Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Brandstifter

Der Brandstifter

Titel: Der Brandstifter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
Vom Netzwerk:
ihnen anfangen kann.«
    » Manchmal frage ich mich«, murmelte Ian leise, » was du eigentlich mit mir anfangen kannst.«
    Wenn ich darauf etwas erwidert hätte, wäre meine Antwort vielleicht gar nicht so übel ausgefallen, aber die Distanz zwischen uns war gerade so groß, dass mir einfach nicht die richtigen Worte einfielen. Auch als er in die Küche ging und dort sah, dass die Buchstaben-Tassen so umsortiert waren, dass sie ein unverzeihliches und von Rob häufig benutztes Wort ergaben, wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Es gab einfach nichts zu sagen.
    Denn dieses eine Wort sagte eigentlich alles.

Louise
    Ich stand gerade auf der Leiter und riss Tapete von der Wand, als mein Handy klingelte. Wahrscheinlich hätte ich mir gar nicht die Mühe gemacht ranzugehen, wenn mir die kleine Pause nicht ohnehin gelegen gekommen wäre, denn mir taten schon die Arme weh. Also stieg ich von der Leiter und sah nach, wer es war. Als ich den Namen auf dem Display las, zog ich die Augenbrauen hoch.
    » Hallo, Tilly.«
    » Oh, Louise. Tut mir leid, dass ich dich am Sonntagmorgen störe. Hoffentlich hab ich dich nicht geweckt. Ich rufe sonst eigentlich nie jemanden so früh am Wochenende an, aber angesichts der Umstände…« Ihre Stimme klang belegt, und sie redete ein bisschen wirr, ihre Worte überstürzten sich, sodass ich mich sehr anstrengen musste, um herauszuhören, was sie sagen wollte. » Ist das nicht furchtbar mit Rebecca? Ich kann es überhaupt nicht fassen.«
    Ich murmelte etwas in der Richtung, dass ich es auch nicht glauben könne.
    » Ich habe gerade mit Gerald und Avril gesprochen wegen des Gottesdienstes für Rebecca.«
    Gerald und Avril, also Mr. und Mrs. Haworth, waren Rebeccas Eltern. Unpassenderweise spürte ich Ärger in mir aufsteigen. Tilly war mit Rebecca zur Schule gegangen; ihre Mutter war die beste Freundin von Rebeccas Mum gewesen. Das hieß jedoch nicht, dass sie mit Rebecca besser oder enger befreundet war, obwohl sie immer so tat.
    » Sie hatten noch keine endgültigen Pläne, als ich am Freitag mit ihnen gesprochen habe.« Aus einem kindischen Wunsch heraus konnte ich mich nicht beherrschen, ihr mitzuteilen, wann ich mit Rebeccas Eltern telefoniert hatte, damit sie erfuhr, dass ich ihr dabei zuvorgekommen war. Aber sie plapperte einfach ungerührt weiter.
    » O nein. Also, ich habe mir da nämlich etwas ausgedacht. Es wäre doch wunderbar, wenn alle, die Rebecca nahestanden, zusammenkommen, damit wir uns an sie und ihr Leben erinnern und zusammen sein können. Es soll am Mittwoch stattfinden.«
    » Ist das nicht ein bisschen früh?«
    » Das wird alle ein bisschen ablenken. Ich stelle die Musikzusammen, und Gavin sucht schöne Texte heraus, die die Leute vorlesen können.« Gavin war ihr Freund, allerdings erst seit Kurzem, sodass ich mich fragte, was er damit zu schaffen hatte. Schließlich kannte er Rebecca kaum.
    » Ich glaube nicht, dass ich in der Lage sein werde, etwas zu lesen«, sagte ich, um ihrer Frage zuvorzukommen.
    » Ach so, ich hatte dich eigentlich auch gar nicht dafür vorgesehen. Die Leute, die etwas lesen, stehen schon fest. Ich wollte dich nur über das Treffen informieren. Es findet in der Kirche statt, zu der die Haworths gehören. Warst du schon mal bei ihnen zu Hause?«
    » Ja, öfter«, zischte ich durch die Zähne.
    » Also, es ist die am oberen Ende der Straße, wenn man von der Hauptstraße abbiegt. Du kannst sie gar nicht verfehlen.«
    » Ja, ich bin auch schon in der Kirche gewesen.«
    » Na prima. Wir wollen mittags um zwölf beginnen. Hinterher sind alle noch auf eine Kleinigkeit zu ihnen eingeladen.« Ich hörte, wie sie etwas umblätterte. » Ich habe hier noch eine Einladungsliste von der Party zu ihrem 25. Geburtstag, die ich damals organisiert hatte. Falls dir jemand einfällt, der außerdem mit dabei sein sollte– Leute von der Uni vielleicht–, kannst du mir dann bitte die Namen und Kontaktdaten durchgeben?«
    Ich antwortete, dass ich überlegen und mich dann wieder bei ihr melden würde, was ich allerdings nicht vorhatte. » Wer kommt denn sonst noch?«
    » Alle, die ihr wichtig waren.«
    Ich zögerte einen Moment und platzte dann heraus: » Auch Gil?«
    » Na klar. Er war der Erste, den ich angerufen habe.« Sie schien überrascht, dass ich überhaupt gefragt hatte. Selbstverständlich musste sie ihn einladen. Ich schluckte und versuchte, ruhig zu bleiben. Es gab keinen Grund, sich vor der Begegnung mit ihm zu fürchten. Die Nervosität war

Weitere Kostenlose Bücher