Der Brandstifter
uns der unglücklichen Nummer vier zuwenden?«
» Warum nicht«, antwortete ich, woraufhin Rob in der Küche verschwand und kurz darauf mit zwei Flaschen zurückkam, die von der Kälte beschlagen waren.
» Opfer Nummer vier war Charity Beddoes, Studentin der London School of Economics– Mulattin, sehr hübsch, dem Vernehmen nach ausgesprochen klug, wohnte in Brixton. Sie starb am 20. November, irgendwann zwischen 2.10 Uhr, als sie bei einer Party in Kennington nach einem Streit mit ihrem Freund das Haus verließ, und 5 Uhr, als ein Taxifahrer in Mostyn Gardens ihre Leiche fand. Zunächst nahm er an, dass jemand Müll verbrannte. Doch dann hat er begriffen, was los war, und uns angerufen.«
Rob las sich die Aussage des Freundes durch. » Er sagte, dass sie ziemlich hacke war. Und außerdem stocksauer auf ihn. Er war nämlich oben mit einer anderen zugange gewesen, und Charity hatte daraus › vorschnelle Schlüsse gezogen‹. Kann man ihr ja wohl nicht verdenken. Das ist aber auch unbeschreibliches Pech, oder? Da wirst du nicht nur brutal umgebracht, sondern kriegst vorher noch mit, dass dein Freund dich betrügt.«
Ich wollte gerade etwas antworten, aber jemand anders kam mir zuvor.
» Wer hat hier was von betrügen gesagt?«
In der Tür stand Ian und sah uns beide nicht eben freundlich an.
» Oh, du bist ja schon da«, sagte ich überflüssigerweise. » Ich hab noch gar nicht mit dir gerechnet. Wie war denn der Film?«
» Ganz okay.«
Ich wartete, aber Ian sagte nichts weiter. Seine Lippen waren schmal, was nichts Gutes verhieß. » Äh… tut mir leid, ich hab’s nicht ins Kino geschafft. Du weißt ja, solche Filme sind nicht so mein Ding.«
Angewidert starrte er auf die vor uns auf dem Tisch ausgebreiteten Fotos. Lautlos schloss Rob die Akten und stapelte sie aufeinander. Ian sah ihm mit unbewegter Miene dabei zu und sagte schließlich: » Hallo.«
» Rob ist hergekommen, weil wir noch mal über den Fall reden wollten. Du erinnerst dich doch noch an ihn, oder?« Sie hatten sich vorigen Sommer bei einer Grillparty mit meinen Kollegen kennen gelernt. Es war keine besonders erfreuliche Begegnung gewesen, wie mir leider etwas zu spät einfiel.
Ian sah ihn wenig überschwänglich an. » Wie geht’s?«
» Passt, und dir?«
» Passt.«
Schweigen. Zur Überbrückung fragte ich: » Und, wie geht’s Julian und Hugo?«
» Ganz gut.« Er taute ein bisschen auf. » Hugo ist gerade von den Malediven zurück.«
» Oh, von den Malediven«, wiederholte Rob. » Hübsch.«
Man musste Rob schon sehr gut kennen, um zu merken, dass er Ian gerade veräppelte. Ich schaffte es, nicht darauf zu reagieren. Glücklicherweise bekam Ian nichts davon mit, oder aber er verkniff sich seine Reaktion ebenfalls.
» War anscheinend ein toller Urlaub.« Ian sah mich an. » Ich bin eher los, weil ich wissen wollte, ob alles okay ist bei dir.«
» Oh, danke. Echt lieb von dir. Wäre aber wirklich nicht nötig gewesen.«
» Ja, ich merke auch gerade, dass meine Sorge total überflüssig war. Du hättest mir doch ruhig sagen können, dass ihr euch einen gemütlichen Abend macht.«
» Wir haben gearbeitet.«
Statt einer Antwort zog er eine Augenbraue hoch und fixierte die leeren Bierflaschen auf dem Tisch. Das ärgerte mich, sehr sogar. » Willst du jetzt allen Ernstes eine Szene machen, ja? Vor meinem Kollegen?«
Rob stand auf und streckte sich. » Das war mein Stichwort. Ich mach dann mal los«, sagte er in den Raum hinein. » Ich find alleine raus. Bis Montag dann, Kollegin.«
» Nimm dir das restliche Bier mit. Wär schade, wenn es bei uns umkommt.«
Rob nickte mir zu und schob sich an Ian vorbei, der zwar beiseite trat, mich aber nicht aus den Augen ließ. Ich hörte Robs Schritte in der Küche, dann auf der Treppe, und kurz darauf klappte die Eingangstür. » Super, Ian. Vielen Dank auch.«
Er neigte den Kopf zur Seite. » Tut mir leid. Du hättest mir doch sagen können, dass du die Wohnung mal für dich haben willst. Ich bin wohl ungelegen gekommen?«
» Meine Güte, sieht es denn danach aus, als hätten wir uns zusammen amüsiert?«
» Na, ich denke, ein bisschen Spaß werdet ihr schon gehabt haben. Nun komm mal wieder runter, Maeve. Ich weiß schon, dass du lieber arbeitest, als irgendwas anderes zu machen. Erzähl mir bloß nicht, es hat dir leidgetan, dass du nicht mit mir und den Jungs ins Kino gegangen bist.«
» Nicht besonders«, gab ich zu. » Aber das liegt vor allem daran, dass ich nicht allzu viel mit
Weitere Kostenlose Bücher