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Der Brandstifter

Der Brandstifter

Titel: Der Brandstifter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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Briefkopf der Firma existierte. Ich malte einen weiteren schwarzen Punkt neben ihren Namen auf meiner Liste.
    » Rebecca war also unzuverlässig geworden. Wann hat das angefangen?«
    » Vor sechs Monaten ungefähr. Aber es wurde immer schlimmer. Und irgendwann kam sie dann gar nicht mehr zur Arbeit– sie fehlte einfach drei Tage am Stück und tauchte danach einfach wieder auf, als wäre nichts gewesen. Außerdem hat sie immer mehr abgenommen. Sie bekam schon richtig Falten um die Augen– hier«, sagte Jess und zeigte an ihrem eigenen sehr glatten und sehr perfekten Gesicht, was sie meinte. » Ich hab mir echt Sorgen um sie gemacht. Sie sah immer dürrer aus. Wahrscheinlich muss man sich einfach entscheiden zwischen Figur und Gesicht, wenn man in dieses Alter kommt.«
    » Sie war 28«, hörte ich mich beleidigt sagen. Zufällig war das auch mein Alter.
    » Ja, ja, genau.« Ein kurzes Schweigen entstand, und Jess blinzelte mich an. Mit 28 galt man also schon als alte Schachtel. Ich spürte eine leichte Unsicherheit in mir aufsteigen. Zum Glück musste ich Rebeccas Assistentin, deren Redefluss inzwischen voll eingesetzt hatte, nicht weiter zum Sprechen motivieren.
    » Es waren immer so Kleinigkeiten, wissen Sie? Zum Beispiel hätte sie sich dringend die Haaransätze mal wieder nachfärben lassen müssen. Oder einmal kam sie mit einer riesigen Laufmasche in der Strumpfhose ins Büro und hat es nicht gemerkt.«
    » Das sind aber alles keine Beweise«, wandte ich ein. » Jeder kann mal eine Laufmasche übersehen. Und wenn sie viel zu tun hatte– zum Beispiel weil sie sich selbständig machen wollte–, ist sie vielleicht einfach nicht zum Haarefärben gekommen.«
    Jess schüttelte den Kopf. » Ausgeschlossen. Rebecca war perfekt. › Optik ist absolut entscheidend.‹ Das hat sie mir immer wieder gesagt. Und ich hab ja die Termine gemacht für ihre Behandlungen. Einmal pro Woche Massage und Kosmetik alle vierzehn Tage. Außerdem ist sie jeden Dienstag um die Mittagszeit zur Maniküre und Fußpflege gegangen. Alle sechs Wochen war Haareschneiden dran und einmal im Monat Haarefärben. Aber zum Schluss ist sie zu ihren Terminen einfach nicht mehr hingegangen. Früher hatte sie immer ein Kostüm in Reserve hier hängen, für den Fall, dass ihr mal ein Malheur passierte– ungepflegte Kleidung konnte sie absolut nicht ausstehen. Genauso war es mit ihrem Büro. Sie sagte immer, dass sie sich selbst im Dunkeln auf ihrem Schreibtisch zurechtfinden würde, weil da nämlich alles seinen Platz habe.«
    Ich machte mir eine Notiz dazu, denn ich fand es komisch, dass Rebecca in der Lage gewesen war, bei der Arbeit alles tipptopp in Ordnung zu halten, während ihre Wohnung laut Louise das reinste Chaos war.
    Jess fuhr fort. » Sie wirkte immer so beherrscht, als hätte sie alles voll im Griff, wissen Sie? Was irgendwie komisch war, denn sie hatte total Probleme mit Bulimie.«
    » Woher wissen Sie das?«
    » Also, das war ihr großes Geheimnis. Niemand außer mir hatte davon eine Ahnung, und ich wusste es auch nur deshalb, weil mein Arbeitsplatz gleich neben der Toilette ist und ich sie durch die Wand hören konnte– ja, ja, ich weiß, der beste Platz im ganzen Büro, ich Glückspilz. Mittags hab ich ihr immer was zu essen besorgt und dachte dann, tja, lange wird’s nicht drinbleiben. Was soll’s, sie war eben auch nur ein Mensch. Sie hatte halt ihre Vorstellung, wie sie aussehen wollte, und das war der einfachste Weg. Trotzdem hatte sie sich gut im Griff.« Sie hielt kurz inne, fuhr sich mit beiden Händen in die Haare und schüttelte sie zurecht. Dann redete sie weiter. » Es war erst vor ein paar Monaten, dass alles irgendwie aus dem Ruder lief. Sie war nicht mehr sie selbst. Und außerdem hatte sie überhaupt nicht vor, eine eigene Firma zu gründen, das ist totaler Scheiß.«
    Ich muss überrascht ausgesehen haben, denn sie lief rot an und hielt sich die Hand vor den Mund.
    » Entschuldigung, das ist mir jetzt so rausgerutscht. Aber es stimmt. Sie wollte auf keinen Fall kündigen. Ihr hat es hier echt gut gefallen, und mit Mr. Ventnor ist sie auch super ausgekommen. Sie ist manchmal einfach so in sein Büro gegangen, hat auf seinem Schreibtisch gesessen und mit ihm gequatscht. Das hatte hier sonst keiner drauf. Irgendwie hat sie sich von ihm überhaupt nicht einschüchtern lassen.«
    » Hätte sie denn sollen?«
    » Ja klar«, sagte Jess mit großen Kulleraugen. » Wir haben alle total Schiss vor ihm. Entschuldigung, ich

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