Der Bourne Verrat: Roman (German Edition)
nicht …«
»Hören Sie auf mit dem Scheiß.« Sie sagte es nicht laut, doch der Nachdruck in ihren Worten ließ ihn verstummen. »Reden Sie mit Ihren Patienten immer so? Was sind Sie für ein Mensch?«
»Ich bin Arzt. Ich …«
»Stimmt«, fiel sie ihm ins Wort. »Ein Arzt – kein Mensch. Mein Fehler.«
Er sah sie an und ließ ihr einige Augenblicke, um sich zu beruhigen. »Miss Moore, meine Erfahrung in der Neurochirurgie hat mich gelehrt, meine Diagnose nicht zu beschönigen. Je schneller ein Patient begreift, wie es um ihn steht, umso schneller können wir zusammenarbeiten, damit er oder sie wieder gesund wird.«
Sie versuchte sich zu beruhigen, doch ihr Herz raste immer noch wie ein Schnellzug. Sie zuckte zusammen, als sie einen plötzlichen Stich im Kopf verspürte. Dr. Steen stand sofort auf und trat zu ihr.
»Miss Moore?«
Sie rieb sich die Schläfe.
»Es ist höchste Zeit.« Er griff zum Telefon. »Sie müssen sofort ins Krankenhaus.«
»Nein.« Sie fasste ihn am Arm. »Nein, bitte.«
»Ich glaube, Sie verstehen nicht, wie ernst …«
»Meine Arbeit ist mein Leben«, sagte sie.
»Miss Moore, der Druck in Ihrem Gehirn nimmt ständig zu. Sie werden kein Leben mehr haben, wenn wir nicht schnell etwas unternehmen. Ich kann es nicht zulassen …«
»Ich bin okay. Der Schmerz ist weg.« Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Mir geht’s gut. Alles in Ordnung.«
Dr. Steen nahm sich einen Stuhl und setzte sich neben sie. »Okay«, sagte er. »Was ist wirklich los?«
»Wo ist der Arzt geblieben, der alles nach dem Lehrbuch macht?«
»Den hab ich kurz weggeschickt«, sagte er mit einem dünnen Lächeln. »Eine Patientin braucht mich.«
»Deswegen bin ich, glaube ich, zu Ihnen gekommen.«
Sie schwieg einige Augenblicke. Im Empfangszimmer klingelte das Telefon, eine Stimme sagte etwas, dann kehrte wieder Stille ein.
Dr. Steen tippte ihr sanft auf das Handgelenk. »Wir müssen Ihr körperliches Problem lösen. Aber das können wir nicht tun, bevor nicht Ihr anderes Problem geklärt ist.«
Ganz langsam, fast unmerklich, hob sie den Blick zu ihm. »Ich habe Angst«, sagte sie.
Er schien in gewisser Weise erleichtert. »Das ist ganz normal und fast zu erwarten unter diesen Umständen. Ich kann Ihnen helfen …«
»Nicht um mich.«
Er sah sie verdutzt an.
»Um mein Baby«, fügte Soraya hinzu. »Ich bin schwanger.«
»Wie fühlen Sie sich?«, fragte Bourne, als er in das Zimmer trat, in dem sich Alef erholte.
»Besser, zumindest körperlich.«
Der Mann hatte sich aufgesetzt. Er versuchte, die International Herald Tribune zu lesen, die ihm jemand gegeben hatte, doch es schien ihm schwerzufallen.
Bourne stellte einen schwarzen Aktenkoffer ab und warf einen Blick auf die Seite, die der Mann aufgeschla gen hatte: Aktienkurse, Informationen über Firmenfusionen, Quartalsergebnisse und dergleichen mehr. »Sehen Sie nicht scharf?«
Alef zuckte die Achseln. »Es wechselt. Die Ärzte sagen, das wäre normal.«
»Steht da etwas über Firmen, die Ihnen gehören?«
»Was?« Alef lachte etwas irritiert. »Nein, ich habe nur versucht, die kleine Schrift zu lesen.«
Bourne nahm ihm die Zeitung aus den Händen, öffnete den Aktenkoffer und legte Alef eine Pistole in den Schoß. Bevor der Mann den Mund öffnen konnte, fragte Bourne: »Was ist das?«
Alef nahm die Waffe zur Hand. »Eine 9-mm-Glock.« Er überprüfte das Magazin und stellte fest, dass sie ungeladen war. Er hob sie, wie um zu zielen. Ein Profi.
Bourne nahm die Waffe an sich und reichte ihm eine andere. »Und das?«
»Eine CZ-USA 75B .«
»Wie viele Patronen im Magazin?«
»Zehn.«
Bourne nahm ihm die CZ aus der Hand und ersetzte sie durch eine viel kleinere Waffe. »Kennen Sie die auch?«
Alef betrachtete die Pistole. »Das ist eine Para-Ordnance Warthog WHX1045R , Kaliber .45 ACP. « Er sah erstaunt zu Bourne auf. »Woher weiß ich das alles?«
Statt einer Antwort nahm Bourne die Warthog an sich und legte ihm eine aufgeschlagene Zeitschrift in den Schoß, in der eine andere Waffe abgebildet war. Auf Russisch sagte er: »Pozhalujsta skazhite mne, chto izobrahzeno tam .« Sagen Sie mir bitte, was hier abgebildet ist .
»Ein Dragunow- SVD-S -Gewehr mit beiklappbarem Kolben.« Er strich mit dem Zeigefinger über das Foto. »Ein Scharfschützengewehr.«
»Wie gut?«, fragte Bourne.
»Sehr gut«, antwortete Alef. »Eins der besten.«
»Was können Sie mir noch darüber sagen?«, fragte Bourne nun wieder auf Englisch. »Haben Sie schon mal
Weitere Kostenlose Bücher