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Der Brandstifter

Der Brandstifter

Titel: Der Brandstifter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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Grund dafür war. Wozu mochte sich Gil jetzt wieder verstiegen haben?
    Doch dann entdeckte ich hinter Martine die hoch aufgeschossene Gestalt des Polizeibeamten, der in den Mordfällen des Brandstifters und von Rebeccas Tod ermittelte. Ich kannte ihn aus den Nachrichten. Obwohl ich weiter auf ihn zuging, kam es mir vor, als hätte sich die Zeit verlangsamt, als wäre der zwischen uns liegende Teppich kilometerlang, als könnte ich meine Füße nicht schnell genug bewegen. Ich musste unbedingt die Tür erreichen, ehe er etwas sagte. Dann konnte ich ihn mit in mein Büro nehmen, die Tür schließen, und niemand würde je erfahren, was er von mir gewollt hatte. Für die anderen würde ich eine passende Ausrede erfinden. Aber vielleicht war das ja auch gar nicht nötig. Möglicherweise war er nur gekommen, um mich über den Stand der Ermittlungen zu informieren. Womöglich war meine Sorge vollkommen unbegründet.
    Doch das letzte Fünkchen Hoffnung erstarb, als er sich an Martine vorbeischob, als wäre sie gar nicht da, und direkt auf mich zukam.
    » Louise North«, begann er, » hiermit verhafte ich Sie wegen des Verdachts des Mordes an Rebecca Haworth. Ich weise Sie darauf hin, dass Sie die Aussage verweigern können. Es kann jedoch Ihrer Verteidigung schaden, wenn Sie auf Nachfrage Informationen zurückhalten, auf die Sie sich später vor Gericht berufen.« Er fuhr mit der üblichen Belehrung fort, dass alles, was ich sagen würde, gegen mich verwendet werden konnte, aber ich hörte gar nicht richtig zu. Ich hatte mich umgedreht und sah meine Kollegen an, die Ressortleiter, den Seniorchef. Ich wollte ihre Mienen sehen. Alle standen wie versteinert und mit offenem Mund da, ein identischer Ausdruck des Entsetzens, der den gesamten Raum erfüllte. Es wirkte schon beinahe komisch.
    Dann wandte ich mich wieder dem Polizisten mit dem silbergrauen Haar zu, der darauf wartete, dass ich mich in Bewegung setzte. Er streckte seine Hand aus und wollte mich am Arm nehmen, aber ich schüttelte den Kopf. Ich würde allein gehen– ohne Handschellen oder körperliche Reglementierung. Das Ende meiner Karriere gestaltete sich als ziemlich dramatischer Abgang, den ich wenigstens in Würde vollziehen wollte.

14
    Maeve
    Ich war nicht davon ausgegangen, dass Louise bei ihrer Vernehmung einknicken würde. So naiv war ich nun wirklich nicht, dass ich ein Geständnis von ihr erwartete, ganz egal, wie treffsicher die Fragen auch gestellt wurden. Aber andererseits hatte ich auch nicht angenommen, dass sie– so wie jeder auf frischer Tat ertappte Berufsverbrecher, der mir bislang über den Weg gelaufen war– sämtliche Fragen mit » Kein Kommentar« beantworten würde.
    » Haben Sie Rebecca Haworth am 26. November dieses Jahres ermordet?«, fragte Chris Pettifer in seinem üblichen, ausgeglichenen, alles andere als provokativen Tonfall.
    » Kein Kommentar.«
    » Haben Sie Adam Rowley am 30. April 2002 ermordet?«
    » Kein Kommentar.« Sie antwortete jedes Mal in einem gleichbleibend lockeren Plauderton, als sei das alles nur ein Spiel.
    » Haben Sie versucht, die Stelle, an der Rebecca gefunden wurde, so zu hinterlassen, als wäre sie ein Opfer des Brandstifters?«
    Nicht das leiseste Anzeichen von Unbehagen. » Kein Kommentar.«
    Ich saß neben dem Chief Superintendent und schaute auf den Bildschirm, der das Geschehen aus dem Vernehmungsraum direkt übertrug. Godley saß absolut reglos, blinzelte kaum und konzentrierte sich voll und ganz auf die Vernehmung. Hinter uns kamen und gingen andere Beamte, blieben ein paar Minuten oder auch Stunden, um Louise North dabei zuzusehen, wie sie sich gegenüber den Bemühungen unserer besten Vernehmungsspezialisten gänzlich immun zeigte– Spezialisten, die für den Umgang mit Menschen ausgebildet waren, die schwerwiegender Verbrechen beschuldigt wurden. Selbst als sie sich abwechselten bei ihren Versuchen, die vor ihnen sitzende Frau aus der Reserve zu locken, brachten sie Louise kein bisschen ins Schwitzen.
    » Diese Frau ist verdammt zäh«, bemerkte Bill Pollock hinter mir. » Die zuckt nicht mal mit der Wimper.«
    » So ist sie immer«, antwortete ich, ohne mich umzudrehen. » Das ist ihre Masche.«
    Godley löste seinen Blick für eine halbe Sekunde vom Bildschirm, um mich anzusehen. Wahrscheinlich hatte er meinen pessimistischen Ton wahrgenommen. » Zweifeln Sie nicht an sich, Maeve. Am Anfang haben Sie sich vielleicht von ihr täuschen lassen, aber letztlich sind Sie ihr doch auf die Schliche

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