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Der Brandstifter

Der Brandstifter

Titel: Der Brandstifter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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einem vollkommen aus der Luft gegriffenen Vorwand, um ihn ein bisschen zu ärgern. Das wusste er genauso gut wie ich.
    » Das meinen Sie doch nicht im Ernst.«
    » Wenn Sie mich behindern, verhafte ich Sie«, warnte ich ihn eindringlich, während man nichts weiter hörte als das Trommeln des Regens auf das Autodach.
    » Verdammte Scheiße.« Ausgesprochen widerwillig öffnete er die Wagentür, stieg aus und wühlte in seiner Jackentasche. » Presseausweis. Führerschein. Was wollen Sie noch haben?«
    Ich ging um den Wagen herum auf ihn zu und schob ihn zwei Schritte zurück, sodass er ein Stück abseits vom Fahrzeug mit dem Rücken an der Wand stand. » Bleiben Sie hier stehen.«
    Im Schein meiner Taschenlampe sah ich eine jüngere Ausgabe von Spencer Mackwell, dem Spitzenreporter, auf den Ausweisen. Das bärtige Original mit Bauchansatz hingegen war weniger ansehnlich. Er war in Hackney gemeldet, und ich fragte mit hochgezogenen Augenbrauen: » Sie haben auf dem Heimweg wohl noch einen kleinen Abstecher gemacht?«
    » Recherchearbeiten. Ich brauchte noch ein bisschen Lokalkolorit für meinen Artikel über diese Morde, an dem ich gerade schreibe. Atmosphäre und so.«
    Er deutete vage in Richtung Straße und Park. Die Haare klebten ihm schon am Kopf, und die Schulterpartie seines Anzugs wurde immer dunkler. In ein paar Minuten war er klitschnass, schätzte ich und durchsuchte weiter flüchtig seinen Wagen, während er vor sich hin fluchte, von wegen lächerlich und Schikane und dass er von mir Namen und Dienststelle wissen wollte. Ich hätte ihn wahrscheinlich noch in unserer Datenbank überprüfen lassen, aber als ich den Funkspruch dazu absetzen wollte, musste ich feststellen, dass mein Funkgerät keinen Piep sagte. Also warf ich noch einen Blick unter die Sitze und in den Kofferraum und starrte so lange kommentarlos auf den darin enthaltenen Müllhaufen, bis er sich veranlasst sah zu erklären, dass er nicht der Einzige war, der diesen Wagen benutzte, und gar nicht wusste, dass er so viel Zeug mit sich herumfuhr.
    » Davon wird doch nichts gestohlen sein?«
    Hilflos starrte er auf das von mir entdeckte Chaos: Plastiktüten, ein Abschleppseil, ein undichter Behälter Motorenöl, leere Wasserflaschen, Chipstüten, leere Sandwich-Verpackungen und ein paar zerfledderte Courier- Ausgaben. » N…nein. Also, das ist doch alles Müll, oder?«
    » Sieht ganz so aus.« Ich machte den Kofferraum wieder zu und drehte mich zu ihm um, wobei ich ihm mit der Taschenlampe ins Gesicht leuchtete. » Kam mir halt nur komisch vor, dass Sie angeblich nichts davon wissen.«
    So komisch war das allerdings gar nicht. Die Polizei wegen jeder Banalität zu belügen war absolut gängige Praxis. Ich konnte ihn natürlich nicht wegen Schlampigkeit verhaften, aber wenigstens hätte er zugeben können, dass das sein eigenes Chaos war. Ich hob meine Hand, damit er endlich aufhörte, mich vollzulabern.
    » Gut, Mr. Maxwell, ich habe Sie eindringlich verwarnt. Und jetzt verschwinden Sie schleunigst, sonst wandern Sie wegen Behinderung der Staatsgewalt für den Rest der Nacht in die Ausnüchterungszelle. Der hochbezahlte Anwalt Ihres Blattes wird Sie morgen früh bestimmt bald rausholen.«
    Bei dem Gedanken daran wurde er blass. » Nicht nötig. Bin schon weg.«
    » Das will ich aber auch hoffen«, wollte ich gerade sagen, da wurde ich durch ein Geräusch zu meiner Linken abgelenkt. Ich drehte mich um und sah Sam, wie er am Park entlangrannte– tatsächlich rannte – und dabei in sein Funkgerät keuchte.
    » Sam!« Er konnte mich nicht hören oder drehte sich zumindest nicht um, sondern rannte weiter. Panisch sah ich zu dem Polizeiwagen hinüber, ob Maeve oder die VE irgendwo zu sehen waren, aber sowohl Fahrer- als auch Beifahrertür standen offen, und die Wagenbeleuchtung schien auf leere Sitze. Mein einziger Gedanke war, warum zum Teufel gerade in dem Moment etwas passieren musste, wo ich mit dem abgewracktesten Hilfsreporter der Welt beschäftigt war?
    Offenbar war ich spät dran und fackelte keine Sekunde. Der schnellste Weg zum Park war ein kühner Sprung über den nächstgelegenen Zaun, zu dem ich auf der Stelle ansetzte. Auf der anderen Seite nahm ich die Beine in die Hand, raste los und bemerkte bald, dass irgendwo weiter voraus jemand lief. Außerdem hörte ich immer wieder dumpfe Schläge, die klangen, als würde etwas sehr Schweres auf einen Körper treffen. Ich überquerte den Spielplatz, kroch unter zwei Bäumen hindurch, deren tief

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