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Der Brandstifter

Der Brandstifter

Titel: Der Brandstifter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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geschlossener Tür in seinem verglasten Büro und telefonierte. Er hatte die Stirn in die Hand gestützt und schirmte seine Augen ab, als müsse er sich gerade auf ein besonders diffiziles Telefonat konzentrieren. Er wirkte erschöpft. Als ich zu ihm hinsah, legte er gerade auf und saß dann einen Moment lang reglos am Schreibtisch.
    DI Judd unterbrach ihn, indem er an die Tür klopfte und, ohne abzuwarten, den Kopf hineinsteckte. Sie führten ein kurzes Gespräch, das damit endete, dass beide Männer sich zu mir umdrehten. Ich duckte mich hinter meinen Monitor und hoffte, dass sie nicht bemerkt hatten, wie ich sie beobachtete. Dann kam Godley quer durch den Raum auf mich zu, dicht gefolgt von Judd.
    » Maeve, ich habe gerade mit Tom über die Haworth-Ermittlungen gesprochen und ihn informiert, wie wir dabei weiter vorgehen wollen.«
    » Aha«, antwortete ich und versuchte herauszufinden, weshalb Judd so pikiert aussah. Er ignorierte mich schlichtweg und redete mit gedämpfter Stimme auf Godley ein.
    » Aber bitte vermerken Sie das nicht in den Akten, Charlie. Das kriegt sonst die Verteidigung in die Hände, falls wir diesen Kerl je zu fassen bekommen. Dann erfahren sie, dass wir uns nicht sicher waren, ob dieser Mord tatsächlich auf sein Konto geht, und das macht sich vor Gericht gar nicht gut.«
    Godleys Miene war verschlossen und distanziert. » Ich habe meine Entscheidung getroffen und werde auch dabei bleiben. Wenn nötig, werde ich dafür vor Gericht geradestehen.«
    » Aber Sie glauben doch nicht im Ernst, dass da draußen zwei von denen herumlaufen?«
    Godley schaute mich an. » Bitte erläutern Sie ihm, welche Unterschiede Ihnen aufgefallen sind, Maeve. Der Einwand ist vollkommen berechtigt.«
    Judd verzog das Gesicht und fragte mich verächtlich: » War das etwa Ihre Idee?«
    » Nein, aber…«
    Judd wartete nicht ab, was ich zu sagen hatte. » Es ist ein großer Fehler, wenn wir bei diesem Fall zu wenig Entschlossenheit zeigen. Falls wir vor Gericht scheitern, weil die Geschworenen Ihr Vorgehen nicht nachvollziehen können…«
    » Dann ist es an mir, die Verantwortung dafür zu übernehmen«, beendete Godley den Satz an seiner Stelle. » Und das werde ich auch tun. Schließlich steht mein Name darunter und nicht Ihrer, Tom.«
    » Deswegen mache ich mir auch keine Sorgen.«
    » Ich weiß, dass es Ihnen darum geht, den Fall wasserdicht zu machen, aber muss ich Sie wirklich darauf hinweisen, dass wir ihn überhaupt erst einmal fassen müssen? Bei diesem letzten Mord habe ich ein ungutes Gefühl. Darum möchte ich, dass er als separates Verbrechen behandelt wird und nicht als Teil einer Serie. Und zwar so lange, bis wir sicher sind, dass er ins Schema passt. Ende der Diskussion.«
    Judd und ich sahen Godley nach, wie er mit gesenktem Kopf davonging. Ich hatte noch nie erlebt, dass er in einem solchen Ton mit dem Inspektor sprach. Und Judd offenbar auch nicht. Er wandte sich wieder an mich: » Tun Sie, was der Chef nicht lassen kann in diesem wie auch immer gearteten aussichtslosen Unterfangen, und widmen Sie sich dann wieder den laufenden Ermittlungen. Aber behelligen Sie mich bitte nicht mit Einzelheiten. Wenn Sie Beweise dafür finden, dass dieser Mord zu unserer Serie gehört– oder auch nicht–, dann setzen Sie mich davon in Kenntnis. Ansonsten will ich nichts weiter davon hören.«
    » Alles klar«, erwiderte ich, auch wenn ich seinen Tonfall anmaßend fand. » Ich mache einfach weiter.«
    » Tun Sie das.« Er fixierte mich einen Augenblick. » Und bilden Sie sich bloß nicht ein, dass der Chef etwas für Sie übrig hat, Kerrigan. Solche Aufgaben überträgt man jemandem, bei dem man verhindern will, dass er woanders was verbockt. Damit hat er Sie geschickt aus dem Weg geräumt.«
    Seine Worte ähnelten zwar auf beunruhigende Weise dem, was ich selbst dachte, doch es gelang mir, keine Reaktion zu zeigen. Dass mein Gesicht rot glühte, als er mir den Rücken kehrte, war nicht weiter verwunderlich, schließlich herrschte in der Einsatzzentrale permanent eine Affenhitze, denn die Heizungen liefen rund um die Uhr. Das war selbst mir zu viel, obwohl ich einiges an Wärme vertragen konnte. Die Luft war verbraucht, und wir hatten nichts weiter als ein paar altertümliche und heiß begehrte Ventilatoren, die den Mief ein bisschen verquirlten. Zu so später Stunde stand immer der eine oder andere herrenlos herum. Also ging ich auf die Jagd und bahnte mir vorsichtig den Weg um die Schreibtische herum, denn auf

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