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Der Brander

Der Brander

Titel: Der Brander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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verloren. Sie standen in seinem mitten in einer blühenden Plantage gelegenen Herrenhaus, und Rivers schrie Duncan an: »Da draußen neben dem Hafen liegt ein Friedhof, Kapitän! Er ist voller tapferer Männer, die ihr Leben für diese Insel gelassen haben! Ich denke nicht daran, ihr Andenken zu verraten und alles hier den Franzosen auszuliefern. Verdammt will ich sein, wenn ich das tue!«
    Insgeheim pflichtete Duncan ihm ja bei, aber er war zu sehr daran gewöhnt, seinen Befehlen zu gehorchen. Außerdem war ihm der Mann zuwider, er hielt ihn für ein arrogantes Schwein.
    Bolitho würde es nicht gerade freuen, daß er mit leeren Händen kam. Wenn Rivers sich weigerte, die zwischen England und Frankreich geschlossene Vereinbarung zu erfüllen, mochte er sich unversehens vor der Anklage des Hochverrats oder der Meuterei sehen – oder womit die Regierung sonst unbotmäßige Gouverneure zur Räson brachte. Mit einem erneuten Stirnrunzeln begann Duncan wieder zu schreiben.
    Da hob sich das Deck unter seinen Füßen, und von einem Nebentisch fiel klappernd der Stechzirkel zu Boden.
    Als Duncan aufsprang, spürte er, wie das Schiff unter ihm langsam wieder zum Leben erwachte.
    Er eilte an Deck, wo sein Erster Offizier und der Segelmeister hoffnungsvoll zu den schlaffen Segeln emporstarrten, mit denen ein erstes zartes Lüftchen zu spielen begann.
    Duncan wischte sich den Schweiß aus den Augen. Viel war das nicht, aber immerhin… »Mr. Palmer! Rufen Sie die Boote zurück und lassen Sie sie wieder einsetzen. Und dann alle Mann an Deck zum Segelmanöver!« Er schlug dem Leutnant auf die Schulter und fügte hinzu: »Hol’s der Teufel, Mr. Palmer, aber vielleicht haben wir jetzt die längste Zeit hier geschmort.«
    Mit ein paar Schritten war Duncan am Schanzkleid und packte den sonnenwarmen Handlauf mit seinen mächtigen Pranken. Er sah zu, wie das erste Boot die Schleppleine loswarf und dankbar zum Schiff zurückpullte, obwohl die erschöpften Bootsgasten kaum noch die Riemen heben konnten.
    Duncan fragte sich, was wohl auf dem anderen Schiff geschah. Es war in Sicht gekommen, kurz bevor die Flaute beide Schiffe lähmte und in der drückenden Hitze auf der Stelle hielt.
    Der Erste Offizier kehrte zurück, nachdem er die Toppsgasten in die Takelage gescheucht hatte. »Der Ausguck im Masttopp meldet, daß unser heimlicher Begleiter bei Wachwechsel immer noch zu sehen war.«
    Wie zur Bestätigung erklang eine Stimme aus dem Großmasttopp und ließ mehrere Seeleute nach oben spähen.
    »An Deck! Schiff in Luv voraus! Setzt die Bramsegel!«
    Duncan quittierte mit einem Grunzen und wandte sich nach vorn, um sein eigenes Schiff zu beobachten, das sich unter dem wachsenden Winddruck schon leicht überzulegen begann. Das zweite Boot wurde gerade über das Schanzkleid gehievt und eingesetzt.
Sparrowhawk
machte wieder Fahrt.
    Der Segelmeister stellte fest: »Sie wird auf konvergierendem Kurs zu uns liegen, Sir.«
    »Ein Mann mit scharfen Augen soll gut Ausguck nach ihr halten.« Duncan verdrängte die momentan in ihm aufsteigende Besorgnis.
    Im ersten Augenblick hatte er geglaubt, das andere Schiff sei die
Achates,
und Bolitho komme ihm entgegen, um den Grund für seine Verspätung zu erfahren.
    Mit knarrenden Blöcken und knirschenden Leinen begann
Sparrowhawk,
auf den Wind in ihren Segeln zu reagieren.
    »Nord zu West, Sir! Voll und bei!«
    Duncan rieb sich das rote Gesicht, während er auf mehr Wind wartete. Aber er reichte schon aus, das Schiff Fahrt aufnehmen zu lassen.
    Selbst das winzige Eiland, das eine Zeitlang an der Kimm gestanden hatte, war bereits verschwunden, bevor der Master es identifizieren konnte. Wahrscheinlich eine Insel der Bahamagruppe, sagte sich Duncan.
    Auch bei San Felipe hatte er solch kleine Inseln gesichtet, eine davon sogar seltsamerweise mit einem Kirchturm. Man hatte ihm gesagt, daß sich dort ein Missionsorden niedergelassen habe und in völliger Abgeschiedenheit lebe.
    San Felipe war ursprünglich in spanischem Besitz gewesen, deshalb mochten diese Mönche durchaus ein Überbleibsel aus alten Zeiten sein. Duncans Laune begann sich zu bessern. Wenn er’s recht überlegte, hatte er nur ausgeführt, was ihm befohlen worden war. Bolitho würde sich schon einen Reim auf alles machen können, was sein Fregattenkapitän auf San Felipe gesehen und gehört hatte.
    »Ich gehe unter Deck, Mr. Palmer. Muß noch einen Brief beenden. Wer weiß, vielleicht können wir früher als gedacht Post in die Heimat

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