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Der Brandstifter

Der Brandstifter

Titel: Der Brandstifter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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über Gil erzählt. Ich wusste, dass er ein anspruchsvolles, berechnendes und vereinnahmendes Wesen hatte. Aber ich wusste auch, dass er interessant, charismatisch und nur schwer wieder zu vergessen war. Gegenüber der Polizei hatte ich seinen Namen erwähnt, denn wenn sie etwas über Rebecca wissen wollten, dann mussten sie Gil kennen lernen.
    » Hallo, Louise, hier ist Gil. Entschuldige bitte, dass ich dich einfach so anrufe, aber ich habe erfahren, dass du mich der Polizei gegenüber erwähnt hast, woraus ich schließe, dass du noch an mich denkst. Wir sollten miteinander reden, finde ich. Über Rebecca.« Die nachfolgende Pause war so lang, dass ich schon dachte, er hätte aufgelegt. » Es gibt da wohl einiges zu sagen.« Wieder eine Pause, diesmal kürzer. » Du hast mir gefehlt, Louise, und ich war froh zu hören, dass du an mich denkst. Ich hab dich bestimmt nicht vergessen. Bitte ruf mich zurück, wenn du diese Nachricht hörst.«
    Als ich seine Stimme vernahm, konnte ich mir sein Gesicht genau vorstellen, seinen schwelenden Zorn, den er unter einer dünnen Schicht aus Zynismus und trockenem Humor verbarg. Ich hörte mir die Nachricht noch einmal an, wobei ich darin schwelgte, wie er meinen Namen aussprach und dabei die zweite Silbe so herausfordernd in die Länge zog. Gleich darauf ließ ich seine Nachricht noch einmal laufen. Bevor ich sie jedoch ein viertes Mal abspielen konnte, löschte ich sie und legte den Hörer unnötig heftig auf. Im Flurspiegel begegnete ich meinem Gesicht– die Augen viel zu groß, die Wangen und die leicht geöffneten Lippen bleich. Die dunkle Farbe meines Pullovers verschmolz mit dem Hintergrund, wodurch mein Kopf zu schweben schien, losgelöst vom übrigen Körper. Ich fühlte mich schutzlos. Bisher hatte er mich immer nur ignoriert. All seine Aufmerksamkeit hatte immer nur Rebecca gegolten, so als ob außer ihr niemand existierte.
    Ich hatte nicht vor, ihn anzurufen. Weder nachher noch sonst irgendwann. Ich hatte mir für den Tag etwas vorgenommen, und dabei sollte es bleiben.
    Aber als ich die Treppe hinaufstieg, um wie geplant mein Bad zu putzen, konnte ich nicht leugnen, dass ich mich fürchtete.

5
    Maeve
    Nachdem ich mit Rebeccas Ex fertig war, machte ich mich auf den Rückweg zur Einsatzzentrale. Ich konnte es kaum erwarten, den restlichen Samstag an meinem Schreibtisch zu verbringen, und dachte an die vier dicken blauen Aktenordner über die Morde des Brandstifters– Zeugenaussagen, Untersuchungsergebnisse der Spurensicherung, Autopsieberichte des Rechtsmediziners, Tatortfotos–, die dort auf mich warteten. Bezeichnend war wohl auch, dass ich gar nicht den Wunsch hatte, woanders zu sein, selbst wenn Ian mir nicht auf die Mailbox gesprochen hätte, dass er mit ein paar Freunden ins Kino gehe. Offenbar war ich eingeladen mitzukommen, aber da es sich um einen megabrutalen Horrorfilm handelte, fiel mir die Entscheidung dagegen eher leicht. Bei meiner Arbeit bekam ich mehr als genug echten Horror zu sehen, sodass es mir schwerfiel, solches Pseudograuen zum Zweck der Unterhaltung zu ertragen. Außerdem waren die Freunde, mit denen er unterwegs war, nicht gerade mein Fall. Genau wie Ian arbeiteten sie in der Finanzbranche und warfen allesamt mit Geld nur so um sich. In ihrer Gegenwart benahm sich mein Freund immer wie ein Vollidiot, was ich schwer auszuhalten fand.
    Da widmete ich mich doch lieber meiner Arbeit und ging die Akten noch einmal in Ruhe durch. Vielleicht stieß ich ja doch noch auf etwas, das wir alle übersehen hatten. Irgendwo zwischen all diesen Wörtern und Bildern musste es doch Antworten geben.
    Als ich im Revier ankam, leerte sich das Büro gerade. Ein paar Kollegen hatten Dienstschluss, und andere brachen gerade auf zu weiteren Anwohnerbefragungen, weil sie einige der Nachbarn zuvor nicht angetroffen hatten. Wieder andere machten sich auf den Weg zu Kontrollpunkten im Aktionskreis des Brandstifters, wo sie Kraftfahrer befragten, die diese Gegend passierten. Außerdem waren Geräte zur automatischen Nummernschilderkennung im Einsatz, um Fahrzeuge zu identifizieren, die für uns von Interesse sein konnten. Und ganz nebenbei fischten sie immer noch ein paar Leute heraus, die ohne Versicherung unterwegs waren oder keinen gültigen Führerschein besaßen. Wir warfen unsere Netze also ziemlich weiträumig aus, was es allerdings umso schwerer machte, aus dem bunt gemischten Fang den von uns gesuchten Fisch herauszupicken.
    Superintendent Godley saß bei

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