Der Bourne Verrat: Roman (German Edition)
warf Delia ein. »Wir sind uns heute Morgen begegnet, und er wollte sie unbedingt besuchen.«
»Das ist gut«, sagte Hendricks geistesabwesend. »Sie kann jede Unterstützung gebrauchen.«
»Ich will nicht, dass Soraya allein ist, wenn sie aufwacht«, fügte Delia hinzu.
Wie aufs Stichwort erschien ein Arzt im Warteraum. Er blickte zwischen ihnen hin und her. »Es gibt Neuigkeiten«, sagte er.
Tom Brick fuhr mit Peter auf dem Beifahrersitz immer tiefer ins ländliche Virginia hinein. Dunkle Wolken zogen über den Himmel; der Sonnenschein vom Tag zuvor war nur noch eine ferne Erinnerung. Schließlich bog Brick auf den Ridgeway Drive ab, der von dicht stehenden Bäumen gesäumt war. Hin und wieder sah man die Dächer großer Häuser durchschimmern. Nach einer letzten Linkskurve endete die Straße an einer Gabelung, von wo es zu vier Häusern weiterging, die durch Bäume getrennt waren.
Brick bog nach rechts in eine gekieste Auffahrt ein. Sie war zu beiden Seiten von Nadelbäumen gesäumt, sodass die Straße nach einer scharfen Linkskurve aus dem Blick verschwand, als hätte es sie nie gegeben. Man fühlte sich abgeschieden, wie in einer eigenen Welt.
Brick hielt an, stieg aus und streckte sich. Peter folgte ihm, betrachtete das stattliche Gebäude, das so wehrhaft wirkte wie eine Burg. Architektonisch war es im postmodernen Stil gebaut: zwei Geschosse mit ausgeprägtem Dachvorsprung, riesigen Fenstern und einer freitragenden Terrasse.
Brick stieg die Treppe hinauf, bis er unter dem Dachvorsprung stand. »Kommen Sie, Tony?«
Peter alias Anthony Dzundza nickte und folgte Brick hinauf und ins Haus. Das Erdgeschoss war lichtdurchflutet und großzügig angelegt. Die moderne Einrichtung – in blassen Farben gehalten – wirkte wie ein Knochengerüst ohne Fleisch.
»Möchten Sie einen Drink, Tony?«
Peter rief sich in Erinnerung, warum er hier war. Tom Brick war der Mann, den Dick Richards aufgesucht hatte, nachdem ihm Soraya anvertraut hatte, dass Nicodemo allem Anschein nach mit Core Energy verbunden war.
»Von wem haben Sie das gehört?« , hatte Richards gefragt. »Der Generaldirektor von Core Energy ist Tom Brick.«
Und da stand Peter – oder vielmehr Anthony Dzundza – nun in Bricks Haus. Peter und Soraya waren sich sicher gewesen, dass Richards zum Präsidenten rennen würde, der ihn zu Treadstone gebracht hatte. Aber nein, er hatte sich an Tom Brick gewandt. Was zum Teufel ging hier vor? War Richards ein Dreifachagent, der für den Präsidenten und Brick arbeitete?
Das Wohnzimmer war in L-Form angelegt. Peter folgte Brick um die Ecke zur Bar, blieb jedoch abrupt stehen, als er einen Mann mit leicht gespreizten Beinen am anderen Ende des Raumes stehen sah. Er hatte das Jackett ausgezogen, sodass man die Glock sah, die er unter der linken Achsel trug.
»Tony, das ist Bogdan.«
Peter schwieg. Seine Zunge schien am Gaumen festgewachsen. Der finster dreinblickende Bogdan stand neben einem einfachen Holzstuhl, der irgendwie fehl am Platz wirkte in diesem durchgestylten Haus. Ein Mann saß mit dem Rücken zu Peter an den Stuhl gefesselt.
»Was trinken Sie?«, fragte Brick, ohne sich zu Peter umzudrehen.
Peter brauchte das Gesicht des Mannes nicht zu sehen, um zu wissen, dass es Dick Richards war.
Da Peter schwieg, drehte sich Brick schließlich um, ein altmodisches Glas in der Hand. »Ich trinke einen irischen Whiskey. Ich mache zwei.«
Peter überlegte fieberhaft, was das zu bedeuten hatte, während Brick die Drinks einschenkte und ihm einen reichte.
Er stieß mit Peter an und nahm einen Schluck. » Cent’ anni , wie sie in der Mafia sagen.« Er lachte. Als er sah, wohin Peter blickte, deutete er mit seinem Glas auf den Gefangenen. »Kommen Sie. Ich möchte Ihnen etwas zeigen.«
Widerwillig folgte ihm Peter zu Richards und Bogdan, seinem unerbittlichen Wächter, in einen Winkel der Wohnung, der von keinem Fenster einsehbar war. Als ob irgendjemand hier herumschnüffeln würde. Außer Peter natürlich.
»Sie sagen, Sie wollen für mich arbeiten«, sagte Brick in warmem, kollegialem Ton, wie man mit einem Freund auf dem Golfplatz plauderte. »Ich sehe mir genau an, wen ich engagiere, ich nehme nicht irgendwen. Und wissen Sie, das ist mein Dilemma, Tony. Sie haben mir zwar ein paar Dinge über sich verraten, aber sonst weiß ich gar nichts über Sie.«
Brick nahm noch einen Schluck und ließ den Whiskey im Mund kreisen, ehe er ihn schluckte. Dann lächelte er freundlich. »Aber ich mag Sie. Mir
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