen. Man hörte den gedämpften Knall, doch der Tote fiel völlig lautlos in den Sand.
    Etana steckte die Pistole ein, ging zu dem Toten hinüber, fasste ihn am Kragen und schleifte ihn zu dem Boot. Mühsam zwängte er die Leiche unter das Boot. Es stank hier dermaßen, dass selbst eine verwesende Leiche wahrscheinlich einige Tage niemandem auffallen würde. Bis dahin würden die Möwen ganze Arbeit geleistet haben, sodass niemand mehr in der Lage sein würde, den Toten zu identifizieren.
    Marlon wischte sich die Hände ab, nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette und ging den Weg zurück, den er gekommen war. Da war kein Mensch weit und breit, niemand, der ihn sah. Und das Beste war, dass es niemanden gab, der Benjamin El-Arian Bericht erstatten konnte.
    Jetzt war es Zeit, Jalal Essai aufzusuchen.
    Boris Karpow hätte am liebsten irgendjemanden erwürgt. Drei Stunden hatte das Forensikteam gebraucht, um in dem Uhrmacherladen seine Arbeit zu erledigen.
    In der Dunkelheit, die sich über München herabgesenkt hatte, konnte sich Boris kaum noch auf seinen von Krämpfen geschüttelten Beinen halten. Sein Kopf hämmerte von dem quälenden Drang, Wasser zu lassen. Wenn er nicht bald pinkelte, würde wahrscheinlich seine Blase platzen. Dabei war sein Mund so trocken wie eine Wüste.
    Schließlich gingen doch irgendwann die Lichter in Bolgers Geschäft aus, die Polizisten unten in der Gasse machten ihre Taschenlampen aus, und abgesehen vom heiseren Bellen eines Hundes wurde es still ringsum. Boris wartete noch eine quälende halbe Stunde. Er musste sich auf die Lippe beißen, um nicht laut aufzustöhnen.
    Als er sich endlich sicher fühlte, umfasste er das Regenrohr und kletterte hinunter. Es war mühsam, weil seine Beine nicht mehr zu gebrauchen waren. Zweimal verlor er mit seinen schweißnassen Händen den Halt, und er konnte sich gerade noch mit den Knien an dem Metallrohr festklammern.
    Als er unten war, zwängte er sich zwischen zwei Mülltonnen, ging in die Hocke und pinkelte wie eine Frau. Er stöhnte leise vor Erleichterung. Das aufgestaute Wasser wollte nicht aufhören zu fließen und bildete einen kleinen See in der Gasse. Etwas schwerer war es, seine Beine wieder zu lockern. Seine Muskeln waren so verkrampft, dass der Schmerz schier unerträglich war, als er aufstand.
    Ihm war klar, dass er so schnell wie möglich von hier verschwinden musste – dennoch nahm er sich ein paar Minuten Zeit, um seine Muskeln zu dehnen, vorsichtig zuerst, dann etwas energischer. Das war notwendig, weil ihn seine Beine sonst kaum bis ans Ende der Gasse getragen hätten. Jetzt bereute er, dass er seit

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