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Der Brander

Der Brander

Titel: Der Brander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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hatte. Den Rest können wir uns denken. Aber sie haben nicht mit Tyrrells alter Loyalität mir gegenüber gerechnet.«
    Keen wirkte perplex. »Ganz wie Sie meinen, Sir. Trotzdem steht das als Beweis bei einer künftigen Untersuchung auf ganz schwachen Beinen. Zu schwach, um Ihren guten Ruf davon abhängig zu machen.«
    »Da stimme ich Ihnen zu. Deshalb müssen wir noch ein paar Beweise fabrizieren.« Seelenruhig sah Bolitho ihn an. »Und jetzt möchte ich Tyrrell sprechen. Sagen Sie meinem Flaggleutnant, daß ich ihn brauche.«
    Als Tyrrell später in die Kajüte humpelte, wurden schon die Lampen angezündet. Bolitho wandte sich seinem ehemaligen Offizier mit einer Mischung aus Trauer und Entschlossenheit zu.
    Tyrrell setzte sich auf den angebotenen Stuhl und verschränkte seine kräftigen Finger.
    »Na denn, Jethro.«
    Tyrrell lächelte. »Na denn, Dick.«
    Bolitho saß auf der Tischkante und musterte ihn ernst. Dann sagte er: »Da wir uns in Gewässern befinden, die zur Zeit noch britischer Oberhoheit unterstehe n, mache ich Gebrauch von meinem Recht, Ihr Schiff zu beschlagnahmen und es in den Dienst meiner Regierung zu stellen.«
    Tyrrell zuckte kurz zusammen, sagte aber nichts. Er war viel zu ausgekocht, um sich durch einen Schock aus der Reserve locken zu lassen.
    »Außerdem unterstelle ich
Vivid
vorerst dem Befehl meines Neffen, der als mein Adjutant eine Depesche von mir nach Boston bringen wird.«
    Jetzt rührte sich Tyrrell und verriet zum erstenmal Anzeichen einer gewissen Unruhe.
    »Und ich?« stieß er heiser hervor. »Mich wollen Sie wohl von der Großrah baumeln lassen, wie?«
    Bolitho schob ein Dokument über den Tisch. »Hier ist der Kaufvertrag für
Vivid,
der bei Ihrer Rückkehr nach San Felipe in Kraft tritt. Sie sehen, ich halte mein Wort. Die Brigg wird Ihnen gehören.«
    Obwohl es ihm schwerfiel, Tyrrells Nöte mitanzusehen, fuhr er fort: »Ich habe mit Sir Humphrey Rivers gesprochen. Um sich Schande zu ersparen und vielleicht sogar sein Leben zu retten, wird er mir alle Auskünfte über den Spanier geben, die ich benötige. Wenn er es sich anders überlegt, hat er die Wahl zwischen zwei Anklagen: wegen Hochverrats oder wegen Mordes. Aber für beide würde er hängen.« Tyrrell starrte Bolitho an, dann rieb er sich das Kinn. »Chase wird sich niemals von der
Vivid
trennen.«
    »Ich glaube doch.«
    Aber Bolitho mußte den Blick abwenden; Tyrrell konnte nur an eines denken: ein eigenes Schiff, seine letzte Chance.
    Nun erhob sich dieser und sah sich um wie ein Tier in der Falle.
    »Dann mache ich mich jetzt auf den Weg«, sagte er.
    »Ja.« Bolitho setzte sich an seinen Schreibtisch und begann in Papieren zu blättern. »Ich bezweifle, daß wir uns noch einmal begegnen.«
    Wie ein Blinder wandte Tyrrell sich zur Tür. Aber Bolitho sprang auf, unfähig, dieses grausame Spiel bis zum Äußersten zu treiben.
    »Jethro!« Mit ausgestreckter Hand kam er hinter dem Tisch hervor.
    »Sie haben mir doch einmal das Leben gerettet.«
    Tyrrell musterte ihn forschend. »Und Sie meines, mehr als einmal.«
    »Ich möchte Ihnen wenigstens Glück wünschen. Hoffentlich finden Sie, was Sie suchen – was das auch sein mag.«
    Tyrrell erwiderte den Händedruck und sagte rauh: »So einen wie Sie gibt’s nicht noch einmal, Dick.« Jetzt lag Bewegung in seiner Stimme.
    »Ich habe die alten Zeiten wieder durchlebt, als ich Ihren Neffen plötzlich vor mir sah. Schon damals schwante mir, daß ich weich werden würde, obwohl diese Insel es bei Gott nicht wert ist, daß man dafür stirbt. Aber ich kenne Sie, Dick, und Ihre Wertmaßstäbe. Sie werden sich nie ändern.«
    Ein breites Grinsen ging über sein Gesicht und machte ihn für Augenblicke wieder zu dem Mann, der er einst gewesen war: Offizier an Bord der kleinen Korvette in eben diesen Gewässern. Dann humpelte er davon, und Bolitho hörte den Midshipman der Wache das Boot für ihn längsseits rufen.
    Bolitho lehnte sich an die Bordwand und sah auf seine Hände nieder; er hatte ein Gefühl darin, als zitterten sie.
    Allday trat aus der Tür zur Schlafkajüte, als hätte er die ganze Zeit dahinter gelauert, um einen Überfall auf Bolitho abzuwehren.
    »Das ist mir schwergefallen, Allday.« Bolitho lauschte immer noch dem dumpfen Klopfen des Holzbeins nach. »Und ich fürchte, es wird noch schwerer für den Jungen, für Adam.«
    Allday verstand kein Wort. Der Mann namens Tyrrell war ein alter Freund des Admirals, jedenfalls wurde das behauptet. Trotzdem schien er eher

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