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Der Brandstifter

Der Brandstifter

Titel: Der Brandstifter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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angestellt, um der Frage nachzugehen, ob Adam die Drogen, die er genommen hatte, innerhalb dieser Mauern erworben hatte. Schließlich war er den ganzen Abend in der College-Bar gewesen, und wir argwöhnten, dass vielleicht dort jemand Drogen unter der Studentenschaft verteilte. Der Dekan und ich mussten zu unserem großen Bedauern feststellen, dass ein Doktorand– ein Chemiker, was vielleicht nicht überraschen mag– bestimmte Halluzinogene selbst hergestellt hatte, und obwohl er diese, soweit wir das beurteilen konnten, nicht an Adam Rowley verkauft hatte, wurde er umgehend von der Universität verwiesen. Ein solches Verhalten konnten wir keinesfalls dulden. Das College hat in dieser Hinsicht ganz klare Regularien, die den Studienanfängern gleich zu Beginn schriftlich mitgeteilt werden.«
    » Adam hatte Beruhigungsmittel genommen«, sagte ich. » Das ist nicht gerade die Droge der Wahl, wenn man vorhat, sich zu amüsieren.«
    Er streckte seine Hände aus. » Nun, mit den Gepflogenheiten illegalen Drogenkonsums bin ich nicht vertraut. Aber ich habe Grund zur Annahme, dass man sich dessen, was man da einnimmt, nicht immer so sicher sein kann. Ich fürchte, dass Mr. Rowley hinsichtlich der Tabletten, die er genommen hat, möglicherweise getäuscht wurde. Aber es gab keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass er sie von einem College-Angehörigen erhalten hat.«
    » Können Sie mir etwas darüber sagen, was damals mit Rebecca Haworth passiert ist?«, fragte ich und wechselte damit den Kurs. » Sie hat ihr Studium für ein Jahr unterbrochen– ein Nervenzusammenbruch, glaube ich.«
    » Ich kann mich noch an sie erinnern«, antwortete Professor Westcott mit einem Nicken. » Sie war ein sehr hübsches Mädchen. Natürlich, sie sind sehr jung, die Bachelor-Studentinnen, und sie werden irgendwie immer jünger.« Er gestattete sich ein kleines, hüstelndes Lachen. » Sie nehmen sich alles immer schrecklich zu Herzen. Wir bekamen die Information, dass sie nicht in der Verfassung war, die Schools in Angriff zu nehmen.«
    Ich sah ihn fragend an.
    » Schools ist eine andere Bezeichnung für die Abschlussprüfungen des Bachelor-Studiums.«
    Und warum, dachte ich bei mir, sagen Sie dann nicht einfach » ihre Abschlussprüfungen«?
    » Natürlich wollte das College nicht, dass sie durch das Schicksal ihres Kommilitonen Nachteile hatte. Andererseits hatten wir Bedenken, ihr zu gestatten, die Abschlussprüfungen längerfristig aufzuschieben, denn es besteht ja immer die Gefahr, dass andere in die gleiche Kerbe schlagen, und wir konnten nicht zulassen, dass ein ganzer Jahrgang in Verzug geriet. Zu ihrem Glück hatte sie einen Fürsprecher innerhalb des Lehrkörpers– ihr Tutor hat sich sehr für sie eingesetzt.«
    » Und dieser Tutor war…?«
    » Dr. Faraday. Er gehört der Universität nicht mehr an.«
    Der finstere Gesichtsausdruck des Professors, als der Name Caspian Faradays fiel, war keine Einbildung.
    » Sie scheinen nicht gerade ein Anhänger von ihm zu sein.«
    » Mitnichten«, erwiderte Professor Westcott höflich. » Ein sehr tüchtiger Historiker.«
    » Wann ist er gegangen?«
    » Oh, das wird ungefähr fünf Jahre her sein. Vielleicht auch sechs. Er ist jetzt in London ansässig, wie ich hörte.«
    » Ich werde ihn sicher ausfindig machen können.«
    Der Professor hob die Augenbrauen. » Wirklich? Halten Sie das für nötig?«
    » Ich würde gern hören, was er dazu zu sagen hat, ja.« Ich war entschlossen, es darauf ankommen zu lassen. » Darf ich Sie fragen, warum er aus Oxford weggegangen ist?«
    » Ja, natürlich dürfen Sie fragen.«
    Danach entstand ein kurzes, unbehagliches Schweigen. Professor Westcott hüstelte.
    » Entschuldigen Sie bitte. Macht der Gewohnheit. Das ist nur eine der Ausdrucksweisen, die ich meinen Studenten abzugewöhnen versuche.«
    » Ich werde sie künftig zu vermeiden suchen.« Ich lehnte mich vor. » Jedenfalls wüsste ich immer noch gern, warum Caspian Faraday das Latimer College verlassen hat, Professor Westcott. Nach dem, was ich gehört habe, muss es dafür schon einen triftigen Grund gegeben haben.« Und dank Rebeccas ehemaligen Studienkollegen konnte ich mir auch so ungefähr vorstellen, was vorgefallen war. Ich war gespannt, ob er bestätigen würde, was sie mir erzählt hatten– nämlich, dass die freundschaftliche Beziehung zwischen Studentin und Tutor ein wenig zu weit gegangen war.
    Professor Westcott starrte geraume Zeit an meinem rechten Ohr vorbei, ehe er antwortete, und selbst

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