Der Bourne Befehl
routiniertes Lächeln wiederfand.
»Der Grund Ihres Kommens ist der tragische Tod von Monsieur Laurent, nicht wahr?«
Aaron legte den Kopf auf die Seite. »Würden Sie es so bezeichnen?«
»Wie sonst?«, fragte Marchand und wischte sich die Fingerspitzen ab. »Was kann ich also für Sie tun?«
Er war ein eher klein gewachsener Mann, den Soraya auf Mitte bis Ende fünfzig schätzte, der jedoch recht fit wirkte. Sein langes Haar war an den Schläfen ergraut, doch ansonsten immer noch pechschwarz mit dem metallischen Schimmer von Rabenflügeln.
Aaron warf einen Blick auf seine Notizen. »Laurent wurde an der Place de l’Iris in La Défense überfahren, um elf Uhr siebenunddreißig.« Er blickte abrupt auf und sah den Direktor an. »Was tat er dort?«
Marchand breitete die Hände aus. »Ich muss gestehen, ich habe keine Ahnung.«
»Sie haben ihn nicht nach La Défense geschickt?«
»Ich war in Marseille, Inspektor.«
Aarons Lächeln war messerscharf. »Monsieur Laurent hatte ein Handy, Direktor. Ich nehme an, Sie auch.«
»Natürlich habe ich eines«, antwortete Marchand, »aber ich habe ihn nicht angerufen. Ich muss sagen, ich hatte seit Tagen keinen Kontakt mit ihm, bevor ich in den Süden fuhr.«
Soraya bemerkte, dass Amun offenbar das Interesse an dem Gespräch verloren hatte. Er war zu den Regalen hinübergegangen und studierte die prächtigen Bände.
Aaron räusperte sich. »Sie behaupten also, Sie wissen nicht, was Monsieur Laurent vor zwei Tagen in der Île-de-France-Bank zu erledigen hatte.«
Sehr schlau von Aaron , dachte Soraya, jetzt erst die Bank zu erwähnen .
Marchand blinzelte, wie von einem grellen Licht geblendet. »Wie bitte?«
»Monsieur Laurent war bis zu dem Tag, als er ermordet wurde …«
»Ermordet?« Marchand blinzelte erneut.
Jetzt hat er ihn , dachte Soraya.
»Er war bis zum Tag, als er ermordet wurde, Ihr Assistent – ist das korrekt?«
»Ja.«
»Also, Monsieur Marchand. Die Île-de-France-Bank.« Aarons Stimme hatte nun eine gewisse Schärfe, und er zog das Tempo der Befragung etwas an. »Was hat Monsieur Laurent dort gemacht?«
»Das habe ich Ihnen schon beantwortet, Inspektor«, erwiderte Marchand nun mit giftiger Stimme. Er schien seine Beherrschung zu verlieren, und genau darum ging es jetzt.
»Ja. Sie behaupten, Sie wüssten es nicht.«
»Ich weiß es nicht.«
Aaron warf wieder einen Blick auf seine Notizen und blätterte um. Jetzt kommt’s , dachte Soraya mit einer gewissen Vorfreude.
»Mich würde interessieren, was Sie dazu sagen, Direktor. Meine Nachforschungen haben ergeben, dass ein großer Teil der Mittel, mit denen Sie diese Filiale des Monition Clubs finanzieren, von Konten bei der Brive-Bank stammt.«
Marchand zuckte die Achseln. »Na und? Einige unserer langjährigen Mitglieder haben ihre Konten bei der Brive. Diese Männer sind großzügige Förderer unseres Clubs.«
»Wirklich löblich, dieser Altruismus«, sagte Aaron leichthin. »Aber nach einigen zum Teil recht mühsamen Recherchen hat sich herausgestellt, dass die Brive-Bank eine Tochtergesellschaft der Netherlands Freehold Bank of the Antilles ist, die ihrerseits wieder zur … Na ja, die Liste wird immer länger, und ich will Sie damit nicht langweilen. Aber am Ende der Liste steht die Nymphenburger Privatbank München.« Aaron atmete erst einmal durch, wie um zu demonstrieren, wie viel Mühe ihn seine Recherchen gekostet hatten.
»Zuerst hatte es den Anschein, als wäre das das Ende der Kette – aber dann sah ich mir die Aktivitäten der Nymphenburger etwas genauer an. Und was soll ich Ihnen sagen? Heute früh stellte ich fest, dass diese Bank in den vergangenen fünf Jahren still und leise Anteile einer ganz bestimmten Bank aufgekauft hat.« Er zuckte die Achseln. »Muss ich Ihnen sagen, um welche Bank es sich handelt, Direktor?«
Marchand stand stocksteif da, die Hände halb erhoben. Soraya betrachtete seine Hände und musste ihm zubilligen, dass da nicht das kleinste Zittern zu erkennen war.
Aaron lächelte. »Heute hält die Nymphenburger Privatbank die Mehrheitsbeteiligung an der Île-de-France-Bank. Die Übernahme war verdammt schwer zu entdecken, weil beides Privatbanken sind. Dadurch müssen sie ihre Maßnahmen nicht öffentlich bekannt geben.«
Er machte einen Schritt auf Marchand zu und hob den Zeigefinger. »Es könnte aber auch sein, dass es noch einen anderen Grund gab, warum der Zusammenhang so schwer aufzuspüren war.«
Die Stille, die der Inspektor auf seine Worte
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