Der Brandstifter
eintrübte. Ich hatte es sofort wiedererkannt. Es war der Duft, den Rebecca immer trug und den ich aus ihrem Zimmer mitgenommen hatte. Wieso wollte er, dass ich es benutze? Ich konnte nur mutmaßen, aber es verunsicherte mich.
Andererseits waren an dem Spiel ja immer noch zwei Leute beteiligt. Bei diesem Gedanken hellten sich meine Züge auf, und ein Lächeln ging über mein Gesicht. Dem Outfit fehlte noch etwas, und ich wusste auch schon, was es war. Ich freute mich auf das Abendessen, gestand ich mir mit einem winzigen Schauer der Vorfreude ein. Egal, was passierte, es würde spannend werden.
9
Maeve
Es wunderte mich kein bisschen, als ich über das zentrale Verkehrsregister DVLA herausfand, dass Caspian Faraday einen schwarzen Aston Martin DBS V8, Baujahr 1971, fuhr– den Traumwagen eines jeden Liebhabers, der gut und gern einen sechsstelligen Betrag wert war. Ebenso fand ich es nicht überraschend, dass er im exklusiven und angenehm grünen Highgate Village ein höchst repräsentatives Haus mit Doppelfront und acht Zimmern bewohnte. Schließlich hatte er mit seinen viel beachteten und ausgesprochen populären Büchern zu historischen Themen eine Menge Geld verdient. Hinzu kam die Fernsehserie, parallel zu seiner jüngsten Publikation, die im derzeitigen Weihnachtsgeschäft als gebundene Ausgabe in den Auslagen sämtlicher Buchhandlungen vertreten war. Zudem hatte mir Google begeistert bis ins kleinste, liebevolle Detail verraten, welch gute Partie er mit der Tochter eines großen Produzenten für Fertiggerichte gemacht hatte. Daher war ich durchaus auf Wohlstand, sogar auf Protz gefasst gewesen. Aber als ich dann eines kalten und sonnigen Nachmittags nach Highgate hinaufmarschierte, um Faraday zu vernehmen, war ich doch ziemlich baff, dass er gleich seinen Anwalt dazugebeten hatte. Und obwohl das schon ein denkbar misslicher Beginn unseres Gesprächs war, entwickelte es sich im weiteren Verlauf noch viel unerquicklicher.
Der Historiker war schon am Telefon nervös gewesen und in Verteidigungshaltung gegangen– zwei Eigenschaften, die ich bei Vernehmungen generell schätzte. Wenn sich jemand so benahm, konnte man mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass er etwas zu verbergen hatte. Und ich befand mich zudem in der komfortablen Lage, dass ich mir ganz gut vorstellen konnte, worum es sich dabei handelte. Für einen Ermittler sind die besten Fragen immer die, bei denen er die Antworten schon kennt, denn Lügen können wesentlich aufschlussreicher sein als die Wahrheit.
Aber so, wie es aussah, als ich Caspian Faradays behagliches, elegant möbliertes Wohnzimmer betrat, würde ich wohl überhaupt nicht viel erfahren in Anbetracht der Anwesenheit dieses übergewichtigen Mannes in den mittleren Jahren, der zusammengesunken in einem Sessel saß und griesgrämig dreinblickte. Sein hängendes Doppelkinn sah aus wie das einer Bulldogge.
» Das ist mein Anwalt, Avery Mercer«, verkündete Faraday in meinem Rücken, und ich nahm einen Hauch von Arroganz war, der zuvor noch nicht spürbar gewesen war, als der Historiker die Tür geöffnet und mich nahezu ins Haus gezerrt hatte. Gott bewahre, dass die Nachbarn mitbekamen, dass er Besuch von der Polizei hatte, obwohl ich ihn in Zivil beehrte. Und Gott bewahre noch viel mehr, dass die reiche und entzückende Delia Faraday von ihrer Shoppingtour zurückkam, ehe ich fertig war mit meinen Fragen. Vermutlich ahnte sie weder, dass ich mit ihrem Mann verabredet war, noch warum. Und ganz gewiss würde er ihr auch nichts davon erzählen, sofern er ungeschoren davonkam. Es gab eben Dinge, die eine Ehefrau nichts angingen. Vor allem dann, wenn diese Ehefrau der Grund war, weshalb Caspian ganz unbeschwert pendeln konnte zwischen dem Haus in London, der Villa in Südfrankreich, dem Landsitz im Lake District, dem Maisonette-Appartement in New York und der Pariser Stadtwohnung mit Blick auf den Place des Vosges, die in der Zeitschrift House & Garden vorgestellt worden war. So einträglich war Geschichte nun auch wieder nicht.
Ich gab mich ein wenig verschnupft. » Ich dachte, ich hätte Ihnen am Telefon deutlich gemacht, dass es sich nur um ein informelles Gespräch handelt, Mr. Faraday. Ein Rechtsbeistand ist da nicht erforderlich. Wir verdächtigen Sie ja nicht.« Ich machte eine kurze Pause. » Zumindest nicht im Moment.«
Die Bulldogge regte sich. » Mein Mandant hat mich gebeten, dabei zu sein, weil er sich nicht sicher war, warum Sie mit ihm sprechen wollten. Aber ich
Weitere Kostenlose Bücher