Der Bourne Befehl
einzukaufen. Er bezahlte überall in bar.
Als er zu Vegas und Rosie zurückkam, gab er ihnen, was er für sie besorgt hatte. Dann gingen sie alle drei auf die Toilette.
»Ist das wirklich notwendig?«, fragte Vegas, als er das Rasierzeug über einem der Waschbecken ausbreitete.
»Beeil dich lieber«, erwiderte Bourne.
Achselzuckend befeuchtete Vegas sein Gesicht mit heißem Wasser, trug die Rasiercreme auf und begann seinen Bart abzurasieren.
»Ich hab diesen Teil meines Gesichts seit dreißig Jahren nicht mehr gesehen«, sagte er, als er den Einwegrasierer abspülte. »Ich erkenne mich gar nicht wieder.«
»Das Gute ist, dass dich auch sonst niemand erkennen wird«, meinte Bourne.
Er nahm seine Haarschneidemaschine und verpasste sich einen militärischen Bürstenschnitt. Dann öffnete er die verschiedenen Kosmetik-Tiegel und strich etwas Farbe auf die frisch geschorene untere Hälfte von Vegas’ Gesicht, damit sie zum Rest passte. Seine eigenen Lippen färbte er rötlich und schminkte sich so, dass die Wangen eingefallen wirkten. Als er fertig war, trat auch Vegas aus einer Kabine heraus, in den neuen Kleidern, die Bourne für ihn ausgesucht hatte: Shorts, Flip-Flops, ein Strohhut mit gelb-blau-rotem Band und ein T-Shirt mit der Aufschrift: MITGLIED KOLUMBIANISCHES KARTELL.
» Hombre , was hast du aus mir gemacht«, beklagte er sich. »Ich seh aus wie ein Idiot.«
Bourne musste sich das Lachen verkneifen. »Die Leute werden nur das T-Shirt sehen«, sagte er.
Er nahm eine Schere und schnitt das linke Hosenbein seiner neuen Jeans ab. Dann warf er Vegas eine Verbandrolle zu. »Verbinde mir doch mal den Unterschenkel.«
Vegas kam der Aufforderung nach. »Okay«, sagte Bourne, als sie so weit waren, »dann sehen wir uns mal an, wie Rosie aussieht.«
»Ich kann’s kaum erwarten«, meinte Vegas und verzog das Gesicht.
Bevor sie hinausgingen, zog er Bourne von der Tür weg und sagte in leisem Ton: » Hombre, escuchamé . Wenn mir irgendwas passieren sollte …«
»Dir wird nichts passieren. Wir gehen alle zusammen zu Don Fernando und reden mit ihm.«
Sein Griff um Bournes Arm verstärkte sich. »Du kümmerst dich um Rosie.«
»Estevan …«
»Was mit mir passiert, ist egal. Du musst sie beschützen, egal was kommt. Versprich es mir, amigo .«
Die Eindringlichkeit, mit der er sprach, berührte Bourne. Er nickte. »Du hast mein Wort.«
Vegas ließ seinen Arm los. »Bueno. Estoy satisfecho.«
Bourne öffnete die Tür, und sie traten in die Halle hinaus. Bourne hinkte wieder stark.
Rosie wartete bereits auf sie. Die Kleider, die Bourne für sie gekauft hatte, passten perfekt – vielleicht zu perfekt, denn Vegas fielen fast die Augen heraus, als er sie da stehen sah, die Hände in die wohlgeformten Hüften gestemmt.
Die Kleider schmiegten sich wie eine zweite Haut an ihre kurvige Figur. Die tief ausgeschnittene Bluse brachte ihre Brüste höchst wirkungsvoll zur Geltung. Der Rock war so kurz, dass mehr als die Hälfte ihrer strammen Oberschenkel zu sehen war.
»Madre de Dios!« , rief Vegas aus. »So wie du aussiehst, würde sogar ein Toter einen Ständer bekommen.«
Rosie zog einen Schmollmund wie Marilyn Monroe, doch dann lachte sie. »Ich bin so weit, Liebling«, sagte sie zu Vegas. »Ich fühle mich so stark wie Xena, die Kriegerprinzessin.«
»So ist es recht.« Bourne blickte sich suchend um. »Was wir jetzt noch brauchen, ist der Rollstuhl.«
Hendricks verspürte den starken Wunsch, seinen Sohn Jackie anzurufen, als er zum Konferenzsaal hinunterging, der sich einen Stock unter seinem Büro befand. Doch er hatte ein Treffen mit Roy FitzWilliams, dem Chef von Indigo Ridge, der offenbar bereits Probleme mit Samaritan hatte.
Nachdem er in der Nacht zuvor Maggie nach Hause gebracht hatte, war er noch eine ganze Stunde damit beschäftigt gewesen, herauszufinden, wo sich Jackie befand. Zum Glück war er der Verteidigungsminister, sonst hätte er vom Pentagon kaum erfahren, dass Jackies Einsatzgebiet Afghanistan war. Noch schlimmer, er leitete eine Black-Ops-Patrouille, die die Berge zwischen Afghanistan und Pakistan durchkämmte, in denen sich sowohl Stammesoberhäupter der Taliban als auch Elitekämpfer der Al-Kaida verschanzt hatten. Hendricks hatte den Rest der Nacht wach gelegen und abwechselnd an Jackie und Maggie gedacht.
Im Konferenzzimmer setzte er sich ans Kopfende des Tisches, und einer seiner Leute legte ihm die geöffnete Aktenmappe zum Thema »Samaritan« auf den Tisch. Hendricks
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