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Der Brander

Der Brander

Titel: Der Brander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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hinunter aufs Batteriedeck.
    Scott, der Dritte Offizier und Wachführer, ignorierte Allday bewußt und trat sogar zum Kompaß, studierte die Windrose, als sei das Schiff auf See und nicht im Hafen.
    Bolitho wandte sich seinem Neffen zu. So viel Zeit war inzwischen vergangen, und doch hatten sie kaum über Boston und die Vorgänge dort gesprochen; nur Tyrrell hatte ihm kurz das Wichtigste erzählt. Gedämpft sagte der Admiral: »Was wir hier erreicht haben, ist von Bedeutung, Adam. Ich habe der Admiralität meine Ansichten mitgeteilt, meine Vorschläge, was hier geschehen soll, nachdem wir wieder ausgelaufen sind.« Er hob die Schultern. »Ich muß daran glauben, daß London dementsprechend handeln wird. Es gab zu viele Tote und Verwundete, als daß man jetzt noch alles zum Teufel gehen lassen könnte. „Mein Vater hat uns Engländern oft diesen Vorwurf gemacht: Wir gewinnen etwas mit Blut und Schweiß – und danach wird es uns gleichgültig.« Mit einer Handbewegung umfaßte er den ganzen Hafen.
    »Nur zwei Fregatten mehr, und die Spanier hätten es nie gewagt, die Hand nach dieser Insel auszustrecken. Und die Franzosen hätten sich anderswo nach einem fetten Brocken umgesehen.«
    »Aber wenn Ihre Lordschaften darauf bestehen, daß die Insel doch noch übergeben wird, Onkel?«
    »Die spanische Gier muß sie vom Wert San Felipes überzeugt haben. Wenn nicht, habe ich hier versagt.« Mit spontaner Wärme ergriff Bolitho Adams Arm. »Trotzdem war es nicht recht, wie ich mich deiner bedient habe. Ich wußte, daß Chase dir vertrauen, dir erzählen würde, was ich unbedingt wissen mußte. Aber das Ergebnis war, daß dir die Gelegenheit genommen wurde, seine Nichte für dich zu gewinnen. Das werde ich mir immer vorwerfen.«
    Adam machte eine Bewegung und spürte wieder die Brandwunde auf der Schulter; er lächelte bedauernd. »Trotzdem wären wir beinahe zu spät gekommen, Onkel.« Beider Blicke wanderten zu den verkohlten Überresten hinüber, die im flachen Wasser vor dem Ufer lagen. Reihenweise saßen Seevögel auf den geschwärzten Spanten des Branders, und über die Stelle, wo Tyrrell seine Brigantine zu ihrer aller Rettung geopfert hatte, wuchs Seetang.
    Zögernd meinte Adam: »Wenigstens habe ich Vaters Haus gesehen.«
    Bolitho sah ihn an und war froh, daß er es ohne Eifersucht auf den Bruder tun konnte.
    Wie geistesabwesend fuhr Adam fort: »Ich habe ihr gesagt, daß ich eines Tages zurückkommen werde.«
    »Vielleicht können wir gemeinsam zurückkehren. Und dann führst du mich zu Hughs altem Haus, ja?«
    Sie tauschten einen Blick des Einverständnisses. Es war, als sei Hugh bei ihnen, aber jetzt ohne die alte Drohung und Feindseligkeit. Wie die Insel.
    Bolitho zuckte zusammen, als er sah, daß Allday unten schwankte; er hatte die Querreling losgelassen und sich zu ihnen umgedreht. Nun sah er zum Hüttendeck auf und grinste. Er war sich ihrer Gegenwart die ganze Zeit bewußt gewesen, begriff Bolitho.
    Laut sagte er: »Ohne Allday.:.« Er mußte den Satz nicht vollenden, Adam verstand ihn auch so.
    Der Fähnrich der Wache kam die Leiter heraufgepoltert und griff grüßend zum Hut. Bolitho wandte sich ihm zu. »Na, Mr. Ferrier, wollen Sie mir dieses fremde Segel melden?«
    Der junge Mann errötete, seine sorgsam zurechtgelegten Worte waren vergessen.
    »Ich – äh – Empfehlung des Kommandanten, Sir, und von Osten nähert sich eine Kurierbrigg.«
    Bolitho nickte. »Danke. Es ist schon eine Weile her, seit ich den ›Luxus‹ der Fähnrichsmesse genießen durfte, aber ein Flaggensignal kann ich immer noch lesen.«
    Adam rief aus: »Du hast es gewußt? Und hast mit mir geplaudert, als sei die Brigg und die Nachricht, die sie uns bringt, von keinerlei Bedeutung?«
    Der Fähnrich meldete sich ab, blieb aber unterwegs bei zwei Freunden stehen, um mit ihnen zu sprechen. Bis heute abend würde der Vorfall, um einiges ausgeschmückt, im ganzen Schiff bekannt sein, dachte Bolitho. Ferrier war der älteste Fähnrich an Bord, und die Ankunft der Brigg war auch für ihn entscheidend; wahrscheinlich brachte sie ihm die Kommandierung zur Offiziersprüfung in der Heimat – für einen jungen Menschen Grund genug zur Freude.
    Bolitho trat an die Reling und musterte die oberen Decks. Auf der Back, den Seitendecks und in der Takelage, überall waren Männer bei der Arbeit, aber ihre Blicke schweiften immer wieder zur Hafeneinfahrt, und Bolitho konnte ihre Gedanken leicht erraten. Zunächst waren sie froh gewesen, England und

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