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Der Brander

Der Brander

Titel: Der Brander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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schicken!«
    Palmer lächelte. War der Kommandant guter Stimmung, war das Leben leichter für alle.
    Als die Segel im Wind immer voller standen und die weiße Bugwelle allmählich wuchs, wurde auch das andere Schiff größer und größer; zielstrebig kam es auf konvergierendem Kurs heran.
    Zu groß für eine Fregatte, überlegte Palmer, der in den Webeleinen in Luv hing und sein Teleskop auf den Fremdling richtete. Er leuchtete grell in der Sonne, und seine hell und dunkel gewürfelten LeeStückpforten schnitten fast unter, so krängte er im auffrischenden Wind, der die
Sparrowhawk
noch nicht erreicht hatte.
    Wahrscheinlich ein Westindienfahrer, konstatierte Duncan. Die waren neuerdings so schnittig wie Kriegsschiffe. Nicht umsonst hieß es ja, daß so ein Gemüsekipper mit einer Fahrt mehr verdiente als ein Marineoffizier in zehn Jahren.
    »Sie hißt ein Signal, Sir!«
    »Das sehe ich selbst, verdammt!« Palmer hatte das lange Warten bei Hitze und Flaute zermürbt; so grob zu reagieren, war sonst nicht seine Art.
    Der Signalfähnrich schluckte nur und richtete sein starkes Glas auf das andere Fahrzeug, beobachtete die bunten Flaggen, die an seiner Signalrah aufstiegen.
    »Sie haben uns etwas mitzuteilen, Sir.«
    Der Erste Offizier unterdrückte einen Fluch. Wahrscheinlich war die Mitteilung völlig bedeutungslos; aber während sie überflüssige Informationen austauschten, konnten sie den Wind wieder verlieren.
    »Bestätigen Sie, Mr. Clements«, befahl er unwirsch und winkte den Midshipman der Wache heran. »Und Sie, Mr. Evans, melden dem Kommandanten, daß wir beidrehen müssen.«
    Palmer wandte sich wütend ab; das würde dem Kommandanten die gute Laune rasch verderben.
    Mit bis zum Gürtel offenem Hemd kam Duncan aus dem Kajütsniedergang und musterte wortlos das fremde Schiff. Es konnte ihnen eine für ihre Unternehmung wichtige Nachricht bringen; andererseits mochte der Kapitän auch nur Klatsch und Tratsch austauschen wollen. Wenn sich zwei Schiffe so fern der Heimat trafen, war das nicht ungewöhnlich.
    »Kürzen Sie Segel, Mr. Palmer. Klar zum Beidrehen.«
    Er verschränkte die Hände auf dem Rücken und sah zu, wie seine Leute auf ihre Stationen eilten.
    »Hart Luvruder!«
    Duncan winkte nach dem Midshipman. »Ihr Glas bitte, Mr. Evans.« Als er das Teleskop entgegennahm, fiel sein Blick auf den Jungen.
    Evans war erst dreizehn Jahre alt, der Jüngste in seiner Messe. Ein munteres Kerlchen, das schon mehr als einmal zur Strafe für seine Streiche in den Mast geschickt worden war.
    Duncan hob das Glas und spreizte gleichzeitig haltsuchend die Beine, weil das Schiff gerade in ein Wellental sackte; vorn fierten die Seeleute die Stagsegelschoten, damit
Sparrowhawk
durch den Wind drehen konnte. Für eine Landratte mußte das Schiff jetzt einen völlig außer Kontrolle geratenen Anblick bieten; aber gleich würde es sich auf den anderen Bug legen und die Mannschaft noch mehr Segel aufgeien.
    Duncan lächelte grimmig in sich hinein. Er führte sein Schiff gern mit fester Hand, zwang es ins Joch wie ein eigenwilliges Pferd.
    Aber er erstarrte, als das andere Schiff riesenhaft in seiner Teleskoplinse auftauchte. Seine Rahen schwangen herum, die Segel blieben steif wie eiserne Brustpanzer, und es wechselte den Kurs, aber nicht um anzuluven, sondern nach Steuerbord. Donnernd füllte sich die Breitfock an ihrer Rah, und das Schiff schien einen Satz nach vorn zu machen, quer hinter dem Heck der Fregatte vorbei.
    Duncan brüllte: »Belege das, Mr. Palmer!
Anluven!«
Aber es war zu spät, seinen letzten Befehl rückgängig zu machen.
    An Deck herrschte Konfusion. Männer stürzten an Brassen, Halsen und Schoten, Blöcke und Winschen knarrten, und immer noch mehr Hände packten mit an, um die Rahen wieder herumzuholen.
    Duncan kam ins Schwanken, als das Deck sich überlegte und das Schiff zu reagieren versuchte; aber sie hatten sich festgesegelt. Die Segel killten und schlugen wirkungslos gegen Masten und Spieren.
    »Klar zum Gefecht!«
    Mit wildem Blick starrte Duncan zu dem Fremden hinüber, trotz der Hitze fror er bis ins Mark.
Er hätte es vorhersehen müssen!
Jetzt war es zu spät, denn noch während er hinsah, flogen drüben die Stückpforten auf, die schwarzen Rohre reckten sich ins Licht, wohingegen auf der
Sparrowhawk
verwirrte Soldaten erst die Trommelstöcke wirbeln ließen; mehr Männer strömten aus den Niedergängen, zum Teil immer noch in Unkenntnis der drohenden Gefahr.
    Duncan stand wie angewurzelt, dem

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