Der Brandstifter
echt nichts für mich.«
» Keine Sorge, Süße.« Sam streckte sich und kratzte sich den Bauch. » Ich weiß schon, wie ich dich nachher wieder warm kriege.«
Sie warf die Tür so heftig zu, dass wir beide zusammenzuckten. Ich sah ihr missmutig nach, wie sie davonstakste, und hoffte, dass sie in den umliegenden Häusern niemanden geweckt hatte. Es war ein sonderbarer Stadtteil mit einer Mischung aus Wohn- und Industriebebauung, die im Zweiten Weltkrieg massiv bombardiert worden war. Die seltsam abgeschnittenen Stadthäuser ließen auf eine durchaus glanzvolle Vergangenheit schließen, doch inzwischen waren die meisten zu Wohnungen umgebaut, die zudem nicht sonderlich gepflegt wirkten.
» Kein Schwein unterwegs. Bei dem Wetter ja auch kein Wunder«, kommentierte Sam.
» Ja, und nicht zu vergessen der Serienmörder. Der hält bestimmt auch ein paar Leute davon ab, abends noch mal loszuschlendern.«
Katy ging durch die Grünanlage, als wollte sie eine Abkürzung nehmen, blieb dann auf halbem Weg stehen und zündete sich eine Zigarette an. Durch das Mikrofon an ihrem Körper konnte man das Feuerzeug klicken und ihre Kleidung rascheln hören. Während sie an der Zigarette zog, sah sie sich in alle Richtungen um und flüsterte dann, die Hand noch am Mund: » Immer noch nichts.«
Wir sahen, wie sie langsam weiterging.
» Was ist das denn?« Sam richtete sich schlagartig auf und zeigte auf ein Auto, das auffallend langsam die Straße jenseits des Parks entlangfuhr. » Da sitzt nur einer drin, silberne Limousine – Ford Focus oder so was. Was will der denn hier?«
Ich hob wieder das Fernglas und richtete es klopfenden Herzens auf den Fahrer. Auf den Bändern der Überwachungskameras, die ich in den zurückliegenden Wochen ausgewertet hatte, waren reichlich silberfarbene Limousinen vorgekommen. Vielleicht war uns ja doch etwas Wichtiges entgangen. Er hantierte an seinem Navigationssystem, das sein Gesicht gespenstisch beleuchtete. Ich schätzte ihn auf Mitte 40, helle Haut, kräftiges, leicht angegrautes Haar und dichter Bart. Kurz darauf beschleunigte das Fahrzeug, bog in eine der anderen Straßen ein, die vom Park wegführten, und fuhr in Richtung Stockwell.
» Fehlanzeige«, sagte ich und setzte das Fernglas ab. » Aber du kannst mal per Funk durchgeben, dass er hier rumfährt, falls er noch jemand anderem auffällt. Ehrlich gesagt glaube ich, dass er Katy nicht mal gesehen hat. Der Park schien ihn gar nicht weiter zu interessieren.«
Der Wind frischte jetzt wieder auf, fuhr in die Büsche, die den Park säumten, und setzte die kaputte Schaukel in Bewegung. Der Regen, der die Frontscheibe gesprenkelt hatte, nahm plötzlich zu, sodass die Welt außerhalb des Wagens verschwamm. Sam fluchte vor sich hin und setzte die Scheibenwischer in Gang. Einer davon quietschte so laut, dass mir die Haare zu Berge standen. Katy war unterdessen am anderen Ende der Grünanlage angekommen und lief mit eingezogenem Kopf die Straße entlang. Nur ein leuchtend bunter Regenschirm schützte sie vor dem grauenhaften Wetter. Gelegentlich wurde sie von kahlen Bäumen verdeckt und tauchte dann wieder auf, immer abwechselnd. Bald bin ich da, bald bin ich weg.
Ich bekam fast einen Herzinfarkt, als sich hinter mir plötzlich die Autotür öffnete und ein Schwall eiskalter Luft hereinwehte, die nach Kaffee roch. Auf der Rückbank tauchte Rob auf, der in einer Hand ein kleines Papptablett balancierte. Ich fuhr herum. Seine Haare trieften, und von seiner Nase tropfte es. Er trug eine marineblaue, völlig durchnässte Windjacke, und seine Jeans waren ebenfalls total vollgesogen.
» Nass draußen, was?«
» Ach, nur ein bisschen«, sagte er freundlich und reichte mir einen Becher. » Schwarz für dich. Und für dich, Sam, schwarz oder weiß?«
» Weiß mit zwei Stück Zucker.«
Rob kramte in seiner Jackentasche, förderte ein paar Zuckertütchen, kleine Kaffeesahneportionen und Rührstäbchen zutage und lud alles in der Münzablage hinter der Handbremse ab. Sam betrachtete die Auswahl und zog eine Augenbraue hoch. » Ich wusste gar nicht, dass wir auf dem Rücksitz eine Starbucks-Filiale haben. Sind auch Heidelbeer-Muffins im Angebot?«
» Sei froh, dass du ’nen Kaffee kriegst. Hast du eine Ahnung, wie schwer es ist, den um diese Zeit hier aufzutreiben?«
» Na, so schwer kann’s nicht gewesen sein. Den hast du doch von der Tankstelle an der nächsten Ecke«, widersprach ich. » Da hast du bestimmt volle drei Minuten bis hierher
Weitere Kostenlose Bücher