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Der Brandstifter

Der Brandstifter

Titel: Der Brandstifter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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Yorkshire Ripper bekannte Serienmörder mit unserem Täter in Verbindung gebracht wurde, aber dass Rob ihn jetzt erwähnte, verwunderte mich doch. Wenn es eines gab, das Godley ganz besonders nervte, dann waren es die gern gezogenen Parallelen zwischen seinen Ermittlungen und der schwerfälligen, chaotischen und letztendlich ergebnislosen Jagd nach Peter Sutcliffe, der der Polizei am Ende mehr oder weniger zufällig ins Netz ging. Und jetzt gab es schon wieder eine Parallele, denn dass Vic Blackstaff gefasst wurde, war ganz und gar nicht das Verdienst der Polizei, was die Medien bestimmt gehörig ausschlachten würden. Godley blähte die Nasenflügel, überließ aber Judd die Antwort.
    » Wir haben die Einfahrt und die Umgebung abgesucht. Aber die Ärzte glauben nicht, dass er in der Lage war herumzulaufen. Als der Rettungsdienst eintraf, war er bewusstlos.«
    » Also…«, sagte ich langsam.
    » Also müssen Sie herausfinden, was sich wirklich abgespielt hat«, beendete Judd den Satz für mich. » Denn im Moment haben wir keinen blassen Schimmer.«
    Die fesche Krankenschwester zeigte uns– oder besser gesagt dem unablässig mit ihr flirtenden Rob– das Zimmer, in dem Kelly Staples wartete. Ich folgte ihnen, während mir der Kopf schwirrte. Das war ein wichtiger Moment für mich. Ich musste die richtigen Fragen stellen und die richtigen Antworten bekommen. Ich durfte sie nicht vor den Kopf stoßen und wollte ihr Vertrauen gewinnen. Außerdem musste ich mich hüten, voreilige Prognosen über ihre Aussagen abzugeben, ihr stattdessen aufmerksam zuhören und vor allem auch auf das achten, was sie nicht sagte.
    Sollte kein Problem sein.
    Nachdem die Schwester uns bis an die Tür des Krankenzimmers gebracht hatte und powackelnd entschwunden war, nahm ich Rob noch einmal kurz beiseite. » Du machst dir nur Notizen und mischst dich nicht ein, okay? Ich will das Gespräch leiten.«
    » Sie gehört dir ganz allein, meine Liebe. Wie Judd schon sagte, habt ihr bestimmt einiges gemeinsam.«
    » So hat er das nicht gesagt.« Unwillkürlich verfiel ich in meine Verteidigungshaltung. Nicht du auch noch, Rob …
    » Was hat er eigentlich gegen dich?«
    » Er ist ein chauvinistisches Macho-Arschloch– hast du das noch nicht gemerkt? Ständig lässt er spitze Bemerkungen über mich fallen.«
    » Ich finde ihn eigentlich ganz nett.«
    Ich boxte ihn und schüttelte dann ausgiebig den Kopf, als könnte ich damit für Klarheit in meinem Hirn sorgen und die schwirrenden Gedanken sortieren. » Hast du dein Notizbuch?«
    » Immer dabei«, antwortete er und hielt es hoch. » Und einen Stift. Und einen Ersatzstift, falls der andere streikt.«
    » Braver Junge.« Jetzt mussten wir aber hinein. Ich setzte eine, wie ich hoffte, gelassen und harmlos wirkende Miene auf und öffnete die Tür.
    Als Erstes fiel mir an Kelly Staples auf, dass sie verweint aussah, und als Zweites, wie jung sie wirkte. Sie saß neben dem Bett und trug ein gemustertes Krankenhaushemd. Ihre Füße waren nackt, blass und dicklich und zeigten rote Striemen an den Stellen, wo ihre Stiefel an Zehen und Fersen gescheuert hatten. Sie wirkte erschöpft, ihr blondes Haar hing schlaff und strähnig herunter, und ihre Augen waren vor Müdigkeit ganz rot und geschwollen. Sie war übergewichtig und fühlte sich in ihrem dünnen Nachthemd sichtlich unwohl; immer wieder zog sie am Saum, damit es wenigstens über die Knie reichte. Ihre Lippen waren entzündet, als hätte sie fortwährend darauf herumgekaut.
    Ich setzte mich auf die Bettkante, versuchte, so wenig bedrohlich wie möglich zu wirken, und lächelte sie an.
    » Kelly? Ich bin Detective Constable Kerrigan. Sie können Maeve zu mir sagen. Und das ist mein Kollege DC Langton. Er wird sich ein paar Notizen machen.«
    Rob hatte diskret in einer Zimmerecke auf einem Holzstuhl Platz genommen. Ausdruckslos schaute sie zu ihm hinüber und dann wieder zu mir. » Wissen Sie, wann meine Mutti kommt?«
    » Nein, tut mir leid. Aber sie ist bestimmt schon unterwegs.«
    » Sie bringt mir nämlich Sachen mit. Ich hab gar nichts zum Anziehen. Sie haben alles mitgenommen.«
    » Ihre Sachen müssen kriminaltechnisch ausgewertet werden«, erklärte ich. Abgesehen davon waren sie durch Vic Blackstaffs Blut vermutlich ohnehin unbrauchbar.
    » Ich will nach Hause.«
    » Gleich.« Ich sprach mit sanfter Stimme, wie mit einem Kind. Ach ja, apropos: » Wie alt sind Sie denn, Kelly?«
    » Zwanzig.«
    Gut, also mussten wir nicht auf einen

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