Der Bourne Verrat: Roman (German Edition)
Edelsteine. »Ich würde Sie gern besser kennenlernen, Don Fernando. Viel besser.«
Er ließ sein Lächeln breiter werden. Sie war wirklich gut, dachte er. Besser als die meisten. Aber von Nicodemo war auch nichts anderes zu erwarten.
»Das würde mir gefallen«, gab er zurück. »Mehr als Sie glauben.«
Delia wartete bei der Aufnahme auf Charles Thorne. Zehn Minuten hatte sie die Leute beobachtet, wie sie durch den imposanten Eingang des Virginia Hospital Center kamen und gingen. Sie trank den schauderhaften Kaffee, den sie sich leichtsinnigerweise an einem Automaten geholt hatte.
Delia hatte Soraya vor neun Jahren kennengelernt, als diese noch für den mittlerweile verstorbenen Martin Lindros in der CI gearbeitet hatte. Damals hatte sich Delia sehr allein und unsicher gefühlt, auch was ihre sexuelle Orientierung betraf. Dies war der einzige Bereich ihres Lebens, der ihr wirklich Angst machte. Eine Zeit lang hatte sie sich für asexuell gehalten. Soraya hatte das geändert.
Delia hatte den Auftrag bekommen, eine Bombe zu entschärfen, die in der Nähe des Supreme Court Building entdeckt worden war. Soraya war zusammen mit einigen FBI -Agenten dort, um rauszufinden, wer die Bombe gelegt hatte, ob es sich um einen in- oder ausländischen Terroristen handelte. Beide Möglichkeiten waren gleichermaßen beängstigend.
Der Mechanismus der Bombe erwies sich als schwer zu entschärfen, was auf einen professionellen Terroristen hindeutete. Alle außer Soraya hielten einen Sicherheitsabstand zur Bombe, während Delia daran arbeitete.
»Sie sollten auch in Sicherheit gehen«, hatte Delia gemeint.
»Niemand sollte allein sein«, hatte Soraya geantwortet.
»Und wenn ich’s nicht schaffe, wenn das Ding hochgeht …«
Soraya hatte ihr kurz in die Augen geschaut. »Schon gar nicht am Ende.« Und mit einem entwaffnenden Lächeln fügte sie hinzu: »Aber Sie werden es schaffen.«
Thorne schritt durch die Tür und riss sie unsanft aus ihren Erinnerungen. Mit besorgtem Gesicht kam er auf sie zu. »Sie wurde operiert und hat eine ruhige Nacht verbracht«, sagte sie. »Mehr weiß ich auch nicht.«
Er folgte ihr über den Linoleumboden eines Korridors zu den geräumigen Aufzügen. »Was du da am Telefon gesagt hast …«
»Stimmt alles«, sagte sie, erahnend, was er meinte.
»Es gibt absolut keinen Zweifel?«
Seine Augen drückten Gefühle aus, die sie nicht recht zuordnen konnte.
»Was glaubst du, mit wie vielen Männern sie geschlafen hat, Charles?« Sie warf ihm einen zornigen Blick zu. »Du solltest dich jetzt auf sie konzentrieren und auf sonst nichts.«
»Ja, natürlich. Das weiß ich«, sagte er zerstreut.
Die Aufzugtür öffnete sich, Leute strömten heraus. Sie stiegen ein, und Delia drückte den Knopf für den dritten Stock. Sie fuhren schweigend hinauf. Die Fahrstuhlkabine roch nach Desinfektionsmittel, das den süßlichen Krankheitsgeruch nicht ganz zu überdecken vermochte.
Als sie im dritten Stock ausstiegen, sagte Delia: »Ich muss dich warnen: Minister Hendricks ist auch da.«
»Scheiße. Wie soll ich erklären, dass ich hier bin?«
»Ich habe mir was einfallen lassen«, sagte Delia. »Überlass das mir.«
Sie geleitete ihn über den stillen Gang zu der Stahltür, die in den Operationstrakt führte.
Thorne neigte den Kopf auf die Seite. »Hier ist sie operiert worden?«
Delia nickte.
Thorne leckte sich über die Lippen, sichtlich mitgenommen. »Und sie ist noch nicht wach? Das ist kein gutes Zeichen.«
»Du siehst das zu negativ«, erwiderte Delia unwirsch. »Das ist keine einfache Sache. Sie wird ständig überwacht.«
»Aber wenn sie …?«
»Sei still!«, fiel sie ihm ins Wort, als sie am Leibwächter des Verteidigungsministers vorbeigingen und den Warteraum betraten.
Hendricks saß in der Ecke gegenüber dem Flachbildfernseher, auf dem CNN ohne Ton lief. Er telefonierte und kritzelte etwas auf einen kleinen Notizblock, den er auf dem Knie liegen hatte. Bevor sie sich setzen konnten, hatte Hendricks sein Gespräch beendet; er sah auf und blickte zweimal hin, als er Thorne sah.
»Gibt’s was Neues?«, fragte Delia, als er zu ihnen trat.
Er schüttelte den Kopf und wandte sich dem Mann neben ihr zu.
»Charles Thorne?«
»Schuldig«, bekannte Thorne, bevor ihm bewusst wurde, was das für die kommenden Wochen bedeuten konnte.
Die beiden Männer schüttelten einander kurz die Hand.
»Ich muss zugeben, es überrascht mich, Sie hier zu sehen«, sagte Hendricks.
»Wir drei sind Freunde«,
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