Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Brandstifter

Der Brandstifter

Titel: Der Brandstifter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
Vom Netzwerk:
willkommene Ablenkung.
    Hanshaw sah an uns vorbei, und seine finstere Miene hellte sich auf. Er hob die Hand und deutete einen respektvollen Gruß an. » Hallo, Charlie.«
    » Morgen, Glen. Wie sieht’s denn aus?« Der Chief Superintendent stand neben uns und hörte mit ernstem Blick zu, während Dr. Hanshaw ihm in aller Schnelle von seinen Ergebnissen berichtete. Ali ging parallel dazu ihre Notizen durch, jederzeit bereit auszuhelfen, doch der Rechtsmediziner ließ nichts aus. Ihm entging eigentlich nie etwas.
    » Ich gehe doch recht in der Annahme, dass ich diesen Leichnam mit den anderen, die deinem Serienmörder zugeschrieben werden, zu vergleichen habe?«, fragte Hanshaw und richtete sich auf. » Nun, es gibt da offensichtlich ein paar Unterschiede. Nur marginale Spuren im Gesicht. Des Weiteren keine Hinweise auf eine Fixierung der Hände. Keine Strangmarken, kein Klebeband, nichts, das er verwendet haben könnte, um sie zu fesseln. Aber wir haben einen Hinweis auf eine Elektroschockwaffe– hier.« Er hob ihre Haare an, um Godley eine kleine Verbrennung an der Schulter zu zeigen. Der Elektroschocker gehörte zu den Markenzeichen des Brandmörders, und wir hatten zugestimmt, diese Information an die Öffentlichkeit zu geben, um potenzielle Opfer zu warnen. Ein Schlag von einem Elektroschocker macht den Betroffenen handlungsunfähig, lähmt ihn und ist erschreckend einfach auszuführen. Außerdem waren diese Waffen, obgleich illegal, recht einfach zu bekommen. Wir hatten Bilder davon in Umlauf gebracht, in der Hoffnung, dass sich vielleicht jemand erinnerte, einen Mann damit gesehen zu haben.
    Allerdings hatten wir in der Presse wohlweislich nicht erwähnt, dass der Serienmörder, den wir verfolgten, seinen Opfern die Hände auf eine spezielle Weise fesselte– mit den Handflächen nach außen, Daumen an Daumen, vor der Brust, mit einfacher Gärtnerschnur, die sich in das Fleisch eingrub. So wollte er jegliche Gegenwehr des Opfers verhindern. Doch die Hände dieser Frau waren frei. Er war in der Lage gewesen, sie unter seine Kontrolle zu bringen, wer immer sie war. Es hätte ihm eigentlich schwerer fallen müssen, nicht leichter. Er hätte auf ein entsetztes Opfer treffen müssen, das wusste, was ihm bevorstand, auf eine Frau, die alles daran setzte, ihrem sicheren Tod zu entrinnen. Das Überraschungselement– die Hoffnung auf ein Überleben– hätte inzwischen verschwunden sein sollen.
    » Weitere Beobachtungen: die Lage des Leichnams. Wir haben es hier mit einer wesentlich planvolleren Anordnung zu tun. Die anderen Opfer wirkten eher, als seien sie zu Boden geworfen worden– mit verrutschter Kleidung und Abschürfungen am Körper und dergleichen. Dieser hier wurde jedoch mit einiger Sorgfalt arrangiert. Und mit dem Gesicht nach oben– die zwei Opfer zuvor lagen bäuchlings.«
    Mir schossen Bilder von abgespreizten Gliedmaßen, verdrehten Körpern, verrußten Kleidungsstücken und Bäumen durch den Kopf.
    Hanshaw beendete seine Erläuterung. » Bei dem Opfer fanden sich keinerlei Hinweise auf seine Identität, keine Handtasche oder etwas in der Art.«
    » Anzeichen für einen sexuellen Übergriff?«
    Er schüttelte den Kopf. » Nicht auf den ersten Blick. Die Unterwäsche befindet sich noch an Ort und Stelle. Ich vermute, das wird hier wie bei den anderen sein.«
    Die Psychologen hatten uns gesagt, dass der Mann, nach dem wir suchten, kein Sexualstraftäter der üblichen Sorte war. Er bezog einen Nervenkitzel aus seinem Handeln, der ihn in höchste Erregung versetzte, doch das hieß nicht, dass er die Frauen, die er ermordete, auch vergewaltigen wollte– im Gegenteil. Er verachtete sie, wurde uns erklärt. Er hasste sie und das, wofür sie standen. Seinen Hass setzte er in Gewalt um. Bei keinem seiner Opfer fanden sich Anzeichen einer Vergewaltigung. Unser Mörder stillte sein Verlangen ausschließlich mit Blut, berstenden Knochen, verkohltem Fleisch und lodernden Flammen. In meinen Augen machte es das noch schlimmer. Es war noch ein Stück weiter von allem entfernt, was ich zu begreifen in der Lage war.
    Aber mich beschäftigte noch ein anderer Gedanke. » Er scheint ihr nichts abgenommen zu haben. Allenfalls ihren Mantel.«
    » Was?« Godley drehte sich um und sah mich mit seinen blauen Augen scharf an.
    » Beide Ohrringe sind noch da.« An ihren Ohren funkelte es golden im Licht der Scheinwerfer. » Auch ihre Armbanduhr ist da. Und ihr Ring.« An der rechten Hand der Frau steckte ein mit Amethysten und

Weitere Kostenlose Bücher