Der Brand der Cheopspyramide
Modeste zu, schlang den Arm um ihre Schulter. Sprach mit ihr eine Weile in warmem, liebevollem Ton.
Bald darauf stießen die beiden zu Iversen im Foyer. Der hätte am liebsten einen Freudensprung gemacht, als er hörte, wie Mette dem Portier im Vorübergehen zurief: »Wir alle reisen morgen ab.«
»Nach Ägypten«, setzte Malte höchst überflüssig hinzu.
»Allerdings Malte, nach Ägypten.«
»Cheopspyramide, ich grüße dich!« rief Malte, den Hut schwenkend, laut und kümmerte sich wenig um die erstaunten Blicke der anderen Gäste im Foyer.
*
›Mon Repos!‹ In dem engen Tal die verwitterten Mauern des alten Baues im Abenddunkel kaum zu unterscheiden von den zerklüfteten Felsen, die das Tal umsäumten. Kein Licht, das durch die Fenster schimmerte. Wie tot und verlassen das Haus. Keine Bewohner mehr darin?
Doch! Auf der Eichenbank am alten Kamin Eisenecker, gerüstet zur Wanderung. Harrend des Freundes Gonzales. Zu seinen Füßen zwei Bündel, wohl verschnürt.
Schon längst hätte er hier sein sollen. Doch gewiß war er genötigt gewesen, den Ziegenpfad zu nehmen, der über die Berge führte. Schon seit mehreren Tagen die Grenzübergänge von starker maurischer Truppenmacht besetzt.
Der versteckte Pfad, nur wenigen Hirten bekannt, die einzige Möglichkeit. Er selbst würde nachher mit Gonzales wohl auch den Pfad nehmen müssen hinüber nach Spanien.
Was würde die nächste Zeit bringen?… Abdurrhaman?… Wie würde seine Antwort lauten? Würde er sich ihrem Befehl beugen?
… Oder nicht? Würden Hekatomben von Opfern nötig sein, das Land zu befreien?
Noch fünf Tage! Dann lief die Frist ab… und dann?… Das andere größere Werk!… Dies hier ist ja nur eine Etappe.
Seine Gedanken gingen zurück nach Biarritz. Die Unterredung mit dem alten Harder.
Die ungeheuren Schwierigkeiten, kaum überwindbar, die ihm seit Monaten den Kopf heiß machten… der Alte! Wie wertvoll war ihm Marders Rat gewesen.
Der Weg nach Biarritz! Mettes halber nur war er ihn gegangen… und doch, wie gut war es für sein Werk gewesen.
Mette! Dort vor dem Gartentore stand sie, als sein alter Diener ihn rief, er es öffnete. Nur mit äußerster Anstrengung war es ihm gelungen, seine Überraschung zu verbergen, als er sie sah… Mette Harder.
Wie hatte er sich bezwingen müssen, in kühlem, ruhigem Ton mit ihr zu sprechen, die zu ihm kam… ihn zu bitten. Alles, was er längst begraben glaubte, war da wieder aufgeflammt, wie sie so unverändert in ihrer Anmut und Schönheit vor ihm stand.
Warnum! Die seligen Zeiten, die er damals an Mettes Seite verlebte. Nur an das Schöne, Gute dachte er jetzt. Die letzte schlimme Szene, sie blieb begraben.
Und er würde sie Wiedersehen. Die gemeinsame Arbeit mit Harder würde sie wieder zusammenführen…
»Er ist da, der Herr Oberst Gonzales!« Die rauhe Stimme des alten Schnauzbartes unterbrach sein Sinnen.
Da trat er ein.
»Die Grenze überall gesperrt! Nur der Ziegenpfad allein noch frei!«
»Ich dachte es mir. So müssen wir ihn auch beim Rückweg nehmen… trotz unserer Lasten… Hier liegt alles bereit, was wir zu tragen haben.
Gewiß! Ich könnte uns einen anderen Weg bahnen. Aber warum?… Warum unnütz Menschenblut vergießen, uns die Meute auf den Hals locken?«
Zwei Stunden schon waren sie auf dem Marsch.
»Wären wir doch in ›Mon Repos‹ geblieben!… Hätten das Gewitter abgewartet… schon auf dem Hinweg sah ich es kommen. Ohne das Mondlicht ist der Pfad kaum zu beschreiten, und es wird dunkler und dunkler mit jeder Minute.«
»…Und es scheinen mehrere Gewitter zu sein, die sich dort an den Kesselwänden des Val di Toro zusammenballen.«
Die weiteren Worte verschlang der rasende Sturm, der sich plötzlich erhob. Ein scharfer Regenschauer peitschte ihnen ins Gesicnt. Unmöglich, noch etwas zu sehen. Nur durch laute Zurufe konnten sie noch feststellen, wo sich jeder befand.
Immer halsbrecherischer der Pfad!… Mit Händen und mit Füßen mußten sie sich festklammern, um über den schmalen Grat zu kommen.
Jetzt!… Ein Gewitter über ihnen… um sie! Aus den dunklen Regenwolken prasselten die Blitze nach allen Seiten. Die Augen, eben noch geblendet vom grellen Schein… dann wieder blind im undurchdringlichen Dunkel. Nur mühsam im Scheine ihrer Handlampen konnten sie dem Weg folgen. An einer Stelle, wo der Pfad sich verbreiterte, blieb Eisenecker aufatmend stehen. Mit lauter Stimme rief er nach Gonzales, der vor ihm war. Keine Antwort! Er mußte sehr weit
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