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Der Brandstifter

Der Brandstifter

Titel: Der Brandstifter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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von Peter Belcott. Ich hätte ihn umbringen können, und zwar auf der Stelle. In Anbetracht der Situation war ich fast verwundert, dass mein Blick ihn nicht augenblicklich niederstreckte.
    » Ja. Das würde mich auch interessieren.« Godley sah mich kurz an. » Würden Sie bitte hier bleiben, bis der Leichnam abtransportiert ist?« Ich hatte noch nicht richtig genickt, da war er schon beim Nächsten. » Rob, machen Sie bitte Tom Judd ausfindig und halten Sie ihn auf dem Laufenden. Ich habe ihn nach Hause geschickt, damit er sich umziehen und etwas essen kann– rufen Sie bei ihm an und fragen Sie, ob er wieder einsatzfähig ist. Wenn ja, holen Sie ihn bitte ab. Peter, ich mache mich wieder auf den Weg zur Einsatzzentrale. Wenn Sie gleich mitkommen, können wir die Abweichungen vom Tatmuster unterwegs besprechen.«
    Belcotts Gang war auffallend elastisch, als er im Gleichschritt mit dem Chief Superintendent davonging. Ich zuckte zusammen, als Robs Arm auf meinen Schultern landete.
    » Du wirst es wohl nie lernen, was? Weihe niemals Belcott in deine schlauen Gedanken ein. Es sei denn, du willst ihm unbedingt zu einer Beförderung verhelfen.«
    Ich tauchte unter seinem Arm hervor. » Was ist es eigentlich, das du an › nicht anfassen‹ nicht verstehst?«
    » Jetzt lass deinen Frust doch nicht an mir aus«, verteidigte er sich lachend.
    » Ich fass es echt nicht, dass ich hier dämlich rumwarten soll.« Bibbernd schob ich die Hände tiefer in meine Jackentaschen. Der Morgen dämmerte schon, aber der Himmel war immer noch bleigrau und hing voller schwerer Wolken, die verdächtig nach Regen aussahen. » Den Tod werd ich mir holen.«
    » Versuch dich halt warm zu halten«, empfahl Rob, während er schon rückwärts ging. » Mach dir ein Feuerchen oder so.«
    » Sehr witzig.«
    Ich sah ihm nach, wie er davonschlenderte. Wie gerne wäre ich mit ihm mitgegangen, oder mit Godley, oder sonst wohin, um ehrlich zu sein. Aber nein, meine Aufgabe war es, hier zu warten. Also würde ich hier warten, bis das arme unbekannte Opfer abtransportiert oder ich erfroren war– je nachdem, was zuerst passierte.
    Als ich schließlich in der Einsatzzentrale an meinem vergleichsweise kuscheligen Arbeitsplatz ankam, war ich verdammt schlecht gelaunt. Keiner hatte auf mich gewartet, genauer gesagt hatte kein Mensch meine Abwesenheit überhaupt mitbekommen. Man hatte mich vergessen, während ich überflüssigerweise Totenwache am Tatort hielt, wo sich die Temperaturen um den Gefrierpunkt bewegten. Meine Füße waren vollkommen taub, mein Gesicht halb erfroren und mein Magen zu einem Klumpen verkrampft. Ich hatte noch nicht mal gefrühstückt, obwohl es schon fast zwei Uhr war.
    Ich hatte herumgestanden und zugesehen, wie ein Kollege von der Spurensicherung ganz rot vor Aufregung angerannt kam und Kev Cox berichtete, dass er einen Benzinkanister gefunden hatte, den jemand in einen Vorgarten zwei Straßen entfernt von dem Gewerbegebiet geworfen hatte. Ich hatte gewartet, als der schwarze Leichenwagen rückwärts heranfuhr und den Leichnam vom Tatort abholte. Ich warf wütende Blicke in Richtung der Medien in Gestalt zweier gegen den grauen Himmel kaum erkennbarer Hubschrauber über unseren Köpfen und ein paar Kamerateams, die hydraulische Arbeitsbühnen angemietet hatten, um sich einen flexiblen Überblick zu verschaffen. Die restliche Presse war hinter die Absperrung verbannt worden, und das war auch das Einzige, was die Situation erträglich machte. Während ich so herumstand, war ich lediglich zu der Erkenntnis gelangt, dass wir wohl kaum herausfinden würden, wie unser Opfer gestorben war, wenn wir nicht bald etwas darüber erfuhren, wie es gelebt hatte. Wie schon bei den anderen Taten des Brandmörders waren wir erst ganz am Ende der Geschichte hinzugekommen. Die fehlenden vorherigen Kapitel mussten wir nachträglich ergänzen, wenn wir verstehen wollten, was passiert war– wer sie war, wo sie herkam, wo sie auf ihren Mörder getroffen war, wie er sie sich gefügig gemacht hatte und wann und wo er sie umgebracht hatte. Lauter Unbekannte, und die einzige Gewissheit bestand darin, dass wieder eine Frau getötet worden war.
    Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück und sah zu einem älteren Kollegen aus dem Team, der gerade die Nachmittagsausgabe des Evening Standard las, in dem auf den Seiten 1, 3, 4, 5, 19 und quer über die gesamte Mittelseite über die neueste Sensationstat des Brandstifters berichtet wurde. DER MÖRDER VON LONDON SCHLÄGT

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