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Der Brander

Der Brander

Titel: Der Brander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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auch daran, wie ein Schiff sich bei Sperrung des Hafens verhalten mußte.
    Rivers beobachtete ihn aufmerksam. »Wir sollten den Tatsachen ins Gesicht sehen. Ihr Schiff kann da draußen nicht unbegrenzt ankern, Sie werden bald wieder Segel setzen müssen. Danach können Sie das Trinkwasser rationieren, bis Ihre Besatzung kurz vor der Meuterei steht, oder Sie können auf Unterstützung warten, die vielleicht niemals eintrifft. Oder Sie kommen jetzt und hier mit mir zu einer neuen Vereinbarung. Ich bleibe als Gouverneur im Amt, mit alleiniger Verantwortung für das Gedeihen und die Verteidigung der Insel.«
    Und für den Profit, dachte Bolitho.
    Rivers erhob sich ächzend und schritt zu einem Fenster hinüber.
    »Die Insel ist unangreifbar, das werden Sie einsehen. Und die Amerikaner werden mir im Notfall helfen. Ich lasse es nicht zu, daß die Musjös hier ihre Trikolore hissen. Genau das habe ich auch Ihrem impertinenten Fregattenkapitän gesagt.«
    »Die
Sparrowhawk
wurde kurz nach dem Verlassen dieses Hafens versenkt, Sir Humphrey.«
    Er ließ Rivers’ sanguines Gesicht dabei nicht aus den Augen und stellte fest, daß ihn diese Nachricht ehrlich überraschte.
    »Versenkt?
Was reden Sie da?«
    »Sie wurde von einem überlegenen Kriegsschiff angegriffen, ohne jede Vorwarnung oder Chance zur Gegenwehr, und in den Grund gebohrt. Sie sehen also, Sir Humphrey, es sind noch andere als die Franzosen an dieser Insel interessiert.«
    Rivers kippte seinen Wein hinunter, abgewandt, um seine Verwirrung zu verbergen.
    »Das glaube ich nicht. Wahrscheinlich war es ein Pirat, hier wimmelt es nur so von ihnen. Da die britische Marine praktisch abgemustert hat, ist das ja auch nicht überraschend.«
    Rivers knallte das leere Glas aufs Tablett und stürmte keuchend zu einer Tür am anderen Ende des Raumes. »Ich will Ihnen etwas zeigen.« Ein Lakai sprintete ihm voraus, um die Tür rechtzeitig zu öffnen.
    Dahinter war von Teppichen und bequemen Möbeln keine Rede mehr. Eine lange, zinnenbewehrte Bastion mit schwerer Artillerie hinter den Schießscharten gab den Blick auf den Hafen frei: Rivers’ Trumpfkarte.
    Er marschierte zur letzten Kanone in der Reihe und legte wie liebkosend die Hand auf ihr verziertes Verschlußstück.
    »Hier, werfen Sie mal einen Blick hinunter, Bolitho.«
    Er trat beiseite, voll Stolz und Siegessicherheit. Bolitho spürte plötzlich eine heftige Abneigung gegen diesen Mann, dem das Schicksal Duncans und aller anderen völlig einerlei war.
    Er bückte sich, visierte an dem langen schwarzen Rohr entlang und sah, daß die Kanone auf eine Reihe Festmacherbojen zielte, an deren einer auch seine Barkasse vertäut war. Er erkannte sogar Allday, der im Boot stand und die Augen beschattete, um besser zur Festung spähen zu können.
    Aalglatt fuhr Rivers fort: »Da unten lag auch die
Sparrowhawk.
Ich hätte sie genauso leicht versenken können wie Ihr Boot.«
    Bolitho richtete sich wieder auf und musterte Rivers kühl. »Sie waren selbst einmal Flaggoffizier, Sir Humphrey. Sie wissen, die Marine würde niemals dulden, daß…«
    Rivers grunzte verächtlich. »Sie hätte gar keine andere Wahl. Hohe Verluste, nur um den Franzosen gefällig zu sein? Nicht einmal das Parlament ist so verblendet.«
    Bolitho warf noch einen letzten Blick über die Reede. Das Wasser war unruhig, die Wellen trugen schon weiße Gischtkämme. Der Wind legte immer noch zu, was sich auch an den steif auswehenden Flaggen der Schiffe unten verriet. Aber die lagen hier geschützt.
Achates
nicht. Er sagte: »Ich kehre auf mein Schiff zurück.« Und fügte hinzu, ohne aus seiner Verachtung ein Hehl zu machen: »Es sei denn, Sie wollten mich daran hindern?«
    »Ohne Vereinbarung, Bolitho?«
    »Treiben Sie nicht Ihr Spiel mit mir, Sir Humphrey. Sie mußten wissen, daß ich Hochverrat verabscheue.«
    Rivers lächelte. »Im Gegensatz zu anderen in Ihrer Familie, wie?« Bolitho nahm seinen Hut aus der Hand eines Lakais, langsam, damit sein Zorn verebben konnte. Eigentlich ganz gut, daß Adam nicht zugegen war, dachte er. Diese Beleidigung seines Vaters hätte ihn zur Waffe greifen lassen, und dann hätten Rivers’ Soldaten die Sache auf der Stelle zu einem schrecklichen Ende gebracht.
    So sagte er nur: »Das war billig, aber nicht überraschend.«
    Rivers nahm wieder Platz und wischte sich das Gesicht. Er vermochte seine freudige Erregung über den Sieg nicht zu verbergen.
    Bolitho ging zur Tür und sah Midshipman Evans im Korridor allein an einem

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