Der Brandstifter
überhören. » Ja klar, und du kannst mich mal.« Während Maitland nach einer Retourkutsche suchte, wandte ich mich an Rob, dem die Sache sichtlich unangenehm war. » Kann ich dich kurz sprechen?«
» Sicher«, murmelte er und ging mit mir ein Stück den Flur entlang.
» Was zum Teufel war das denn?« Ich lächelte und gab mich gelassen. Dass ich innerlich vor Zorn kochte, sah mir vermutlich keiner an.
» Was denn?«
» Es ist mir scheißegal, wenn du bei diesem sexistischen Schwachsinn mitmachst, was die VE s angeht– das ist ganz deine Sache und geht mich nichts an. Aber ich hab echt was dagegen, wenn du kommentarlos zuhörst, wie Maitland mich beleidigt.«
» Ich hatte ja gar keine Chance, was zu sagen«, entgegnete Rob gekränkt. » Du hast doch sofort zurückgeschossen.«
» Und was sollte dieser Quatsch von wegen halbnackt und so? Hast du denen erzählt, dass du bei mir zu Hause warst, oder was? Musstest du unbedingt Bericht erstatten, was ich anhatte, Himmelherrgott noch mal? «
» Nein, nicht so, wie du denkst. Das… Ich… Also, das hat sich halt so ergeben.« Er rieb sich den Kopf, raufte sich die Haare und strich sie wieder glatt. » Scheiße. Hör mal, Maeve…«
» Nein, jetzt hörst du mir mal zu. Du hast denen überhaupt nichts über diesen Abend zu erzählen. Es war nach Dienstschluss, ich habe dich zu mir nach Hause eingeladen, und da kann ich ja wohl erwarten, dass du danach nicht vor anderen deswegen die Klappe aufreißt.« Ich sah ihn ratlos an. » Und außerdem ist doch wohl nichts weiter gewesen. Wir haben zusammen Pizza gegessen, na und? Was gibt’s denn darüber zu tratschen? Hast du ihnen auch erzählt, dass mein Freund nach Hause gekommen ist, als du noch da warst?«
Rob sah über meine Schulter und verzog das Gesicht. Entgegen meiner Absicht war ich doch laut geworden, und meine mühsam gewahrte Fassung blieb auf der Strecke. Von allen Seiten wurden wir interessiert beobachtet. Er nahm meinen Arm und schob mich ein Stück weiter den Korridor entlang um die Ecke, wo wir aus dem Blickfeld waren.
» Hör mal, ich hatte überhaupt nicht vor, denen irgendwas zu erzählen. Sie haben halt darüber spekuliert, wie du wohl in einem kurzen Rock aussiehst, okay? Keiner hat dich hier je in anderen Klamotten als im Kostüm oder mit langen Hosen gesehen. Ich weiß schon, dass du das aus Prinzip so machst, damit sie dich hier ernst nehmen. Aber damit versteckst du auch verdammt gut deine Figur. Phipps meinte nur, dass du wahrscheinlich hässliche Beine hast, weil er glaubt, dass das bei großen Frauen immer so ist. Und ich habe ihm gesagt, dass das nicht stimmt. Du hast nämlich tolle Beine.« Obwohl das Licht im Korridor ziemlich schlecht war, hätte ich schwören können, dass er rot wurde. » Tut mir leid, aber das ist mir nun mal aufgefallen.«
» Himmelherrgott noch mal«, wiederholte ich mich, aber meine Wut hatte schon deutlich nachgelassen, und gegen meinen Willen musste ich grinsen. » Jetzt soll ich mich für das Kompliment wohl auch noch bedanken, oder was?«
» Ach, nicht nötig.« Er warf mir einen langen, halb verlegenen, halb schelmischen Blick zu. » Da ist von meiner Seite wohl eine Entschuldigung fällig. Würdest du auch einen Kaffee gelten lassen?«
Ich sah auf die Uhr. » Dafür haben wir keine Zeit mehr.«
» Nicht jetzt. Später. Wir sind nicht weit weg von deinem Standort im Einsatz. Ich komme gegen zwei mal rüber.«
» Dann bring aber gleich drei Kaffee«, wandte ich ein. » Sam und Katy wären bestimmt enttäuscht, wenn ich als Einzige eine Koffeindröhnung bekäme.«
» Geht klar. Und tut mir echt leid. Ich geh dann mal los.« Im Rückwärtsgang zog er ab. Dabei grinste er immer noch schelmisch und sah mit seinen zerzausten Haaren und dem nur halb in den Hosenbund gestopften T-Shirt ungefähr aus wie 19. » Ist aber trotzdem schade. Im ganzen Raum hatte keine so tolle Beine wie du. Die VE s konnten da echt nicht mithalten.«
» Du wirst schon drüber wegkommen, Langton«, sagte ich, so ernst ich konnte, obwohl ich beim Anblick seines Grinsens ein seltsam flatteriges Gefühl im Bauch hatte, als würde mein Magen einen Salto machen. Ich sah ihm nach, und aus meinem Lächeln wurde ein Stirnrunzeln.
Ausgeschlossen, dass ich auf ihn stand. Das war es nicht. Da musste etwas anderes dahinterstecken. Wahrscheinlich die Nervosität vor dem heutigen Einsatz oder die ständige Anspannung bei der Jagd nach Rebeccas Mörder und dem Brandstifter. Es war etwas, das
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