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Der Brander

Der Brander

Titel: Der Brander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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»Ihr Flaggschiff kann der Gastfreundschaft meiner Regierung sicher sein. Diese Angelegenheit läßt sich nicht so schnell bereinigen. Sie will gut bedacht werden.«
    Bolitho nickte. Fane hatte ihn also nur testen oder provozieren wollen. Aber aus welchem Grund?
    Er konnte es sich nicht verkneifen, Fane festzunageln. »Ihre Regierung hat auch einem anderen britischen Schiff ihre Gastfreundschaft zugesichert, Mr. Fane: der
Sparrowhawk.
Sie wird bald zu mir stoßen.«
    »Ja, ich weiß«, knurrte Fane und schob die Hände unter seine Frackschöße. »Ich muß mich jetzt verabschieden.« Und mit einem kurzen Nicken: »Admiral…«
    Chase begleitete den Gesandten aus der Bibliothek, und Bolitho trat wieder ans Fenster. Aber statt des blonden Mädchens am Arm des jungen Offiziers sah er nur Dunkelheit.
    Bolitho wandte sich um, als er Chases schweren Schritt zurückkehren hörte.
    In gewisser Hinsicht war das eben schwieriger gewesen als ein Seegefecht, überlegte er. Und viel unergiebiger.

Der Schlächter
    In den Wochen nach der Abendgesellschaft bei Chase wurde Bolithos Geduld auf eine harte Probe gestellt. Zwar setzten Jonathan Chase und einige andere reiche Bostoner Bürger ihren Ehrgeiz darein, den Offizieren der
Achates’
Kurzweil und abendliche Einladungen zu bieten; aber trotzdem quälte Bolitho der Gedanke, daß zwischen dem Ausbleiben jeglicher Nachricht und der mangelnden Kooperationsbereitschaft Samuel Fanes irgendein Zusammenhang bestand.
    Vielleicht, so grübelte er, hätte er den Zeitplan, den ihm seine Befehle vorschrieben, ignorieren und als erstes San Felipe anlaufen sollen, damit der Eröffnungszug nicht Captain Duncan von der
Sparrowhawk
überlassen blieb. Aber dieser Schritt hätte als Einschüchterung – oder Schlimmeres – ausgelegt werden können.
    Überhaupt – wo blieb die
Sparrowhawk
? Worauf war Duncan gestoßen, das wichtig genug war, sein Eintreffen in Boston zu verzögern?
    An diesem Tag hatte Bolitho sein Mittagessen nicht angerührt. Obwohl Fleisch und Brot frisch waren, von Chase mit einem Boot als Geschenk an Bord geschickt, hatte er keinen Bissen davon herunterbekommen.
    Auf allen Decks herrschte mittägliche Ruhe. Rumdüfte schwängerten die heiße Luft, weil in den Messen die Tagesration ausgegeben wurde.
    Vielleicht hatte Sheaffe vorausgesehen, daß Bolithos Auftrag bloße Zeitverschwendung sein würde und nur zu scharfen Auseinandersetzungen mit den Amerikanern führen mußte. Bolitho zupfte an seinem schweißnassen Hemd, zwang sich aber, sitzenzubleiben, weil er sonst nur wieder ruhelos in seiner Kajüte auf und ab getigert wäre.
    Belinda. Er wandte sich um und starrte durch die Heckfenster, bis seine Augen tränten. Inzwischen mußte alles vorbei sein. Entweder hatten sie jetzt ein Kind, oder… Es war Belindas erstes Kindbett. Da konnte alles mögliche passiert sein.
    Achates
schwojte an ihrer Ankertrosse und rückte die fernen Hafengebäude in Bolithos Blickfeld. Er wollte lieber wieder auslaufen. Wollte etwas tun.
    Ein leichtes Klopfen an der Lamellentür kündigte Keen an, dem beim Eintreten Bolithos unberührter Teller nicht entging.
    »Die amerikanischen Fregatten gehen ankerauf, Sir.« Bolitho nickte. »Ja. Nur die Franzosen bleiben noch hier.«
    Keen zögerte. »Meiner Ansicht nach, Sir«, sagte er dann, »sollte uns ein weiteres Kurierschiff zur Verfügung gestellt werden.«
    »Sie machen sich also auch Gedanken wegen
Sparrowhawk

    Keen zog die Schultern hoch. »Ja, allerdings. Da wir nicht einmal über eine kleine Brigg verfügen, sind wir taub und blind für alles, was sich außerhalb dieses Hafens abspielt.«
    Yovell, der Sekretär, stand unschlüssig im Türrahmen. »Verzeihung, Sir, aber diese Papiere benötigen Ihre Unterschrift.«
    Bolitho mußte plötzlich an seinen Neffen denken. Adam hatte um Erlaubnis ersucht, Chases Nichte Robina nach Newburyport begleiten zu dürfen. Jetzt beneidete er ihn um seine Freiheit; Adam wenigstens blieben dieses endlose Warten und die nagende Ungewißheit erspart. In den letzten Tagen hatten er wie auch Allday unter Bolithos Gereiztheit zu leiden gehabt.
    Schnell überflog er, was Yovell geschrieben hatte, und setzte seine Unterschrift darunter. Kein Wunder, daß über den Papierberg in der Admiralität bittere Witze gerissen wurden. Wer konnte diese Flut von Berichten auch jemals lesen?
    Bolitho faßte einen Entschluß. »Ich unternehme noch einen letzten Versuch, die Angelegenheit San Felipe mit den Amerikanern zu

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