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Der Bourne Verrat: Roman (German Edition)

Der Bourne Verrat: Roman (German Edition)

Titel: Der Bourne Verrat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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nur eine Veränderung in Ihrem Leben gegeben: Jason Bourne. Habe ich recht?«
    O mein Gott , dachte sie. Er glaubt, ich hätte den Mossad wegen Bourne verraten . Aber vielleicht konnte sie diese Fehleinschätzung für ihre Zwecke nutzen.
    Sie stand abrupt auf und schritt zur Tür hinaus. Der Schneesturm peitschte ihr ins Gesicht. Sie stand unter dem Dachvorsprung, teilweise vor dem Schnee geschützt, aber nicht vor dem beißenden Wind.
    Es dauerte nicht lange, bis sie Ze’ev neben sich spürte.
    »Sehen Sie«, sagte er in das schaurige Heulen des Windes, »wo wollen Sie von hier aus noch hin?«
    Sie schwieg eine ganze Weile und seufzte schließlich. »Sie haben recht«, sagte sie, als würde sie sich schämen. »Es ist wegen Bourne.«
    Ze’ev zog die Augenbrauen zusammen. »Womit hat er Sie überredet? Was hat er getan?«
    »Ich war in Damaskus zwei Nächte mit ihm zusammen.« Sie schaute ihm in die Augen. »Was haben Sie gedacht?«
    Dick Richards hatte kein leichtes Leben bei Treadstone. Hatte er bei der NSA noch höchste Anerkennung genossen, so war er hier ein Nobody. Das war schwer genug zu verkraften, aber das Doppelspiel im Dienste des Präsidenten stellte noch eine zusätzliche Belastung dar. Er war einfach nicht geschaffen für dieses tückische Terrain, er war nicht so wie diese Agenten, die überhaupt keine Nerven zu haben schienen. Für so etwas musste man geboren sein, das konnte man sich auch nicht mit noch so viel Training aneignen. Wenn es hart auf hart ging, war er nun mal eher ein Feigling. Diese beschämende Gewissheit begleitete ihn seit seinem dreizehnten Lebensjahr, als er ein Sommercamp besucht hatte, in dem ihn ein rücksichtsloser Fiesling gnadenlos terrorisierte. Statt sich zu wehren, hatte Richards die Erniedrigungen still erduldet. Am Ende des schrecklichen Sommers hatte er seinem Peiniger noch die Hand hingestreckt und gesagt: »Nichts für ungut, okay?« Der andere reagierte nur mit einem höhnischen Grinsen. Das Erlebnis blieb ihm noch lange in Erinnerung und wiederholte sich in seinem Erwachsenenleben in anderen Formen. Seine intellektu ellen Leistungen überdeckten manchmal diese Schwäche, doch sie machte sich immer wieder bemerkbar, auch in Momenten wie diesen, wenn er mitten in der Nacht allein an seinem Computer saß und sich zutiefst hilflos fühlte.
    Er hatte den ganzen Tag gearbeitet, bis spät in die Nacht, war nur kurz auf die Toilette gegangen und hatte sich eine Kleinigkeit zu essen geholt, doch das Fast Food lag ihm jetzt bleischwer im Magen. Er zog eine Schublade auf, ohne den Blick vom Bildschirm zu wenden, öffnete ein Fläschchen mit Säureblockern und steckte ein paar Tabletten in den Mund, während er weiter so tat, als würde er diesem Phantom nachjagen, anhand der vagen Informationen, die ihm seine Direktoren übergeben hatten – wahrscheinlich auch nur, um ihm irgendeine Arbeit aufzuhalsen. Wieder eine Erniedrigung mehr. Ermutigend war immerhin, dass sie selbst kaum an diesem Nicodemo interessiert waren. Die Anweisung musste von oben gekommen sein, wahrscheinlich vom Verteidigungsminister. Richards hatte keine Ahnung, wer dieser Nicodemo war, und doch wusste er viel mehr über ihn als sonst jemand von Treadstone.
    Was ihn wirklich interessierte, war die Flut der chinesischen Cyber-Attacken auf Regierungen, Militärs, Unternehmen und Organisationen. Damit hatte er sich den ganzen Tag beschäftigt. Es hatte einige Momente gegeben, in denen er sich sicher war, etwas entdeckt zu haben auf seinem Weg durch alle möglichen Firewalls und verschlüsselte Dateien. Mithilfe seiner privaten Armee von Trojanern und Würmern verschaffte er sich Zugang zu Webseiten in Russland, Rumänien, Serbien und nun auch in China. Immer wieder China. Doch alle Spuren, denen er folgte, alle Pfade, die er einschlug, stellten sich am Ende als Sackgasse heraus, sodass er nach acht Stunden wieder am Anfang stand. Oder nicht ganz am Anfang. Denn zu wissen, wo man nicht suchen musste, war immerhin auch ein hilfreicher Hinweis für die weitere Arbeit.
    Er stand auf, streckte sich und trat an das kugelsichere Fenster seines Büros. Das Glas war mit kleinen Sensoren versehen, deren elektronische Signale gegen alle Arten von Lauschangriffen schützten. Er blickte auf die verlassenen Straßen hinunter. Hin und wieder rollte ein Auto oder ein Truck vorbei. Ungewollt drängten sich Gedanken an seinen Vater und Stiefvater auf. Sein Vater hatte die Familie verlassen, als Richards’ Mutter erblindete.

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