Der Brand der Cheopspyramide
Blicke überflogen die Zeilen.
Ah! Seine Augen öffneten sich weit… ah! Was war das?… Was stand dort: Prinz Ahmed Fuad wirbt durch mich offiziell um Deine Hand…
Er ließ den Brief sinken, stand sekundenlang starr… las dann weiter:… Deine törichte Weigerung… unbegreiflich!… Ist es möglich, daß Du die Aussicht so gering schätzt, die Gemahlin des Prinzen Fuad zu werden, des Bruders des Kalifen… des mächtigen Herrschers des großen maurischen Reiches…
…daß Deine politische Einstellung irgendwelchen Einfluß hätte, ist doch wohl ausgeschlossen…
…reicht Dein Ehrgeiz nicht weiter als bis zu dem Wunsch, die Frau irgendeines livländischen Kartoffelbarons zu werden… dann fahre in Gottes Namen auf den Tirsenhof zurück…
…dann will ich Dich nicht länger halten! Aber unsere Wege sind für immer getrennt…!
Als Iversen so weit gekommen, entfloh seinen Lippen ein wenig christlicher Wunsch. Er stampfte wütend auf den Boden.
Modeste wandte den Kopf, schaute ihn erstaunt an. Da sah sie den Brief in seinen Händen, sprang auf.
»Herr von Iversen! Unmöglich!… Sie lesen den Brief… nein! Sie dürfen es nicht!« Sie griff nach dem Schriftstück. Er überreichte es ihr.
»Nehmen Sie es nur zurück. Ich kenne seinen Inhalt.«
»Ah! Sie dürfen nicht! Wie konnten Sie?… Das ist…«
»Ja, ich weiß. Das ist sehr indiskret von mir. Aber ich bereue es nicht im geringsten. Weiß ich doch nun, daß diese Augen grundlos Tränen vergossen. Ich bin ja so froh, Modeste!
Ja! Ja! Schauen Sie mich nur so fragend an. Ich bin ja so froh!«
Sein Blick, so warm… so glücklich! Sie hielt ihn nicht aus, wandte sich errötend zur Seite.
»Modeste!…« Er trat zu ihr hin, suchte ihren Blick zu fangen…
Da klopfte es laut an die Tür. Mit ärgerlichem Ruck drehte sich Iversen um. Da stand Mette vor ihm.
»Ah! Ihr seid noch da. Wie schön! Ich will mit euch gehen… doch…« Sie sah die Tränenspuren auf Modestes Gesicht. »Malte! Was ist hier?«
»Nun, Fräulein Modeste hat einen Brief von ihrer Schwester Jolanthe bekommen, in dem sie sehr eindringlich aufgefordert wird, nach Madrid zu kommen.«
»Nun und…?«
»Nun, Fräulein Modeste möchte nicht. Sie will nicht nach Madrid… hat Gründe dafür…«
»Ja, aber… warum?«
»Nun ja, Mette! Fräulein Modeste möchte darüber nicht sprechen. Begnügen wir uns!«
»Hm…«
»Und wie ist’s mit unserer Strandpromenade, Mette?«
»O gewiß, wir gehen. Und du? Du gehst doch mit, nicht wahr, Modeste?«
Die nickte und ging zum Nebenraum.
»Ich komme gleich. Möchte mich nur etwas erfrischen.«
Kaum war die Tür ins Schloß gefallen.
»Malte! Was ist hier vorgefallen? Modeste hat geweint!… Du? Bist du daran schuld?«
»Um Gottes willen, Mette… ich? Nein!… Nein!…
…Der Brief… Dieser verfl… Brief! Ihre Schwester… Jolanthe!« Er zischte den Namen durch die Zähne.
»Du kennst den Inhalt dieses Briefes?«
»Nein!… Nein… aber ich kann ihn mir ungefähr denken. Wir sprechen vielleicht später darüber.«
»Malte! Schon Geheimnisse?«
»Mette! Ich weiß nicht, was… doch mache schnell, ehe Modeste wiederkommt. Wie schon gesagt, sie will auf keinen Fall nach Madrid fahren. Nun bleibt aber ihre Schwester Jolanthe anscheinend noch lange Zeit dort. Modeste befindet sich in einer unangenehmen Lage. Sie weiß nicht, wie lange sie hier noch warten soll, und geht mit dem Gedanken um, nach dem Tirsenhof zurückzukehren.«
»Hm!… Und das wäre dir nicht angenehm, Malte?«
»Mette! Was willst du von mir? Wir sprechen doch von Modeste.«
»Gewiß, ja! Und du bedauerst, daß der Ausflug Modestes in die große Welt ein so schnelles Ende nehmen soll. Möchtest, daß sie noch mehr davon sähe. Oh! da kann ich sie ja auffordern, in unserer Gesellschaft zu bleiben.«
»Ah, Mette! Das wäre…«
»Wir reisen in den nächsten Tagen ab. Fahren auf Anraten des Arztes nach Ägypten…«
»Ägypten! Nach Ägypten fahren wir?«
»Wir?… Wenn du auch mitwillst, ja!«
»Gewiß! Natürlich!… War zwar schon dort… aber höchst interessante Gegend… sehe sie mir gern noch mal an…«
»…Besonders, wenn Modeste dabei ist.«
»Mette! Ich bitte dich!… Diese unbegründeten Anspielungen… du irrst! Irrst vollkommen!«
»Das wäre schade!« gab ihm Mette mit einem übertrieben ironischen Lächeln zurück. »Doch, wozu dies Reden? Vielleicht will sie gar nicht mit, Modeste. Ah! Da ist sie ja.
Malte, geh nur voran!« Mette trat auf
Weitere Kostenlose Bücher