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Der Brandstifter

Der Brandstifter

Titel: Der Brandstifter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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seinen abschließenden Segen und wirkte dabei wie ein Hohepriester, der ein Opferritual zelebriert. Als auch das zu Ende war, stand ich auf und schob mich mit den anderen in Richtung Tür, in der Absicht, noch ein paar letzte Vorbereitungen zu treffen, bevor es nachher zusammen mit Sam und Katy zum Einsatz ging. Ich wollte mir ganz in Ruhe die Einsatzhinweise durchlesen und mir noch ein Sandwich besorgen. Für die Kollegen, die vor mir gesessen hatten, bestand die Vorbereitung aus Pinkel- und Rauchpause und widerlich bitterem schwarzen Kaffee. Etwas anderes gab es leider nicht in dem Südlondoner Polizeirevier, wo die Einsatzbesprechung stattfand. Jedem Tierchen sein Pläsierchen eben.
    Im Korridor vor dem Besprechungszimmer herrschte heftiges Gedränge. Ich schlängelte mich durch die Menge und gab mir große Mühe, mit niemandem zusammenzustoßen oder, noch schlimmer, einen älteren Kollegen anzurempeln. Im Vorübergehen drangen die verschiedensten Gesprächsfetzen an mein Ohr.
    » Die Frau ist felsenfest davon überzeugt, dass ihr Mann fremdgeht…«
    » …hat ihn angehalten, weil er nicht angeschnallt war…«
    » …auch ’nen hübschen Knackarsch…«
    » …kommt früher nach Hause und denkt, sie erwischt ihn dabei, aber er sitzt nur auf dem Sofa und guckt Fußball. Aber sie traut dem Frieden immer noch nicht und durchsucht das gesamte Haus von oben bis unten. Sie guckt unter alle Betten, in sämtliche Schränke, Dachboden, Keller, echt überall…«
    » …kontrolliert den Kofferraum und findet da eine riesige Tasche mit Koks. Also zerrt er den Fahrer hinterm Lenkrad vor, verpasst ihm Handschellen und setzt ihn hinten in den Streifenwagen…«
    » …bin schon am Verdursten…«
    » …die Frau kriegt ’nen schweren Herzanfall, fällt um und ist tot. Als sie in den Himmel kommt, trifft sie als Erstes ihre Nachbarin…«
    » …guckt unter den Sitz und findet dort ’ne abgesägte Schrotflinte. Er steigt wieder in den Streifenwagen und sagt zu dem Typen, dass er ganz schön in der Scheiße sitzt.«
    »› Cynthia‹, ruft sie, ›woran bist du denn gestorben?‹ – ›Ich bin erfroren‹, antwortet sie. ›Und du?‹ Da erzählt sie die ganze Geschichte, dass sie früher nach Hause gekommen ist und das ganze Haus abgesucht hat.«
    » Sagt der Typ doch: ›Das mit der Knarre ist egal, aber nehmt ihr mir jetzt die Fleppen ab?‹«
    » …bis sie nicht mehr gerade gehen konnte.«
    » Darauf Cynthia: ›So ein Mist aber auch. Hättest du mal einen Blick in die Kühltruhe geworfen.‹«
    Als ich einen Kollegen auf mich zukommen sah, der in Größe und Körperbau mit einem ausgewachsenen Nashorn mithalten konnte, schwenkte ich seitlich aus und ging hinter einem Rücken in Deckung, der mir ziemlich bekannt vorkam.
    » Alles klar, Rob? Für welche Gegend bist du denn zuständig?«
    Er drehte sich um und sah mich auffallend betreten an. » Oh, Maeve. Ähm… hallo.«
    Ich sah an ihm vorbei und erkannte die beiden Kollegen, mit denen er sich unterhalten hatte. Es waren Harry Maitland und Ben Phipps, die sich gerade vor Lachen überhaupt nicht mehr einkriegten. Ich kannte sie zwar nur flüchtig, aber nach allem, was ich über sie gehört hatte, wusste ich sofort, dass sie sich auf meine Kosten amüsierten. Mir kam wieder in den Sinn, was ich kurz zuvor gehört hatte, und zwar aus Robs Mund, wie mir schlagartig klar wurde. Bis sie nicht mehr gerade gehen konnte … Es stand außer Zweifel, dass der erste Teil des Satzes alles andere als öffentlichkeitstauglich gewesen war. Eigentlich hätte es mich nicht überraschen sollen, dass er genauso war wie die anderen, aber trotzdem wurmte es mich. Außerdem fragte ich mich, auf wen von den VE s er ein Auge geworfen hatte.
    » Noch gar nicht umgezogen, Maeve? Wir dachten, du machst dich auch so schick wie die anderen Mädels.« Maitland grinste mich– wie er sicher meinte– gewinnend an und entblößte dabei seine gelben Zähne. » Wir sind schwer enttäuscht.«
    » Das tut mir jetzt aber leid«, zischte ich zurück. » Ihr wisst ja, dass ich alles tue, um euch zu gefallen.«
    Sein Grinsen wurde noch breiter. Zwischen seinen Backenzähnen klebte weißes Zeug, das vermutlich mal Brot gewesen war. » Langton hat uns grad erzählt, dass du halbnackt gar nicht so übel aussiehst. Vielleicht können wir dich ja nachher zu einem kleinen Strip überreden.«
    Diesmal schaffte ich es einfach nicht, mich an meine sonstige Strategie zu halten und anzügliche Bemerkungen einfach zu

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