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Der Brandstifter

Der Brandstifter

Titel: Der Brandstifter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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schwaches Lächeln. » Es lief alles richtig gut. Er war so aufmerksam und nett, überhaupt ist er so wahnsinnig klug. Also, das denke ich immer noch. Ich hab ihn echt gerngehabt.«
    Zweifelsohne hätte ihm ihre uneingeschränkte Bewunderung mächtig gefallen.
    » Wir waren ja noch dabei, uns richtig kennen zu lernen. Wir haben uns in einer Bar getroffen und sind ins Gespräch gekommen, weil der Barkeeper ihn überhaupt nicht beachtet und nur mich gefragt hat, was ich trinken will. Das war mir voll peinlich, aber Gil war total süß. Ein richtiger Gentleman.« Es klang, als könnte sie immer noch nicht so recht fassen, was geschehen war. Ich schob meinen Stift in den Mittelfalz des Notizbuchs und wartete, dass sie zur Sache kam.
    » Ich kannte ja keinen von seinen Freunden oder Kollegen und musste mich auf meinen Instinkt verlassen, als er mich das erste Mal zum Essen eingeladen hat. Ich fand ihn schon sympathisch, aber ich wollte es lieber langsam angehen lassen und nichts überstürzen. Aber er sollte natürlich auch nicht das Interesse verlieren.«
    » Ja, klar.« Rob nickte, als wäre er mit den Sorgen und Nöten von Single-Frauen um die 20 auf dem rauen Beziehungsmarkt bestens vertraut. Vielleicht stimmte das ja sogar. Er machte normalerweise nicht viel Aufhebens um sein Privatleben– zumindest nicht mir gegenüber.
    » Wir hatten ja noch nicht– Sie wissen schon.«
    » Miteinander geschlafen?« Ich konnte es mir nicht verkneifen, deutlich zu werden. Es ging mir langsam auf die Nerven, dass sie ständig um den heißen Brei herumredete. Sie wirkte etwas vor den Kopf gestoßen, nickte dann aber.
    » Wie lange waren Sie zu dieser Zeit zusammen?«
    » Drei Monate.« Sie blinzelte mich unschuldig an. Ich hätte einiges darauf verwettet, dass sie einen ganzen Stapel Ratgeberliteratur in ihrem Schlafzimmer hatte, wobei sie am häufigsten bestimmt » Die Kunst, den Mann fürs Leben zu finden« konsultierte. Sie erfüllte sämtliche Klischees der verbissen suchenden Möchtegern-Ehefrau. Wenn jemand die Kuh kaufen soll, darf man die Milch nicht kostenlos anbieten.
    » Er war allein mit seinen Freunden ausgegangen. Männerabend. Ich bin zu Hause geblieben und hab so Mädchenkram gemacht wie Nägel lackieren.« Sie streckte eine Hand in Robs Richtung aus, damit er ihre perfekt gestylten Fingernägel bewundern konnte. » Es ist gar nicht so einfach, für solche Sachen Zeit zu finden, wenn man in einer Beziehung lebt.« Pause. » Im Moment bin ich Single, von daher…«
    » Sehr schön«, sagte Rob höflich. » Und dann ist er noch mal vorbeigekommen, stimmt’s ?«
    » Ja, so ungefähr früh um zwei.« Sie verzog das Gesicht. » Ich hatte so spät nicht mit ihm gerechnet. Er hat gegen die Tür gehämmert und laut gerufen, da bin ich ausgeflippt. Ich hab richtig Panik gekriegt, und die Nachbarn sind aufgewacht. Meine Mitbewohnerin Sonia war voll sauer auf ihn. Es war ja nicht mal Wochenende, sondern Dienstagnacht. So was macht man doch nicht mitten in der Woche.«
    » Und was haben Sie dann getan?«, wollte ich wissen.
    » Na ja, ich hab ihn reingelassen.« Ihre großen Plüschaugen wanderten kurz in meine Richtung. » Also, ich meine, er war ja schließlich kein Fremder. Ich hab ihn dann gleich mit in mein Zimmer genommen, weil ich nicht genau wusste, ob sich Sonia wieder hinlegt. Ich hatte ein bisschen Angst, dass sie reinkommt und eine Riesenszene macht, wenn sie ihn in der Küche oder im Wohnzimmer gesehen hätte. Sie war superwütend auf ihn; die beiden konnten ehrlich gesagt nicht besonders gut miteinander. Jedenfalls hatte ich kaum die Tür zugemacht, da packte er mich und hat versucht, mich aufs Bett zu zerren.«
    Ihre Stimme war jetzt noch leiser geworden. Es war deutlich, dass es ihr schwerfiel, sich wieder an dieses Erlebnis zu erinnern. Ich schämte mich ein bisschen, dass ich so ungeduldig gewesen war.
    » Er konnte einfach kein Nein akzeptieren. Ich meine, er war auch betrunken, sodass er bestimmt nicht mehr so richtig wusste, was er tat. Er war nicht direkt gewalttätig, aber er hat mich immer wieder bedrängt, und ich hab ihn angeschrien, dass er aufhören und mich in Ruhe lassen soll. Aber er war natürlich viel stärker als ich. Ich konnte mich nicht von ihm losmachen. Er hat mich übel beschimpft und gesagt, dass ich ihn lange genug hätte warten lassen und dass er jetzt die Nase voll hätte…« Sie schloss die Augen, presste den Handrücken vor den Mund und rang um Fassung. Rob sah zu mir herüber und

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