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Der Brandstifter

Der Brandstifter

Titel: Der Brandstifter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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bist, genau. Ihr Paddys kommt doch prächtig miteinander aus.«
    » Na toll«, entgegnete ich finster. Mein Name sprach offenbar Bände– und dazu noch mein schwer zu bändigendes Haar. Typisch irisch, wie es immer hieß. Kaum hatte ich das erste Mal meinen Fuß über die Schwelle des Reviers gesetzt, hatte ich auch schon meinen Spitznamen weg: Spud, die irische Kartoffel. Und ständig diese Witze. Darüber, wie blöd die Iren doch sind, oder sogar über dieses verdammte Riverdance – lieber Himmel. Das war natürlich alles viel zu banal für eine offizielle Beschwerde, aber es nervte kolossal. Ich war in England aufgewachsen, hatte sogar einen astreinen englischen Akzent, aber trotzdem gehörte ich nicht richtig dazu und wurde auch ständig daran erinnert. Ich fand es ja eigentlich total in Ordnung, meinem Ruf als Hitzkopf gerecht zu werden, aber das hatte mir natürlich Ärger eingebracht, und deshalb versuchte ich verstärkt, mein Temperament zu zügeln– und sagte jetzt lieber nichts mehr.
    Rob schenkte mir ein strahlendes Lächeln, das deutlicher ausdrückte als tausend Worte, wie froh er war, nicht in meiner Haut zu stecken. Ich widerstand der Versuchung, ihm die Zunge herauszustrecken, und ging auf das Fahrzeug zu.
    Micky Joe Fallon war fünfundzwanzig, nach zweijähriger Haftstrafe wegen Einbruchs vor Kurzem aus dem Gefängnis entlassen. Derzeit gab es keinen Haftbefehl gegen ihn. Es war unverkennbar, dass er es heftig bereute, aus einem diffusen sozialen Verantwortungsgefühl heraus den Notruf gewählt zu haben, als er im Gras den schwelenden Leichnam einer Frau gesehen hatte. Ich ließ ihn aus dem Fahrzeug aussteigen, lehnte mich gegen den Kofferraum und bemühte mich, freundlich auszusehen.
    » Erzählen Sie mir doch bitte in Ihren eigenen Worten, was passiert ist.«
    » Ich weiß überhaupt nicht, was Sie von mir wollen. Ich hab doch schon alles gesagt«, murmelte er. Er hatte sich seine abgewetzte schwarze Mütze tief in die Stirn gezogen, und trotz der Morgenkälte trug er ein kurzärmeliges Shirt, das seine nervös zuckende Armmuskulatur entblößte.
    » Sie haben uns schon sehr geholfen, aber ich brauche noch ein paar Angaben von Ihnen. Reine Routinesache.« Noch während ich sprach, machte er Anstalten, sich zu verdrücken. » Sie haben nichts zu befürchten. Erzählen Sie mir einfach, was Sie gesehen haben, und dann können Sie gehen.« Das war beinahe wörtlich dasselbe, was ich zu Kelly Staples gesagt hatte, nur war ich diesmal ziemlich sicher, dass es der Wahrheit entsprach.
    Er war schon so früh am Morgen unterwegs gewesen, erzählte er mir, weil er nach seinem Hund gesucht hatte, der verschwunden war.
    » Zuerst hab ich bloß den Rauch gesehen, und dann bin ich hingegangen, weil ich wissen wollte, was das war.«
    » Haben Sie jemanden gesehen?«
    Er schüttelte den Kopf.
    » Was haben Sie dann getan?«
    » Hab mich umgesehen– nachdem ich mitgekriegt hatte, was das war.«
    » Hatte das Feuer da schon lange gebrannt?«
    » Keine Ahnung. Jedenfalls hat es gequalmt. Von da drüben hab ich es gerochen.« Er zeigte mit der Hand in die Richtung. » Ich dachte erst, da grillt einer.«
    Angeekelt rümpfte ich die Nase, obwohl er genau genommen Recht hatte. Es lag immer noch eine Spur davon in der Luft.
    » Und Sie haben kein Auto oder Leute zu Fuß gesehen?«
    » Nichts.« Und selbst wenn– von ihm würde ich es bestimmt nicht erfahren.
    » Haben wir eine Adresse von Ihnen, unter der wir Sie erreichen können?«
    Genervt sagte er sie mir noch einmal auf. » Kann ich jetzt gehen?«
    » Ja sicher, warum nicht.« Resigniert sah ich ihm nach, wie er die Straße überquerte und verschwand.
    » Na, was erreicht?« Die Stimme gehörte zu dem Uniformierten, dessen Namen ich nicht kannte. Ich lächelte zerknirscht.
    » Nicht so richtig. Hatte nicht viel zu sagen. Auch mir nicht.«
    » Sieht ganz so aus, als würde man mit einem hübschen Gesichtchen auch nicht alles erreichen«, kommentierte der andere.
    » Was soll denn das jetzt wieder heißen?«
    » Nichts. Nur dass es für einige Leute halt ein bisschen schwerer ist als für andere, bei der Mordkommission einen Fuß in die Tür zu bekommen.«
    Ich fühlte, wie ich rot anlief. Sicher war es nicht das erste Mal, dass ich mir solche Bemerkungen anhören musste, aber normalerweise bekam ich sie nicht ganz so plump serviert. Der andere lachte, was er hinter einem Hustenanfall zu tarnen versuchte. Mir fiel nichts ein, was ich darauf hätte antworten können

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