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Der Brander

Der Brander

Titel: Der Brander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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einer der beiden Buganker des Indienfahrers war gefallen. Jemand hatte ihn vom Kranbalken gelöst. Zwar würde die Ankertrosse den Flammen nicht lange standhalten, aber noch grub er sich in den Grund, so daß die Trosse steifkam und der Brander noch weiter nach Backbord schwojte.
    Seine eingeäscherte Takelage fiel krachend in sich zusammen und über Bord. Atemlos sagte Knocker: »Bei Gott, er ist auf Grund gelaufen!«
    Keen nickte wortlos, er konnte nicht sprechen. Tyrrell, der die Häfen hier wie seine Jackentaschen kannte, hatte sein Rettungsmanöver auf die Sekunde genau berechnet, so daß der brennende Indienfahrer sich immer höher aufs Flach schob.
    Keen fand seine Stimme wieder. »Setzen Sie jedes verfügbare Boot aus, Mr. Quantock.«
    Vivid
brannte jetzt lichterloh. Kaum konnte man das eine Schiff vom anderen unterscheiden, sie waren ein einziges Flammenmeer. Immer noch war
Achates
nicht ganz außer Gefahr, denn der Brander konnte wieder flottkommen, auch mochte ein brennendes Wrackteil herübertreiben.
    Keen wandte sich ab und ließ den Blick über sein Schiff schweifen. Aber was auch noch geschah, sie waren nicht gewichen. Ohne zu wanken hatten sie zusammengehalten, so wie Bolitho es von ihnen erwartete.
    Vom Batteriedeck starrten Männer zu Keen herauf; die Gesichter rauchgeschwärzt, erinnerten sie eher an einen Piratenhaufen als an reguläre britische Matrosen. Nun begannen sie zu jubeln, schüttelten die Fäuste und beglückwünschten sich, als hätten sie eine Schlacht gewonnen. Aber Keen entging auch nicht Quantocks bitterer Blick. Endlich hatte die Mannschaft ihren verstorbenen Kommandanten vergessen und Keen akzeptiert.
    Keen grinste zu ihnen hinunter, obwohl ihm eher nach Weinen zumute war. Dann faßte er einen Entschluß.
    »Lassen Sie meine Gig aussetzen, ich hole Tyrrell selbst.«
    Sie fanden Tyrrell und den Rest seiner kleinen Crew im Wasser, wo sie sich an eine Stenge und das Wrack eines gekenterten Bootes klammerten.
    Unter ihnen war auch Adam Bolitho, halbnackt und mit einer großen roten Brandwunde an der Schulter.
    Tyrrell ließ sich in die Gig helfen und sackte im Heck zusammen, den Blick immer noch auf die Überreste seiner Brigantine gerichtet. Inzwischen war sie bis zur Wasserlinie niedergebrannt, ein unkenntliches Wrack.
    Keen sagte: »Ich bedaure, daß dies geschehen ist und auch, daß ich Sie schlecht behandelt habe. Sie kamen in letzter Minute. Nun haben Sie Ihr Schiff verloren, aber meines gerettet.«
    Tyrrell schien ihn nicht zu hören. Er legte Adam die Hand auf die unverletzte Schulter und murmelte heiser: »Mir scheint, wir haben beide einiges verloren, wie?«
    Als die Gig bei
Achates
längsseits ging, rannten die Seeleute auf die Seitendecks oder kletterten in die Wanten, um Tyrrell mit Hochrufen zu empfangen.
    »Sie sind Ihnen dankbar«, sagte Keen.
    »Haben auch Grund dazu.«
    Tyrrell musterte sein Holzbein; sogar das war angekohlt. Weshalb sollte er sich wiederholen? Wenn
Achates
bei dem spanischen Überfall nicht hier gewesen wäre, hätte das alles nicht geschehen müssen. Er blickte hinüber zu der Stelle, wo seine geliebte
Vivid
jetzt zerbrach und mit einer Dampfwolke versank. Und er hätte immer noch ein Schiff gehabt.
    Da spürte er die Hand des jungen Offiziers auf seinem Arm und hörte ihn tröstend sagen: »Wir werden beide eine neue Chance bekommen, Jethro.«
    Tyrrell entblößte die Zähne in einem grimmigen Lächeln. »Verdammt, das will ich doch hoffen. Kann schließlich nicht den Rest meines Lebens damit verbringen, auf euch aufzupassen!«
    Keen stand neben Bolithos Tisch und musterte den Vizeadmiral besorgt, der schon die ganze Zeit auf das Logbuch mit den Ereignissen des Tages niederstarrte, aber nichts zu sehen schien.
    Er räusperte sich. »Der Zahlmeister berichtet, Sir, daß den ganzen Tag frisches Obst und Gemüse von der Insel herübergeschafft wurden.
    Jetzt plötzlich können sie gar nicht genug für uns tun.«
    Bolitho strich die Papiere glatt. Jetzt plötzlich… Diese beiden Worte waren vielsagend. Hinter sich hörte er Ozzards leise Schritte, der die Heckfenster schließen ging, weil wieder einmal ein scheidender Tag den Hafen in Schatten hüllte. Immer noch bezeichneten Funken und ein gelegentliches Aufglühen die Stelle der Untiefe, wo der Brander lag. War es tatsächlich erst an diesem Morgen gewesen, daß er sich mit Leutnant Lemoine auf den Festungswällen unterhalten hatte?
    Keen merkte, daß Bolitho allein sein wollte, aber es

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