Der Brandstifter
als er schließlich sprach, vermied er eine direkte Antwort auf meine Frage. » Wissen Sie, als Adam Rowley starb, war das eine sehr schwierige Zeit. Unter der Leitung des Rektors haben wir eine strenge Überprüfung dieser Einrichtung und ihrer Mitglieder vorgenommen. Am Ende waren wir überzeugt, dass das Latimer College allen noch so eingehenden Ermittlungen standhalten würde. Wir waren sicher, dass wir nichts zu verbergen hatten. Ich fürchte also, obwohl ich diese Unterhaltung mit Ihnen außerordentlich schätze, dass ich keine Möglichkeit sehe, Ihnen weiterzuhelfen.«
Ich verstand. Das Gespräch näherte sich seinem Ende, ob mir das nun gefiel oder nicht. Aber bevor ich den Professor wieder seinen Büchern überließ, wollte ich doch noch eine Frage beantwortet haben. » Erinnern Sie sich noch an Rebeccas beste Freundin? Louise North? Sie hat Jura studiert.«
Der Professor überlegte einen Moment und zuckte dann die Schultern. » Nein, tut mir leid. Wenn sie Jurastudentin war, hat sie vermutlich die meiste Zeit in ihrer Fakultät oder in der Bibliothek verbracht. Ich glaube kaum, dass sie oft bei Tageslicht anzutreffen war. Jura ist ein sehr anspruchsvoller Studiengang.«
Überflüssig zu erwähnen, dass Louise North keine besonders hübsche Studentin war, mit einem Hang zur Labilität. Arme Louise, immer in Rebeccas Schatten. An ihrer Stelle hätte mich das vermutlich sehr frustriert.
Professor Westcott war aufgestanden und hatte seinen Stuhl wieder zurück an die Wand geschoben. » Entschuldigen Sie bitte, dass ich so zur Eile dränge, aber mein nächstes Seminar beginnt in fünf Minuten.«
» Aber nein, es tut mir leid, wenn ich Sie aufgehalten habe. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben.«
Eilig suchte ich meine Sachen zusammen, schüttelte ihm die Hand und wandte mich zum Gehen. An der Tür zögerte ich jedoch und drehte mich doch noch einmal um. » Eine allerletzte Frage: Können Sie mir sagen, wann diese strengen Überprüfungen des Colleges abgeschlossen waren und wann Sie zu der Überzeugung gelangt sind, dass es nichts zu verbergen gab?«
» Oh, das muss vor fünf Jahren gewesen sein. Oder auch sechs«, sagte der Professor. Hinter seinen dicken Brillengläsern sah ich sein Augenlid ganz leicht nach unten sacken und fragte mich, ob das möglicherweise ein Zwinkern sein sollte.
Louise
Auf der Rückfahrt nach London sprühte Gil vor Charme, und schon nach kurzer Zeit ertappte ich mich dabei, wie ich über eine Bemerkung von ihm lachte. Danach erschien es mir einfacher, mich mit ihm zu unterhalten, statt nur zu schweigen, sodass ich beinahe enttäuscht war, als wir schon viel zu bald am Straßenrand vor meinem Haus hielten.
Einen Moment blieb ich auf meinem Platz sitzen und zögerte, die Tür zu öffnen. Im Auto war eine andere Welt– außerhalb davon konnte ich nie und nimmer mit derselben ungezwungenen Vertrautheit mit Gil reden, zu der wir im Laufe der Fahrt gefunden hatten. Es war mir egal, ob er gerade ein Spiel spielte, mir hatte es gefallen. Ich konnte nie verstehen, was Rebecca abgesehen von seinem Aussehen so toll an ihm fand, als die beiden zusammen waren, aber bisher hatte er sich nicht gerade darum bemüht, mir zu beweisen, dass er auch herzlich, humorvoll und sympathisch sein konnte. Es war praktisch, dass er mich nicht ansehen konnte, während er sich auf das Autofahren konzentrierte, denn auf diese Weise konnte ich ihn insgeheim beobachten. Offenbar bemerkte er nicht, wie ich ihn anstarrte, oder vielleicht machte es ihm auch nichts aus. Seine Geschichte, dass er sich schon immer mehr für mich als für Rebecca interessiert hatte, kaufte ich ihm nicht ab, nicht für eine Sekunde.
Gil hatte unterdessen den Motor abgestellt und saß ganz ruhig neben mir. Schließlich musste ich etwas sagen, denn ich konnte ja nicht die ganze Nacht so im Auto sitzen bleiben.
» Danke, dass du mich mitgenommen hast«, sagte ich höflich. » Du hättest mich wirklich nicht bis vor die Haustür fahren müssen, aber es war sehr nett von dir.«
» Darüber haben wir doch schon vor ein paar Stunden diskutiert. Außerdem war es mir ein Vergnügen, dich zu fahren.« Er zupfte das Ende von meinem Pferdeschwanz zurecht. » Du solltest deine Haare lieber offen tragen.«
Ich schüttelte den Kopf. » Zu unordentlich.«
» Befreiend«, konterte er. Er langte herüber, nahm meine Hand und studierte erst deren Rücken, dann drehte er sie so um, dass er den Handteller begutachten konnte. » Du
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