Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Brandstifter

Der Brandstifter

Titel: Der Brandstifter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
Vom Netzwerk:
dich und sonst niemanden.« Er lehnte im Türrahmen und sah zu, wie ich daraus ein kleines Lederkästchen zutage förderte. Vorsichtig klappte ich den Deckel auf.
    » Oh, Gil, die sind ja zauberhaft.« Auf dem schwarzen Satin funkelten zwei Diamanten, kugelrund wie Erbsen, an denen jeweils eine tropfenförmige Perle hing. » Darf ich sie gleich probieren?«
    » Nur zu.« Mit einem milden Lächeln sah er zu, wie ich in den Flur zum nächsten Spiegel stürzte. Ich strich mir das Haar zurück und drehte den Kopf von einer Seite zur anderen, um die ganze Pracht zu bewundern. Die Perlen hatten einen besonders warmen Farbton und schimmerten beinahe rosé, und die Diamanten glitzerten wie ein wahres Feuerwerk, sobald Licht darauf fiel.
    » Das ist ja unglaublich. Wie komme ich denn dazu?«
    » Ich wollte, dass du etwas ganz Eigenes hast.« Er bewegte sich, sodass ich ihn im Spiegel hinter mir sah. » Nichts Gebrauchtes. Gefallen sie dir?«
    » Sie sind wunderschön.«
    » Dann gehören sie dir. Aber nur unter einer Bedingung.«
    Ich spürte, wie das Lächeln in meinem Gesicht erstarrte. » Und die wäre?«
    » Gib mir Rebeccas Ohrringe zurück. Ich mag es nicht, wenn du sie trägst.«
    Ich drehte mich um, um ihn direkt anzusehen. » Und wieso nicht?«
    Irritiert sah er mich an. » Spielt das eine Rolle?«
    » Ja, allerdings.« Ich stützte die Hände in die Seiten. » Ach komm, Gil. Sie sind eine schöne Erinnerung an Rebecca für mich. Warum kann ich sie nicht behalten?«
    » Weil sie tot ist.« Er schaute mit undurchdringlicher Miene auf mich herab. » Und weil du nicht Rebecca bist.«
    Ich wollte weggehen, aber er hielt mich am Arm fest und zog mich zu sich heran.
    » Du bist nicht Rebecca, Lou, und ich will auch nicht, dass du es bist. Du sollst einfach du selber sein. Ich weiß, dass du sie in Erinnerung behalten willst, schließlich war sie deine Freundin. Aber klammere dich bitte nicht an sie. Sie lebt nicht mehr.« Er schüttelte mich ein bisschen, nicht zu heftig. » Rebecca ist tot. Lass sie endlich ruhen.«
    » Ich weiß selber, dass sie tot ist. Allerdings bin nicht ich diejenige, die andauernd von ihr redet. Das bist eindeutig du«, merkte ich berechtigterweise an.
    Da explodierte er und schrie mich an: » Kannst du nicht ein einziges Mal das machen, was ich dir sage, verdammt noch mal? Das kann doch nicht so schwer sein!«
    » Gil!« Erschrocken starrte ich ihn an, was ihn offenbar noch wütender machte. Er hielt immer noch meinen Arm fest und brachte mich aus dem Gleichgewicht. Er zerrte mich durch den Flur und warf mich in Richtung Treppe, wo ich ziemlich unelegant hinstürzte.
    » Los, geh sie holen. Sofort.«
    Einen Moment blieb ich regungslos liegen, schmeckte Blut an meiner Lippe und spürte dicht über meinem rechten Auge den Teppich, heiß und brennend. Dann stützte ich mich auf einen Ellbogen und sah Gil an.
    » Nein.«
    » Sag das noch mal.«
    » Ich habe Nein gesagt. Nein, ich werde sie nicht holen.« Hier ging es nicht um die Ohrringe, das war vollkommen klar. Hier ging es darum, wer das Sagen hatte. Und da wollte und konnte ich keinesfalls nachgeben.
    Er stand keuchend am Fuß der Treppe, seine Arme hingen herab, und er ballte immer wieder die Fäuste, was ihm wahrscheinlich gar nicht bewusst war. Sein Haar war zerzaust, und mit glasigem Blick schaute er durch mich hindurch. Als er sich wieder rührte, rechnete ich damit, dass er mich schlagen würde, doch stattdessen schob er seine Hände unter meinen Rock, umfasste meine Hüften und zog mich fordernd an sich. Ich versuchte, mich von ihm loszumachen, aber er war zu stark. Inzwischen hatte er meine Unterwäsche heruntergezerrt und hielt mit einer Hand meine Handgelenke fest, damit ich ihn nicht von mir wegschieben oder an den Augen kratzen konnte. So sehr ich mich auch mühte, es gelang mir nicht, mich ihm zu entziehen. Keuchend flüsterte er: » Weshalb musst du dich ständig gegen mich wehren? Hör doch einfach auf damit.«
    Ich hörte in der Tat damit auf, weil mir gar nichts anderes übrig blieb. Ansonsten hätte er mir sicher ernsthaft wehgetan. Mir wurde übel, als er sich auf mich schob. Es war doch nur Gil. Gil, mit dem ich mein Bett geteilt und mit dem ich freiwillig geschlafen hatte, an den verschiedensten Orten, auf die verschiedenste Weise. Das war doch eigentlich nichts anderes.
    Aber es fühlte sich anders an. Es war ein Akt der Dominanz und Stärke. Ich starrte auf die Deckenlampe und versuchte, nicht darüber nachzudenken, was er

Weitere Kostenlose Bücher