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Der Brandstifter

Der Brandstifter

Titel: Der Brandstifter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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immer noch deutlich, wenn ich den Kopf drehte– eine kleine, aber spürbare Erinnerung an etwas, das ich immer noch nicht so recht begriffen hatte.
    » Wo hast du die denn her?« Gil streckte seine Hand aus und tippte sacht an einen meiner Ohrringe, den ich schnell festhielt, damit er aufhörte zu wackeln.
    » Die hat mir Rebecca mal geschenkt.«
    Ich merkte, wie er kurz die Stirn runzelte, und verkniff mir ein triumphierendes Lächeln. Er hatte sie also bemerkt, ganz wie ich es erwartet hatte. Natürlich wusste ich auch, dass er sie ursprünglich für Rebecca gekauft hatte. Ich ließ mein Haar fallen, sodass sie wieder verdeckt waren, und lächelte.
    » Wollen wir los? Nicht dass wir noch zu spät kommen.«
    Gil fuhr immer am Fluss entlang bis nach Chelsea. Dort parkte er in einer Seitenstraße vor einem grauen, nicht besonders vielversprechenden Tor. Er öffnete die Beifahrertür und wartete, dass ich ausstieg. Ich sah ihn skeptisch an.
    » Hier wollen wir rein?«
    » So ist es.«
    » Sieht aber nicht gerade nach einem Restaurant aus.«
    » Das ist ja der Witz daran.« Er nahm meine Hand, zog mich aus dem Wagen und hielt mich dann einen Augenblick fest, während er sein Gesicht in mein Haar tauchte. » Hmm. Was für ein herrlicher Duft.«
    » Den magst du besonders, stimmt’s?«
    » Ich dachte, er würde gut zu dir passen.«
    » Komisch. Mich erinnert er immer an Rebecca.«
    » Mich nicht.« Er wich ein Stück zurück und stemmte die Hände in die Seite. Als der Wind den dünnen Seidenschal durchdrang, fröstelte ich plötzlich.
    » Sie hat ihn gern getragen.« Ich wusste, dass ich aufhören sollte, aber ein teuflischer Drang ließ mich weitermachen. » Zumindest seit sie dich kannte.«
    » Hör auf, so zu sein.«
    » Wie denn?« Ich wurde plötzlich nervös.
    » Eifersüchtig, nehme ich mal an.« Mit distanziertem Gesichtsausdruck sah er zu mir herab. » Ich kann das nicht ausstehen. Du hast es nicht nötig, dich so aufzuführen. Und ich muss dir bestimmt nicht vormachen, dass du die Erste bist, mit der ich in meinem Leben essen gehe.«
    » Tut mir leid«, begann ich, aber er schüttelte den Kopf.
    » Es muss dir nicht leidtun. Es ist nur– ich will ehrlich zu dir sein. Ich habe einfach keine Lust auf den üblichen Schwachsinn, den man aufführt, wenn man jemanden kennen lernt. Können wir vereinbaren, dass wir uns nicht auf den Geist gehen, wenn wir nun schon mal so weit sind?«
    » Ich habe nur zugestimmt, mit dir essen zu gehen«, wandte ich ein. » Das ist keine Zusage auf Lebenszeit, sondern nur für ein Essen.«
    » Ja, eigentlich ging es nur um ein Abendessen, aber dann hast du mir in diesem Aufzug die Tür aufgemacht.« Er starrte von oben auf mich herab. » So kommst du mir nicht davon, Louise.«
    Ich folgte ihm in das Restaurant, und alles erschien mir so surreal. Das steigerte sich noch, als hinter der grauen Tür ein kleiner Raum mit lediglich acht Tischen zum Vorschein kam, die alle nur mit einem winzigen Strahler von oben beleuchtet waren, sodass die Gesichter der Gäste im Schatten blieben. Die Tische waren tadellos gedeckt, der Maître de Cuisine erkannte Gil, begrüßte ihn wie einen alten Freund und bediente uns aufmerksam, aber diskret. Mit einem forschenden Blick in meine Richtung bestellte Gil Champagner, der auch umgehend serviert wurde– blassgolden in hohen Flöten. Beim Lesen der Speisekarte lief mir das Wasser im Mund zusammen.
    » Gibt es etwas, das du überhaupt nicht magst?«
    » Ja, Rückzieher zum Beispiel«, witzelte ich. » Nein, eigentlich nicht. Höchstens Flecke oder so was. Und auf Austern bin ich auch nicht sonderlich scharf.«
    » Also, ich liebe sie. Du musst sie unbedingt mögen lernen.«
    » Das wird wohl nicht so schnell passieren.«
    » Na, mal sehen.« Er studierte weiter die Karte, und ich sah ihn missmutig an.
    » Du kannst wohl nie ein Nein akzeptieren, wenn es dir nicht in den Kram passt, was?«
    » Nicht allzu oft. Aber egal, Austern gehören sowieso nicht zum Tagesmenü, und das sollten wir bestellen, denke ich. Sechs Gänge. Bist du bereit?«
    Ich sah mir die Speisenfolge nicht einmal an. Ich verstand die hinter der Frage verborgene Herausforderung, auf die ein Ja die einzig mögliche Antwort war.
    Die sechs Gänge bestanden aus lächerlich kleinen Portionen, die uns der Kellner auf winzigen Tellern wie kleine Kunstwerke präsentierte. Fette weiße Jakobsmuscheln, rundlich und süß, auf einem Bett aus blassgrünem Zucchinipüree. Eine Kugel von perlfarbenem

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