Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Brander

Der Brander

Titel: Der Brander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
weil er lieber für den König als für Was hington kämpfen wollte.«
    »Und weiter?« Bolitho merkte, daß Allday den Atem anhielt.
    »Angenommen, wir stoßen auf den Spanier und zwingen ihn zu einem Gefecht – wie verhalten wir uns, wenn er seine wahre Flagge zeigt? Möchten Sie der Zündfunke zu einem neuen Krieg sein?«
    »Und das zweite Risiko?«
    Keen äußerte seine Bedenken völlig zu recht. Trotzdem fühlte Bolitho sich dadurch noch einsamer als zuvor.
    »Zweitens steht zu befürchten, daß der Spanier – falls er sich überhaupt noch in diesen Gewässern aufhält – nur darauf wartet, daß wir den Hafen verlassen, damit er
Achates’
Rolle hier übernehmen kann. Dann müßten wir uns den Rückweg teuer erkämpfen, nicht gegen ein paar unerfahrene Pflanzer und die Inselmiliz, sondern gegen ein Kriegsschiff mit erfahrener Besatzung. Meiner Ansicht nach übersteigt dieses doppelte Risiko den möglichen Gewinn.« Keen senkte den Blick. »Tut mir leid, Sir, aber das mußte gesagt werden.«
    Bolitho lächelte trübe. »Ich weiß, welche Überwindung es Sie gekostet hat. Um die Wahrheit zu sagen, ich glaube nicht, daß ein Risiko jemals genau vorherberechnet werden kann. Ich will meine Leute nicht in einen sinnlosen Tod hetzen, ich will auch nicht zwischen den Zangen und Sägen auf dem Tisch eines Schiffsarztes enden. Ich besitze viel, wofür zu leben lohnt – endlich wieder. Aber…«
    Grinsend nahm Keen sein nachgefülltes Weinglas von Ozzard entgegen. »Aye, Sir, das große Aber. Es ist nur ein kleines Wort, aber das stärkste Argument gegen die bessere Einsicht.«
    Bolitho klopfte mit dem Messingzirkel auf die Seekarte.
    »Ich bin überzeugt, dieses Schiff hält sich in der Nähe auf, genau wie Jethro Tyrrell behauptet. Es muß eine starke Besatzung haben, deshalb braucht es einen Hafen als Basis, um sich zu verstecken, während der Kommandant Auskünfte über uns einholt. Und da wir rundum von Feinden umgeben sind, dürfte er dabei keine Schwierigkeiten haben.« Keen erhob sich und trat an den Kartentisch.
    »
Falls
Tyrrell recht hat«, sagte er, »müßte sich das für uns bei einem Krieg erschwerend auswirken.« Er fuhr mit dem Finger an der Inselkette entlang: Puerto Rico, Santo Domingo, Haiti, Kuba. »Die Spanier würden alle Zufahrtswege in die Karibik und nach Jamaika beherrschen.« Begreifend nickte er. »Und in der Durchfahrt zwischen Kuba und Haiti liegt wie eine Zugbrücke San Felipe. Kein Wunder, daß die Franzosen es unbedingt haben wollen. Sie brauchen zwar Verbündete, aber deshalb trauen sie ihnen noch lange nicht über den Weg.«
    Noch immer standen beide Männer über die Seekarte gebeugt, als ein Midshipman eintrat und
Electras
Ankunft meldete. Keen knöpfte seinen Rock zu.
    »Ich gehe Kapitänleutnant Napier begrüßen, Sir.« Und mit einem letzten Blick auf den Kartentisch: »Ganz überzeugt bin ich noch nicht, Sir.«
    Bolitho lächelte. »Sie werden mir bald recht geben.«
    Er ließ sich von Ozzard in seinen Dienstrock helfen, zu Ehren des jungen Kommandanten der
Electra.
    Bald war er schweißgebadet und sah sehnsüchtig auf das blaue Wasser hinaus, das sich vor den Heckfenstern sanft hob und senkte; könnte er doch jetzt ein erfrischendes Bad darin nehmen! Und sofort mußte er wieder an Belinda denken. Er hatte versucht, jeden wachen Augenblick mit Arbeit auszufüllen, um sie aus seinen Gedanken zu verbannen, konnte aber nicht ganz verhindern, daß ihr Bild und das Bewußtsein der großen Entfernung, die sie trennte, ihn immer wieder übermannten.
    Draußen hörte er Schritte und gedämpfte Stimmen. Er mußte sich zusammenreißen, um seinet- wie um ihretwillen.
    Bald, vielleicht schon sehr bald, stand ihnen ein Gefecht bevor, diesmal nicht heraufbeschworen durch eine Zufallsbegegnung oder räuberischen Piratenübermut. Das unbekannte Schiff hatte ihnen schon gezeigt, daß es nichts nützte, im Recht zu sein. Rechtmäßigkeit allein war kein Schutz, dafür gab es schon viele tote Zeugen.
    Er wandte sich der Tür zu. Wenn im Krieg erst die Kanonen sprachen, dann taten sie das völlig indifferent gegenüber Gut und Böse.
    Ihre Breitseiten radierten alle aus, ob sie es nun verdienten oder nicht. Kapitänleutnant Napier trat ein, eine glänzende neue Epaulette auf der linken Schulter, und salutierte.
    Bolitho nahm den schweren Briefumschlag aus seiner Hand entgegen und reichte ihn an Yovell weiter.
    »Sie hatten eine schnelle Überfahrt, Kapitänleutnant Napier.«
    Aber Bolitho mußte

Weitere Kostenlose Bücher